Samstag, 20. Oktober 2018

die Linzer Glocke in Frauenberg

Predigt am 20. Oktober 2018 in Frauenberg - Texte vom Freitag der 28. Woche im Jahreskreis
Liebe Wallfahrer. 
Die „Linzer Glocke“, gespendet von den Wallfahrern aus Oberösterreich. 85% der unserer Wallfahrer stammen schließlich aus der Diözese Linz. 
Auf der facebook-Seite des Stiftes Admont wurde das klingende Video gepostet. Und dann entsprechend geliket. Viele kommentierten: „wunderschön“. Eine Frau schrieb drunter: „Der Klang ist so rein..und schön…“ Und dies wurde von jemandem kommentiert: „Rein ist der nicht, das ist der schmutzige Klang der Pharisäer.“ 
Das kann man jetzt als Kirchenkritik sehen. Und ich möchte hier ausnahmsweise mal psychologisieren. Der Klang einer Glocke oder eine Geläuts entspricht immer unserer eigenen Gemütslage. Wenn der Mensch in Trauer ist, hört er ein Trauergeläut. Wenn er in Freude ist, hört er ein Freudengeläut. Das liegt wahrscheinlich einfach daran, dass ein Glocke so viele Untertöne hat und man immer das raushört, was in einem selber klingt. 
Glocken sind seit alter Zeit ein Zeichen von uns Christen. Sie rufen täglich mehrmals zum Gebet und zum Innehalten. Sie markieren Höhepunkte der Woche und machen den Festtag zum Festtag.
Ähnlich verhält es sich übrigens auch mit dem heiligen Paulus.

Sonntag, 14. Oktober 2018

Mensch - Jesus - Gott <-- eine Symbiose

Vor 150 Jahren gab es die Alpen nicht. Es gab aber bereits Pflanzen. Aber keine Blüten.

Die Blüten sind ein Ergebnis von Zusammenarbeit zwischen Bestäuber (etwa die Hummel) und Baum oder Blume etc. Symbiose nennt man das. Der eine braucht den andern. Ist geradezu abhängig vom andern. Würde ohne den andern planlos und leicht angreifbar dem Untergang geweiht sein.

Auch die Korallenriffe sind ohne Symbiose nicht denkbar. Steinkorallen und einzelligen Algen brauchen einander und bilden zusammen die wunderbare Schöpfung.

Viele Bäume könnten die Trockenheit nicht aushalten, könnten kein Wasser ziehen ohne Pilze an ihren Wurzeln.

Im Gegensatz zum Parasitentum profitieren bei der Symbiose beide Seiten. Die Symbiose als Idealzustand. Aber es gibt ihn - in der Natur. Ein sich gegenseitiges Befruchten.

Sicher kann man das auf die menschliche Ebene erheben und sagen: Wir Menschen bedürfen einander um ein gutes Leben zu führen.

Und sicher kann man das auf die göttliche Ebene erheben und sagen: Gott liebt den Menschen und zeigt ihm seine Liebe in der Schöpfung. In jedem menschlichen Angesicht. Und umgekehrt sehnt er sich nach unserer Liebe und unserm Vertrauen, was wir ihm zurückgeben.

Diese Symbiose - dieses Zusammenleben zwischen Gott und Mensch wird in der Ikone Gottes, in Jesus Christus für uns sichtbar und erfahrbar. „Ich und der Vater sind eins.“ Und gerade deshalb verweist Jesus Christus immer wieder auf seinen himmlischen Vater und schreibt ihm alles Gute zu. „Nur er ist gut.“
Uns begegnet im heutigen Evangelium Jesus als der, der uns zu unserm himmlischen Vater führen will.
Dreimal in den Evangelien scheitert Jesus dabei. (vgl. Klaus Berger).

  • Wenn es darum geht in seiner Heimat Wunder zu wirken.
  • In der Jüngerberufung des Judas Iskariot.
  • Und in der Berufung des reichen, jungen Mannes <— was wir gerade gehört haben.
„Der Mann aber war betrübt, als er das hörte, und ging traurig weg; denn er hatte ein großes Vermögen.“ Markus 10,22.
Heute geht keiner mehr traurig weg. Wir reden uns ein, dass wir beides haben können: Bindung an den Reichtum, an alles Materielle und gleichzeitig glauben wir ja eh an Gott und gehen in die Kirche und zahlen Kirchenbeitrag. Reicht doch eh. Ich habe meine Schuldigkeit getan.

Ja, seine Schuldigkeit hat der reiche Jüngling aus dem Evangelium auch getan.

Natürlich bietet Reichtum Sicherheit. Man fährt doch lieber mit einem gescheiten Auto als mit einer Schrottkarre, wo man jedesmal die Luft anhalten muss. Man hat doch eine Versicherung und eine ÖAMTC Mitgliedschaft, weil man sich so sicherer fühlt. Man spart ein Geld, weil ja etwas passieren könnte.
Sicherheit kostet halt. Will Jesus uns diese Sicherheit nehmen?
Ja, will er, wenn es eine vermeintliche Sicherheit ist. Eine Sicherheit, die uns denken lässt, wir könnten ohne die Hilfe des anderen in das Himmelreich gelangen.
So wie wir uns dem Reichtum verschreiben und alles opfern und alles investieren, sollen wir in das Himmelreich alles investieren. Das muss wuchern, sich verdreifachen, Früchte tragen.
Jesus macht im Evangelium hier Werbung für die Symbiose mit Gott. Lassen wir uns beschenken von der Liebe Gottes und antworten wir auf diese Liebe, die keine Einbahnstraße ist.
Jesus macht im Evangelium hier Werbung für die Symbiose zwischen uns Menschen. Machen wir uns abhängig. Gehen wir lieber Gefahr von Parasiten benutzt zu werden als uns wie urzeitliche Farne ohne Blüten durchs Leben zu schleichen. Blüten des Lebens gibt es nur im Miteinander - Leben.

»Man kann nicht mehr so leben, als ob es Gott nicht gäbe. Wer Gott umarmt, findet in seinen Armen die Welt, und wer in seinem Herzen das Gewicht Gottes aufnimmt, empfängt auch das Gewicht der Welt« (Madeleine Delbrêl).

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