Mittwoch, 21. September 2016

Requiem - gesegneter Alltag

Liebe Trauerfamilie, liebe Schwestern und Brüder.
  • Totengedenken bedeutet immer auch Trauer, weil man einen lieben Menschen loslassen muss.
  • Totengedenken bedeutet aber auch tiefe Dankbarkeit dafür, dass man diesen lieben Menschen gehabt hat. 
  • Totengedenken bedeutet auch, dass man sich überlegt, was kommt denn nach dieser Schwelle des Todes und dabei stellt man sich vielleicht auch für einen kurzen Moment die Sinnfrage.
Sicher ist man bei einer Trauerfeier immer drauf und dran alles zu organisieren und richtig real und bewusst wird einem der Abschied dann erst in den stillen Abendstunden des Herbstes, bei ruhigem Kerzenschein oder wenn man an Allerheiligen am Grab der Mutter, Schwiegermutter und Oma steht. 

Bei unserm Trauergespräch haben wir kurz darüber geredet, wie denn der Mensch dann in der Ewigkeit ist? Wenn er doch vorher so gebrechlich und in vielem auch geistig eingeschränkt gewesen ist, wie schaut er dann nachher aus?

Die Antwort aus den Evangelien und aus den Paulusbriefen sind schon ziemlich konkret und zum Teil unerhört, da sie ja auch die Auferstehung des Leibes ansprechen.

Wir haben eben aus dem Brief an die Korinther gehört - die Tageslesung am Todestag Eurer Mutter und Oma; den Auferstehungsbericht habe ich aus dem Matthäusevangelium genommen, da wir heute das Fest des heiligen Apostels Matthäus feiern.

Paulus vergleicht Leben und Tod mit dem Säen im Garten oder auf dem Feld. Und hier scheint letztlich der alte Vergleich auf, dass das Weizenkorn, das in die Erde fällt stirbt und dann neues Leben entstehen kann. Dieser Vergleich wird vor allem auf Christus bezogen. Er ist für uns gestorben. Und wir sind durch die Tauf hineingenommen in sein Leben und seinen Tod und seine Auferstehung. Dies ist unser Glaube.
Und hier erwähnt Paulus einen unverweslichen Teil von uns Menschen. Ja er nennt ihn sogar „herrlich“.
Aber nichtsdestotrotz sehen wir nur das verwesliche, irdische bzw. vergängliche.

Gerade beim eben gehörten Lebenslauf erinnerten wir uns an das Gute und Beschwerliche von NN. Dabei denken wir auch an Abstammung im menschlichen Sinn. Paulus weist in seinem Brief auf unsere himmlische Abstammung hin.
Sind wir Menschen nicht vor allem ein Gedanke Gottes. Kommen wir nicht von ihm und kehren zu ihm zurück? Mit allem was uns ausmacht, was wir sind und haben. Bevor irgendwer an uns denkt und sich an uns erinnert, ist es doch der Herrgott, von dem wir entstammen und der uns wieder bei sich aufnimmt.

Auch der Evangelist Matthäus macht deutlich, dass sich bei der Auferstehung nicht nur um ein Weiterleben der Seele in irgendeinem sphärischen Raum handelt.

Da ist von einem Ereignis die Rede, das die Umstehenden erschüttert und verunsichert.

Erdbeben, Furcht, Zittern und Ratlosigkeit. <— Das sind die menschlichen Erscheinungsformen der Auferstehung. Und doch ist in diesem kleinem Bericht über die Auferstehung ein Vers enthalten, der für Theologen unserer Tage neben dem Auferstehungsengel und dem Stein am Grab und dem Erdbeben ebenso hervorsticht und für uns als gläubige Christen entscheidend ist: „Geht und sagt meinen Brüdern, sie sollen nach Galiläa gehen und dort werden sie mich sehen.“

Es ist da wo sie aufgewachsen sind, wo sie Fischer waren und wo sie Jesus zuerst begegnet sind. So ist es der Alltag, Ihr und mein Alltag, wo wir dem auferstandenen Christus begegnen.

Liebe Trauerfamilie. Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Alltag. Gemeinsame Tage, in denen sie sich gegenseitig trösten und sich gegenseitig Hoffnung spenden.

Und auch wenn das in einem Requiem eigentlich keinen Platz hat oder keinen Platz zu haben scheint:
Ich wünsche Ihnen ein frohes Herz.
  • Totengedenken bedeutet immer auch die Gewissheit, dass der Tod nicht das Ende ist, sondern der Übergang in eine neue Wirklichkeit, wo Eure liebe verstorbene NN jetzt unsern himmlischen Gott schaut.