Sonntag, 11. November 2018

Predigt zum 31. Sonntag im Jahreskreis - Witwe von Sarepta

Letzte Woche war ich in einer Volksschule (nicht in Ardning) und kam mit der Frau Religionslehrerin in die erste Klasse. Vorne auf dem Schreibtisch der Lehrerin stand an exponierter Stelle ein Buch: „Zum Glück lebst du nicht im Mittelalter - Begegnungen auf die du gut verzichten kannst.“ 
In leichter Sprache wird den Kinder darin erklärt wie finster das Mittelalter war. Und dabei erfahren sich auch gleich, was ein Priester damals war:
„Er ist schlau und gerissen und hält Ausschau nach Menschen, die die Gesetze der Kirche brechen.“
Die Klassenlehrerin hat sich, als ich dieses Buch der Woche entdeckte auch gleich entschuldigt und erwähnt, dass da vieles nicht drin stimme und es total überzogen sei. Das fand ich gut. Schließlich wollte uns die Aufklärung doch lehren, dass es keine Schwarzweißmalerei gibt? Oder wollte sie das? Oder wollte sie nur ihre eigene Überlegenheit darstellen und hat dabei das Mittelalter mit allen dunklen Tönen bemalt, die der Malkasten hergab?

Sonntag, 4. November 2018

Predigt zum 31. Sonntag im Jahreskreis - "Nur Du"

Vor vierzig Jahren schon hat ein evangelischer Pfarrer aus Bayern ganz herrlich lustige Bildergeschichten über Kirche, Glaube, Bibel oder Ökumene veröffentlicht. Tiki Küstenmacher sein Name. Den größten Hit lieferte er aber mit seinem Buch „simplify your life“. (= vereinfache dein Leben) 2001 veröffentlicht wurde es zum Bestseller, weil die Leute sich ihres ganzen Kruschs endlich entledigen wollten. Unkompliziert. Auf das wesentliche beschränkt.
Vor 56 Jahren machte sich die katholische Kirche ja auf einen ähnlichen Weg. 1962-1965 tagte in Rom das 2. Vatikanische Konzil. Viele Riten wurden vereinfacht; unzählige Heiligenfeste wurde gestrichen oder zusammengefasst; vieles äußerliche, wo man den Sinn nicht mehr sah, wurde abgeschafft.
Auf das wesentliche - auf Christus Jesus - wollte man sich zentrieren und vieles was in den Jahren sich angehäuft hatte, einfach wegfegen. So eine Art „simplify your church“. Vereinfache deine Kirche. Auf das wesentliche beschränkt.
In meinen knapp 14 Jahren in Admont habe ich es mindestens zweimal erlebt, dass ein Priester, der so viel hatte, diesen ganzen Ballast abgeworfen hat und sich auf das wesentliche beschränkt hat. Monsignore Fötsch

Donnerstag, 1. November 2018

Predigt Allerheiligen - Über den Tod hinaus.

Wann sonst sollten wir an unsere Toten denken, wenn nicht im November. Dieser Monat, in dem die Natur eine Sterbeprozess durchläuft, das Leben sich zurückzieht; das alles erinnert uns ans Sterben. 
Und genau deshalb ist es wichtig, dass wir Christen den November mit diesem kleinen Osterfest beginnen. Allerheiligen als Osterfest im Herbst; es erinnert uns daran, das unzählige Menschen nach ihrem Tod ganz bei Gott sind. 
Es wichtig, dass wir an unsere Toten denken und dass wir für sie beten. Friedhofsgang, Messen für die Toten feiern, ein Bild unserer Toten im Herrgottswinkel <— das alles ist eine lebendige Erinnerungskultur, die gespeist wird von unserm Glauben an die Auferstehung der Toten.
Natürlich nervt mich dieses ganze Halloweenspektakel, da es meiner Vorstellung von Leben und Tod und Auferstehung ziemlich zuwiderläuft.
Aber in einer Sache stimmt es mich doch nachdenklich: Ob es nicht doch ein Tor zwischen der Sphäre der Toten und unserer Welt gibt?!
Mindestens einer ist doch schon mal zurück gekommen?! Im Glaubensbekenntnis sprechen wir es gleich zwei Mal aus: 
Und an Jesus Christus, (…) gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten, (..)
Ich glaube an den Heiligen Geist,
die Auferstehung der Toten und das ewige Leben.
  • Das ist kein Glaube, der in eine Sackgasse führt. Das ist ein Glaube, der Hoffnung macht. 
  • Das ist kein Glaube, der den Tod verherrlicht. Das ist ein Glaube, der das Leben des Menschen über den Tod hinaus verherrlicht.
Etwas bleibendes. Gerade im Gedenken an unsere Toten wird es ja meist auf dem Partezettel formuliert: 
„Wenn ihr mich sucht, sucht mich in eurem Herzen.“
Und auf einem anderen Partezettel las ich:
„Treue Mutter, habe Dank

für deine Sorg’ und Güte.

Sorge jetzt an Gottes Thron,

das er uns behüte.“
Man merkt hier richtig, dass ein katholisches Totengedenken eine wechselseitig Beziehung sein kann: Wir beten für die Toten und die Toten beten für uns.
Warum auch nicht? Und ganz in diesem Sinne, kann man mit unseren Toten kommunizieren. Kann sie um Fürsprache bitten und umgekehrt, kann man die Barmherzigkeit Gottes auf sie herabflehen. 
Wir alle (vor allem natürlich die musikalischen Menschen unter uns 😃) wünschen uns Harmonie in unserm Leben. Und gerade da, wäre es doch geboten, das Sterben und den Tod nicht auszuklammern. Das Sterben (auch unser eigenes Sterben) und der Tod sind Erfahrungen im Leben die wir nicht professionell anderen überlassen sollten, sondern Sterben und Tod kann man in sein Leben integrieren. 
Bitte nehmen sie das Angebot der Krankensalbung ernst und rufen sie nicht erst einen Priester in der letzten Minute. 
Bitte beten sie den Rosenkranz, wo wir ja für uns und unsere Lieben auch um eine gute Sterbestunde beten.
Vergessen wir auch den heiligen Josef nicht, den Patron der Sterbenden. 
Es loht sich, weil wir über den Tod hinaus leben. 
Gerade das ist ja die Botschaft der Seligpreisungen, die heute in der Heiligen Messe weltweit verkündet wurden und werden:
Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden.
Selig, die rein sind im Herzen; denn sie werden Gott schauen. (Mt 5)
In der Gewissheit, dass sie und ich, einst vor Gottes Angesicht treten werden. Ihr Pater Ulrich

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