Samstag, 8. Februar 2014

Mit dem ICE durch die Kirchengeschichte - heute: Cluny

Zur Zeit haben Kampftrinker die Oberhand im (a-)sozialen Netzwerk Facebook. Da trinkt einer eine halbe Bier auf ex und lädt dann drei Leute ein, es ihm gleich zu tun; wer das nicht innerhalb von 24 Stunden macht, muss einen Kasten Bier zahlen.
Viele wollen sich da nicht lumpen lassen und machen mit. So verbreitet sich das dann ganz schnell über unser Land und die Jugend wird so auch breit.
Das funktioniert wie ein Kettenbrief  oder ein Schneeballsystem.
Eine schnelle Verbreitung ist vorprogrammiert. In der Kirche gibt´s das ohne breite Schädel in der Osternacht, wenn das Licht der Osterkerze an die Gläubigen verteilt wird. In wenigen Minuten ist die Kirche dann hell erleuchtet, weil jeder sein Licht weitergibt.
Vom 10. bis ins 13. Jahrhundert gab es mehrere Ordensgemeinschaften, die sich in ähnlicher Weise schnell viral verbreitet haben. Die Benediktiner von Cluny, die Zisterzienser und die Dominikaner und Franziskaner.
Eine jeweils überzeugende Idee von Christusnachfolge, die sich verbreitete und die Menschen begeisterte.
Und genau daran hat Jesus Christus gedacht, wenn er im Sonntagsevangelium vom Licht spricht. Man kann dieses Licht nicht für sich behalten, sondern muss es weitergeben.

Détails du clocher de l'eau bénite et clocher de l'horloge de l'abbaye de Cluny

Im Jahre 910 gründete Wilhelm III. von Aquitanien in Burgund das Kloster Cluny. Das besondere an dieser Gründung war die Eigenständigkeit der Abtei. Es war nämlich immer wieder üblich, dass der Kaiser oder Bischof den Abt und die Politik des Klosters bestimmten und immer wieder eingriffen.
So eine Eigenständigkeit ist  schon was wichtiges. Letztlich hat sich das ja fortgesetzt bis in die katholische Soziallehre. Nicht immer von oben „helfend“ eingreifen, sondern die untere Einheit (zB Pfarre, Kloster, das Land, die Gemeinde) soll sich selbst um ihre Belange kümmern. (Stichwort: Subsidiarität).
Und aus dieser Eigenständigkeit hat die Abtei Cluny etwas gemacht. Man hat viel gebetet, die Mönche waren sehr asketisch (inklusive des Herrn Abtes) und vor allem wurden die Armen nie vergessen. Was ein Kloster Gutes tut - daran ist es zu messen - ganz im Sinne der heutigen ersten Lesung aus dem Buch Jesaja:

Teile an die Hungrigen dein Brot aus, nimm die obdachlosen Armen ins Haus auf, wenn du einen Nackten siehst, bekleide ihn.

Bis in unsere heutige Zeit ist das längst aufgelöste Kloster Cluny wichtig, dort das Gebet für die Verstorbenen in besonderer Weise gepflegt wurde. Der Allerseelentag, den wir jedes Jahr am 02. November begehen, ist eine Erfindung des Abtes Odile von Cluny im Jahre 998.
Dieses Totengedenken hat man aber nicht nur durch entsprechende Gebete begangen, sondern man hat sie verbunden mit der Sorge um die Armen. 30 Tage lang nach dem Todestag eines Mönchs wurde einem Armen die Mahlzeit gereicht, die dem Toten zu seinen Lebzeiten zustand. Und wenn sich der Todestag jährte wurde das gleiche gemacht. Das konnte man zwar nicht immer so fortführen, aber man hat die Armen in der Blütezeit von Cluny nie vergessen.

Solche Bräuche gibt es heute auch vereinzelt. ZB, wenn auf der Parte heißt: Statt Blumen und Kränze bitten wir um eine Spende auf das Konto… Aber oft geht es bei ihnen und bei uns im Kloster nur darum, alles unter den Hinterbliebenen aufzuteilen, aber nicht darum, wo man den Armen jetzt helfen kann.

Totengedenken und Gutes-Tun - eine Verbindung, die es lohnt, wieder vermehrt herzustellen.

Die Reformen von Cluny wurden weitergereicht. Es gab viele Abteien, die abhängig waren von Cluny - ganz im Gegensatz zum Subsidiaritätsprinzip. Es gab aber auch Reformbewegungen, die nur einen Teil der Reformen übernahmen. Den hoffentlich besten Teil. So kam diese Reform dann auch über den Schwarzwald nach Admont. Und von hier wurden wieder 25 Klöster reformiert.
So ist es bei einer Reform vielleicht gerade richtig, dass man nicht alle über einen Kamm schert, sondern auf die Eigenheiten der Länder und die Befindlichkeiten vor Ort Rücksicht nimmt.
Beten wir also und strengen uns an, dass unser Licht vor den Menschen leuchtet, damit sie unsere guten Werke sehen und unsern Vater im Himmel preisen.

Quellen:
Schütz, Chr., Rath, P. (Hg.), Der Benediktinerorden: Gott suchen in Gebet und Arbeit, Mainz 19943.
Clemens M. Kasper,Klaus Schreiner (Hg.), Viva vox und ratio scripta. Mündliche und schriftliche Kommunikationsformen des Mittelalters, Münster 1997. 

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