Samstag, 24. Dezember 2016

Heiligabend 2016

Kaum ein anderes Fest ist so herrlich überladen wie Weihnachten und der Heilige Abend davor. Und ehrlich gesagt, finde ich das gar nicht schlecht. Welche Mühe sich das Christkind und seine liebenden Helfer macht. Welche Freude, wenn das Haus geschmückt, man anderen Freuden bereiten darf und man soviel guten Wünsche spendet und empfängt.
Kaum ein anderes Fest ist so sehr mit Erinnerungen belegt wie Weihnachten. Es sind vor allem Kindererinnerungen, die den Zauber dieser Heiligen Nacht ausmachen. Ich denke daran, dass mir jemand erzählt hat, dass sie als Kinder immer mit Schlitten zur Christmette gefahren sind. Und ich finde das so lustig und stelle mir das immer als ein ganz besonderes Fest der Familie vor.
Ich wünsche Ihnen allen, dass dieser Zauber der Heiligen Nacht nicht verfliegt. Und ich glaube durchaus, dass das möglich ist; dass verweilen kann vor der Krippe und vor dem Mensch gewordenen Gottessohn und dass man vergisst, was Schlechtes hinter einem liegt.
Mir ist da gestern Abend etwas eigenartige passiert. Ich habe einen Bruder besucht und mich lange mit ihm unterhalten. Es war ein nettes und gutes Gespräch und wir haben uns beide wirklich sehr gern. Und dann bin ich auf mein Zimmer. Habe mit meinem Handy gespielt und auf einmal gemerkt, dass das ein Video drauf ist. Ich habe aus Versehen ca. 4 min unseres langen Gesprächs aufgenommen. Und da lasse ich mich in diesem Gespräch aus über ein Geschehen, dass schon so lange her ist. Ich muss gestehen, ich wusste gar nicht, wie nachtragend ich bin.
Da fiel mir auf, wir trage nicht nur schöne Kindheitserinnerungen mit uns rum. Wir tragen nicht nur das Gute und Fröhliche im Herzen. Nein, da ist oft soviel Schlechtes, was wir einem anderen nachtragen, WO WIR DOCH AUCH ALLEN GRUND DAZU HABEN.
An Weihnachten ist das vielleicht nicht so und ich möchte ihnen auch nicht die Feierlaune verderben. Aber ich möchte sie einladen mit mir jetzt zur Krippe zu gehen und auch einen Moment Stille zu halten. Vielleicht haben sie einen Gedanken, der sie belastet und immer wieder runter zieht. Nehmen sie diesen Gedanken. Stellen sie sich diese traurige Situation nochmal vor und legen sie diesen Gedanken in die Krippe.
Gott wird doch Mensch. Er hatte rein menschlich gesehen keinen Anlass nochmal mit uns neu anzufangen; hat es aber getan. Fangen wir neu an. So wie er mit uns neu angefangen hat. Nicht nachtragend, sondern bedingungslos liebend.

Mittwoch, 21. September 2016

Requiem - gesegneter Alltag

Liebe Trauerfamilie, liebe Schwestern und Brüder.
  • Totengedenken bedeutet immer auch Trauer, weil man einen lieben Menschen loslassen muss.
  • Totengedenken bedeutet aber auch tiefe Dankbarkeit dafür, dass man diesen lieben Menschen gehabt hat. 
  • Totengedenken bedeutet auch, dass man sich überlegt, was kommt denn nach dieser Schwelle des Todes und dabei stellt man sich vielleicht auch für einen kurzen Moment die Sinnfrage.
Sicher ist man bei einer Trauerfeier immer drauf und dran alles zu organisieren und richtig real und bewusst wird einem der Abschied dann erst in den stillen Abendstunden des Herbstes, bei ruhigem Kerzenschein oder wenn man an Allerheiligen am Grab der Mutter, Schwiegermutter und Oma steht. 

Bei unserm Trauergespräch haben wir kurz darüber geredet, wie denn der Mensch dann in der Ewigkeit ist? Wenn er doch vorher so gebrechlich und in vielem auch geistig eingeschränkt gewesen ist, wie schaut er dann nachher aus?

Die Antwort aus den Evangelien und aus den Paulusbriefen sind schon ziemlich konkret und zum Teil unerhört, da sie ja auch die Auferstehung des Leibes ansprechen.

Wir haben eben aus dem Brief an die Korinther gehört - die Tageslesung am Todestag Eurer Mutter und Oma; den Auferstehungsbericht habe ich aus dem Matthäusevangelium genommen, da wir heute das Fest des heiligen Apostels Matthäus feiern.

Paulus vergleicht Leben und Tod mit dem Säen im Garten oder auf dem Feld. Und hier scheint letztlich der alte Vergleich auf, dass das Weizenkorn, das in die Erde fällt stirbt und dann neues Leben entstehen kann. Dieser Vergleich wird vor allem auf Christus bezogen. Er ist für uns gestorben. Und wir sind durch die Tauf hineingenommen in sein Leben und seinen Tod und seine Auferstehung. Dies ist unser Glaube.
Und hier erwähnt Paulus einen unverweslichen Teil von uns Menschen. Ja er nennt ihn sogar „herrlich“.
Aber nichtsdestotrotz sehen wir nur das verwesliche, irdische bzw. vergängliche.

Gerade beim eben gehörten Lebenslauf erinnerten wir uns an das Gute und Beschwerliche von NN. Dabei denken wir auch an Abstammung im menschlichen Sinn. Paulus weist in seinem Brief auf unsere himmlische Abstammung hin.
Sind wir Menschen nicht vor allem ein Gedanke Gottes. Kommen wir nicht von ihm und kehren zu ihm zurück? Mit allem was uns ausmacht, was wir sind und haben. Bevor irgendwer an uns denkt und sich an uns erinnert, ist es doch der Herrgott, von dem wir entstammen und der uns wieder bei sich aufnimmt.

Auch der Evangelist Matthäus macht deutlich, dass sich bei der Auferstehung nicht nur um ein Weiterleben der Seele in irgendeinem sphärischen Raum handelt.

Da ist von einem Ereignis die Rede, das die Umstehenden erschüttert und verunsichert.

Erdbeben, Furcht, Zittern und Ratlosigkeit. <— Das sind die menschlichen Erscheinungsformen der Auferstehung. Und doch ist in diesem kleinem Bericht über die Auferstehung ein Vers enthalten, der für Theologen unserer Tage neben dem Auferstehungsengel und dem Stein am Grab und dem Erdbeben ebenso hervorsticht und für uns als gläubige Christen entscheidend ist: „Geht und sagt meinen Brüdern, sie sollen nach Galiläa gehen und dort werden sie mich sehen.“

Es ist da wo sie aufgewachsen sind, wo sie Fischer waren und wo sie Jesus zuerst begegnet sind. So ist es der Alltag, Ihr und mein Alltag, wo wir dem auferstandenen Christus begegnen.

Liebe Trauerfamilie. Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Alltag. Gemeinsame Tage, in denen sie sich gegenseitig trösten und sich gegenseitig Hoffnung spenden.

Und auch wenn das in einem Requiem eigentlich keinen Platz hat oder keinen Platz zu haben scheint:
Ich wünsche Ihnen ein frohes Herz.
  • Totengedenken bedeutet immer auch die Gewissheit, dass der Tod nicht das Ende ist, sondern der Übergang in eine neue Wirklichkeit, wo Eure liebe verstorbene NN jetzt unsern himmlischen Gott schaut.

Samstag, 27. August 2016

Hochzeit: Stille, Uneigennützigkeit und das rechte Wort

Lesung „Die Liebe hört niemals auf.“
Liebes Brautpaar, liebe Festgemeinde.
Es gibt Lieder, die halten sich im Original oder tausend Mal gecovert einfach ganz oben. So zB. der Klassiker aus dem Jahr 1964 „The Sound of Silence.“ Tatsächlich aktuell und mit rockiger Stimme in den Ö3 Hörercharts und eigentlich aus dem Jahre 1964.
Ich weiß nicht, inwieweit, Sie die Stille begeistert. Aber sie sollte auf jeden Fall Teil unseres Lebens sein. Gerade die Stille erzeugt zwischendrin so ein Gänsehautfeeling. Vielleicht erinnern sie noch an die isländischen Fußballfans. Die wurden auch durch ihr Rufen und Klatschen bekannt und dazwischen immer lange Pausen.
Ihr seid noch jung und braucht keine lange Verschnaufpausen. Und vielleicht braucht ihr auch keine Stille. Ruhe und Stille sind ja auch nicht immer gut: Wenn Unrecht geschieht, muss man den Mund aufmachen. Wenn eine Beziehung so kühl ist, dass man sich nichts mehr zu sagen hat?!
Einmal saß ein älteres Paar in einem Café sich gegenüber. Ne halbe Stunde, ne Stunde. Kein Wort. Den unbeabsichtigten Beobachtern ringsum war sofort klar: Die haben sich halt nichts mehr zu sagen und haben sich nach so vielen Jahren nicht mehr wirklich lieb. Dann stehen beide auf. Er hilft ihr in den Mantel und streichelt ihr dabei liebevoll über die Wangen. Ich weiß nicht, ob einer der Leute ringsum das gesehen hatte. Aber so eine stille, kleine Geste zeigt oft mehr vom Miteinander vieles lautes, großes.
Ihr seid ja nicht im Kloster und müsst nicht schweigen; aber das ihr hinter dem Lärm der Zeit, hinter dem Gedröhne und der lärmenden Pauke auch immer wieder in Stille zueinander findet. Das wünsche ich Euch.
Gott ist keiner, der dröhnend daher kommt. Dies wird besonders in der Geschichte des Propheten Elija deutlich. Er zieht sich in die Einsamkeit zurück. Und es kommt ein Sturm und Gott ist nicht um Sturm; es kommt ein Feuer und Gott ist nicht im Feuer. Es kommt ein leises Säuseln. Und da weiß Elija hier ist Gott. Eher also so ein kühler Luftzug, der die Hitze des Sommers erträglich macht und uns atmen lässt.
Kurz vor seiner Hochzeit hat ein junger Mann seinen Vater aufgesucht. Er hat ihm all seine Probleme geschildert und ihm schließlich bekannt, dass ihm die Ehe mit seiner Liebsten doch eigentlich gar nichts bringen würde. Darauf sagte ihm sein Vater: Du, die Ehe ist nicht für dich.
Der Sohn schaute ihn erstaunt an; hatte er doch heimlich gehofft, dass ihm sein Vater jetzt Mut machen würde. Und dann sowas? Doch sein Vater weiter: Die Ehe ist nicht für dich. Sondern die Ehe ist dafür, da, dass Du den andern unterstützt, trägst und vor allem liebst. Wer nur an sich und sein Glück denkt, der muss klar scheitern in der Ehe.
Die katholische Ehe ist ein Sinnbild der Liebe Gottes an uns. Ja, was sage ich: DAS Sinnbild der Liebe Gottes an uns überhaupt. So wie er sein Volk liebt, sollen Mann und Frau einander lieben. So wie er uns liebt in seinem Sohn Jesus Christus, so sollen Mann und Frau einander lieben.
Und Gott hat sich nicht verschont, sondern das beste gegeben, was er hatte: SEINEN SOHN.
Ein Mann ging einmal am Abend weg, um mit seinen Freunden ordentlich zu feiern. Und irgendwie hat er es dann übertrieben. Er war sowas von zu. Er kam nach Hause und dabei ging nicht nur die Badetür kaputt, sondern er musste sich übergeben und haute eine Lampe kaputt.
Am späten Vormittag des nächsten Tages ist er mit ordentlich Schädelweh aufgewacht. An seinem Bett lag ein Zettel: ….. „Guten Morgen Schatz. Frühstück steht fertig in der Küche, musste noch einkaufen. Bis gleich. In Liebe.…“
Die Ratlosigkeit war groß. Was war geschehen? Er sah sich um und Tür und Lampe waren kaputt und sonst alles leise geputzt.
Da fragte er seine Tochter, die ihn bemerkt hatte. Sie darauf: Du bist gestern total besoffen nach Hause gekommen, hast alles kaputt gemacht und dich übergeben.
Als Mama Dich ins Bett bringen und ausziehen wollte, hast Du zu Ihr gesagt: „Fräulein, hören sie auf, ich bin glücklich verheiratet.“
Das rechte Wort zur rechten Zeit. Wenn das diesem Besoffenen gelungen ist, dann haben wir, glaube ich auch eine Chance. Ein Wort des Dankes, des Mutes, der Liebe.
Bitte gebt euch in dieser Form immer wieder den Segen, indem ihr einfach gute Wörter zueinander sprecht. Indem ihr auch gut über andere sprecht. Seid barmherzig zueinander, wie auch euer Vater im Himmel barmherzig ist.
Stille, Uneigennützigkeit und das rechte Wort zur rechten Zeit wünsche ich Euch für Eurer gemeinsames Leben. Nicht heute, weil heute wird gefeiert. Aber am Tag danach, an dem Tag, wo es nicht so freundlich scheint, aber ihr tief im Herzen spürt, dass Ihr einander habt.

Samstag, 13. August 2016

Predigt: Alles wird gut - Nein, nix wird gut.

Eigentlich wollte ich ja auf die Kanzel, damit ich Volk und Chor gleichermaßen sehe, habe mich dann aber doch für die übliche Mikrovariante entschieden, da meine Sankt Gallener das doch mehr lieben.
Wenn ich eine Kanzel sehe, muss ich immer an so einen Ausschnitt aus einem Louis de Funès - Film denken, wo er in seiner pseudofrommen Art eine Kirche betritt mit einem Geschäftsfreund ordentlich streitet und dann von der Kanzel entsprechend ermahnt wird. Der Pfarrer von oben - so ein rothaariger Schopf, so eine Art Pater Placidus auf französisch - ist einmal seinem störenden Gottesdienstbesucher ausgesetzt. Und dann ist die Kanzel dermaßen baufällig, dass die kleine Tür und das Mikrofon sich laufend öffnen und drehen und dann fängt auch noch die Kanzel an zu wackeln. Der Pfarrer hat ordentliche Probleme, sie durch sein Gewicht wieder in die richtige Position zu versetzen.
Dieses wackelnde Kanzel und der hilflose Priester sind natürlich etwas für die Lachmuskeln des Zuschauers.

Ich komme mir auch oft vor wie in so einer Kanzel oder in einem kleinen Fischerboot im Sturm - hin und her getrieben.
Da ist das schöne im Leben, diese Stunden der Dankbarkeit und Freude und dann findet man sich plötzlich wieder in irgendwelchen Traurigkeiten und Bösartigkeiten. Ein Hin und Her. Und das Leben ein kleines Schiff, das den Wellen ausgesetzt ist.
Und gerade deshalb finde ich die heutigen Lesungen so wichtig, da sie diesen Schrecken nicht ausklammern und ihnen einfach den Stempel „gottlos“ aufdrücken. So nach dem Motto, Du bist glücklich und gesund, wenn du an Gott glaubst und seine Gebote erfüllst und wenn Du doch Probleme hast, bist Du noch nicht ganz in Gottes Liebe.
Eine deutsche Moderatorin hat mal ne zeitlang jede ihrer Sendungen mit dem lächelnden Gruß „Alles wird gut“ beendet.

Ich möchte dieser Moderatorin erstmal entgegen rufen, „Nein, nichts wird gut.“
Natürlich können wir unsere Narben verstecken,

Montag, 11. Juli 2016

Hochzeit - Ehe buchstabieren: Evangelium, Holzkreuz, Edelstein

Was ist das Geheimnis einer guten Ehe? Dazu gibt es sicher viele Ratschläge. Ich muss da immer an das alte Ehepaar denken, das schon ewig lange glücklich verheiratet war und da hat man die Frau gefragt, was ist das Erfolgsrezept eurer langen Treue. Darauf sie: Wir haben da schon seit Jahren so einen Gasthof und einmal in der Woche gehen wir da hin und dann gibt es da ein richtig gutes Essen und Wein oder Bier. Bei Kerzenschein und Geselligkeit. Mein Mann geht freitags und ich gehe donnerstags dort hin.
Treue und Liebe sind für uns beim ersten Hinschauen nicht sichtbar. Einmal wurde ein Ehepaar beobachtet, wie sie öffentlich beinander saßen und über eine Stunde nichts miteinander gesprochen hatten. Als einer der beiden kurz weg musste streichelte er dem andern liebevoll über die Wangen. Kaum sichtbar.
Eine Ehepaar muss auch immer eine offene Tür haben und für andere da sein, denen es nicht so gut geht. Doch Treue und Liebe sind ein Geheimnis und einfach darin begründet, dass der eine um den andern weiß. „Liebe ereifert sich nicht, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf.“
So habe ich euch heute als Symbol dieser Treue ein kleine Schatzkiste mitgebracht. Sie steht für das Geheimnis eurer Liebe und Treue. Die tut ihr heute öffentlich bekunden und jeder hier ahnt, wie sie aussieht. Doch den genauen Wert und den Inhalt, den kennt nur ihr.

Die Gute Nachricht: auf griechisch: Ev-angelium. So wie Gott es gut mit uns meint

Sonntag, 29. Mai 2016

Requiem - Sonnengesang

Liebe Frau N, liebe Kinder und Schwiegerkinder des Verstorbenen, liebe Enkel, liebe Trauerfamilie, liebe Schwestern und Brüder im HERRN.
„Gelobt seist du, o Herr, mein Gott, um unserer Schwester willen, der mütterlichen Erde. Welche uns hält und nährt, und sie gebiert viel Früchte und bunte Blumen und Kräuter.“
So heisst es in einer Strophe des Sonnengesangs von Franziskus. Zu deutlich wird hier die innige Verbundenheit des Heiligen mit seiner Natur in Umbrien. Es erinnert uns auch daran, wie gerne Euer lieber Verstorbene im Freien unterwegs war und die Natur mit Euch erlebt hat. Auf dem Partezettel habt ihr ja geschrieben: „Wir gingen zusammen durch Sonne und Regen und niemals ging einer so ganz allein.“ Dass ist wortwörtlich gemeint bei irgendeiner Tour, aber auch im Sinne des Lebens, dass wie eine Wanderung ist, die wir gemeinsam gehen.
Dankbar blicken wir in dieser Stunde auf den gemeinsam zurückgelegten Weg. In der Sonne und im Regen.
„Lobt und preist den Herrn und sagt ihm Dank. 
Und dient ihm in großer Demut.“ <— so geht der Sonnengesang weiter und…
„Gelobt seist du, o Herr, mein Gott, um jener willen,
die Verzeihen aus Liebe zu dir,
und die Schwäche und Trübsal erdulden.
Selig, die ausharren bis ans Ende in Frieden,…“
Euer lieber Ehemann, Vater, Schwiegervater und Opa hat Euch vielleicht in den letzten Monaten und besonders in letzten wenigen Wochen gezeigt, was Geduld ist. (vgl. Jak 5,11)
Dieses Wort „ausharren“ klingt da viel zu gefühllos. Ich denke daran, wie er uneigennützig trotz seiner Krankheit eure kleinen und großen Sorgen des Alltags wahrgenommen hat und bis zur letzten Woche so hilfsbereit war, wie Ihr es von ihm sein ganzes Leben gewohnt ward.
In Eurer Familie habt ihr besonders in den letzten Wochen erlebt, dass man Liebe nur empfangen kann, wenn man sie auch gibt.
Dankbar blicken wir in dieser Stunde auf die Liebe und ihr Schenken und Beschenkt werden.
weiter Franziskus: „Selig, die ausharren bis ans Ende in Frieden, denn von dir, o Höchster, werden sie die Krone empfangen.“
So wie viele Berg mit einem Kreuz gekrönt sind, wie in der Admonter Stiftsbibliothek die Figur des Himmels gekrönt ist, so ist auch jeder Mensch von Gott gekrönt. Bei der Salbung während der Taufe heisst es: „Denn du bist Glied des Volkes Gottes und gehört für immer Christus an, der gesalbt ist zum Priester, König und Propheten in Ewigkeit“.
Voll Vertrauen blicken wir in dieser Stunde auf unseren König Christus, mit dem wir gekrönt sind in Ewigkeit.
Die letzte Strophe des Sonnengesangs hat Franziskus geschrieben, als er schon schwer krank war:
„Gelobt seist du, o Herr, mein Gott, um unseres Bruders willen, des leiblichen Todes, dem kein Mensch, der da lebt, entrinnen kann…
Selig, die deinen allerheiligsten Willen erfüllen,
denn der andere Tod wird nicht über sie kommen.“
Bruder Franziskus hat sich mit seinem eigenen Tod versöhnt und nennt ihn „Bruder“. Auch in der Admonter Stiftsbibliothek wird der Tod mit Engelsflügel dargestellt. Ich muss gestehen, dass ich bei einer Kinderführung an dieser Stelle die Kleinen immer frage, ist der Tod etwas Gutes oder etwas Böses. Nachdem man im allgemeinen Konsens erstmal vom Bösen ausgeht, kommen dann immer einige Stimmen, die dem leiblichen Tod etwas auch anders sehen: „Ja, wenn er doch so leidet…“ <— wird dann oft gesagt. Das klingt aus dem Mund eines Kindes ehrlich und irgendwie wahr. Eine Wahrheit, die ich als Lebender, als einer das Leben liebt nur schwer annehmen kann. Bitten wir in dieser Heiligen Messe um den Geist der Wahrheit und des Trostes. (vgl. Joh 16,13) Amen.

Donnerstag, 19. Mai 2016

Requiem - Jakobs Kampf mit Gott

Liebe Trauerfamilie. Liebe Schwestern und Brüder.
Die eben gehörten Texte erzählen wie Jakob im AT und Maria von Magdala im NT Gott begegnen. Beides sind mir persönlich sehr wichtige Texte aus der Bibel, die mir gerade auch in schwierigen Stunden Trost gegeben haben. Jakob kämpft mit Gott. Es scheint die einzige Möglichkeit für ihn zu sein, dass er Gott nicht verliert. Er kämpft mit Gott und er kämpft um Gott. Dieser nächtliche Kampf gipfelt schließlich in dem Satz:  „Ich lasse dich nicht los, wenn du mich nicht segnest.“
Man könnte vielleicht Jakob auch die Frage in den Mund legen: „Warum meinst du es nicht endlich gut mit mir, Gott?“ Erst nach diesem Streit, wird er vom HERRN gesegnet und versöhnt sich schließlich mit seinem Bruder.
Dieser Kampf steht auch stellvertretend für den Kampf, den der Mensch im Angesicht des Todes antreten muss. Hier erfährt man Gott oft nicht als den Gott der Leben schenkt und Kraft spendet. Statt dessen wird einem ähnlich wie im Kampf Energie genommen und man fühlt sich vom HERRN angefeindet. Man kann nicht einfach so weiter beten.
Warum lässt Gott diese Zweifel zu?
Ähnlich bei Maria von Magdala. Ich muss gestehen, dass ich dieses Osterevangelium vor einer Woche noch anders gelesen habe:

Donnerstag, 10. März 2016

Requiem - Weg, Wahrheit, Leben

Die eben gehörten Worte (Joh 14,1-10) stammen aus der sogenannten Abschiedsrede Jesu. Sie folgen dem letzten Abendmahl und der Fußwaschung und deuten darauf hin, wie unsicher die Jünger Jesu sind, weil sie nicht begreifen, dass der HERR leiden muss, dass er sterben muss und dann auferstehen soll und zu unserm himmlischen Vater heimkehren soll. Wir erfahren hier etwas vom Menschensohn Jesus Christus und somit letztlich auch vom guten Menschen.
Erst einmal ist es beeindruckend, dass der Messias nicht seine eigen Geschichte zuerst erwähnt, sondern auf die Unsicherheit und Trauer des Menschen eingeht: 
Glaubt an Gott und glaubt an mich, euer Herz lasse sich nicht verwirren.
oder: Ich gehe um euch einen Platz beim himmlischen Vater vorzubereiten.
Unser aller Ziel ist dieses himmlische Platzerl an der Seite Jesu und aller Heiligen.

Und der Weg dorthin? Auf diese Frage des ungläubigen Thomas weist Jesus auf sich selbst hin:
Ich bin Weg, Wahrheit, Leben.
Ziemlich sicher hat euer lieber Verstorbene euch auch so ein Beispiel gegeben und euch allen Orientierung geschenkt. Dass er seinen selbstbestimmten Weg gegangen ist und mit Mut und Entschlossenheit angepackt hat: Sei es in der Firma und bei seinen verschiedenen Hobbys. Ein Beispiel auch, was die Wahrheit betrifft, weil man auf sein Wort zählen konnte und, wenn die Leute von ihm Hilfe brauchten, er immer bereit war; sein JA war eben auch ein JA.
Der Verstorbene war uns ein Beispiel, wenn es um das Leben ging. Nicht nur durch seinen Fleiß, sondern auch als fröhlicher Gesellschaftsmensch hat er sein Leben geliebt. Ich glaube, dass ist eine der wichtigsten Eigenschaften, die ein Mensch haben kann: Sein Leben leben und die Chancen, die es bereit hält, freudig anzunehmen.

Verehrte Trauerfamilie!
Euer Herz lasse sich nicht verwirren.
Krankheit und Leid haben euch in der letzten Zeit gebeutelt. Der Tod hat in eurer Familie eine tiefe Wunde gerissen. Und auch die Zeit wird diese Wunde nicht vollends heilen.
Die heutigen Lesungen sind zutiefst österlich, obwohl sie in der Bibel zeitlich vor dem Ereignis der Auferstehung stehen. Es ist also ein Trost der den Propheten und den Jüngern zuteil wird; aber die letzte Gewissheit haben sie nicht. Uns verbindet mit ihnen die Hoffnung, dass Gott es gut mit uns meint; dass jedes gute Bemühen auch zu einem guten Ende geführt werden.

Requiem - Licht und Wärme

Wenn man an einen Toten denkt, spielt das Licht eine große Rolle:
  • Man zündet ja ein Licht für den Verstorbenen an.
  • Man wartet auf das Licht des Ostermorgens.
  • Christus, das Licht, ist symbolisiert durch die Osterkerze (vor dem Altar), die uns an unsere eigene Taufe erinnert.
Das Licht steht auch für die Wärme, die wir spüren, wenn wir an den Verstorbenen denken. Vielleicht ist dies der tiefste Trost und die tiefste Hoffnung auf das ewige Leben bei Gott. 

(Mit diesen Gedanken versuche ich dem Umstand gerecht zu werden, dass viele Trauernde auf Partezettel oder Sterbebildchen Dinge schreiben, wie "Er ist nicht tot, solange wir an ihn denken"). Diese Erinnerung in uns ist sicher von wärmender Liebe bestimmt, kann aber für uns Christen nichts alles sein.)

Freitag, 12. Februar 2016

Requiem - Wähle das Leben

Predigt zu einer Verabschiedung am Donnerstag nach Aschermittwoch

Liebe Töchter der Verstorbenen mit Familien, 
liebe Trauergemeinde.
Die vierzig Tage vor Ostern stellen uns unsere Vergänglichkeit vor Augen. „Bedenke Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehrst“, heißt es etwa beim Empfang des Aschenkreuzes. Wenn ein Mensch geboren wird, ist auch schon fix, dass er eines Tages wieder sterben wird. Auch das gehört zum Lebenslauf.
Die heutigen Lesungstexte treiben diesen Sachverhalt auf die Spitze, weil sie nur die Wahl kennen zwischen Tod und Leben, zwischen Fluch und Segen. (Dtn 30,15f)Da ist gibt´s kein „dazwischen“. Der Mensch wird gerettet oder er geht für immer verloren, der Mensch wählt das Leben oder er wählt den Tod.
Als Christen leben wir aus der Hoffnung heraus, dass Christus Jesus unsere Schuld an sein Kreuz geheftet hat und wir durch ihn - den Gottessohn - Söhne und Töchter Gottes sind und somit gerettet werden. Dieses Heilereignis feiern wir an Ostern und darauf bereiten wir uns ja jetzt in der Fastenzeit besonders vor. Wir denken an Ostern an Christi Auferstehung und an unsere Auferstehung.
Es gilt auch hier, sich für Christus Jesus und somit für das Leben zu entscheiden. In der Taufe wird diese Entscheidung erstmal von den Eltern abgenommen. Später können wir als Menschen uns immer wieder für Christus Jesus und für das Leben entscheiden.
Eure liebe verstorbene Mutter, Schwiegermutter und Oma hat sich auch oft für das Leben entschieden: 
In der Firmung, bei der Hochzeit für ein Leben mit N, für das Leben ihrer Töchter, für ihre Familie und dann schließlich auch in der Krankheit, wo sie zuerst auch das Leben gewählt hat. Wo sie ihr Kreuz auf ihre Schultern genommen hat. Zuletzt war ihr Körper zu schwach, dass sie diese Entscheidung nicht mehr treffen konnte. Und doch hat sie sich in ihrem Tod als Christin für das Leben entschieden. Für das ewige Leben.
  • Uns, die wir an ihrem Sarg stehen, bleibt die Hoffnung, dass sie nun mit ihren Lieben vereint ist.
  • Uns, die wir an ihrem Sarg stehen, bleibt der Auftrag uns gegenseitig zu trösten.
  • Uns, die wir an ihrem Sarg stehen, bleibt der Auftrag das Leben zu wählen.

Samstag, 6. Februar 2016

Faschingspredigt 2016

Am Faschingssonntag kommt der Kaplan nicht aus,
denn es ist üblich im Gotteshaus:
Die Predigt sei in Reimform vorzutragen!
Ihr könnt euch jetzt dabei fragen:
Was wird er heute wieder reimen?
Wird das Gesäte dann auch keimen?
Bringt er uns heute auch zum Lachen
oder hör´n wir diesmal nur ernste Sachen?
Das Problem von Jesus, das hätt´ ich gern!
Zu viele Leute wollten ihn hör´n.
Kein Platz mehr war am Uferstrand;
doch gleich er dort zwei Boote fand.
Jetzt konnten ihn auch alle hör´n.
Auch wir ham diesen Abstand gern;
deshalb sitzt ihr in den hinteren Bänken
und lasst euch dort von Gott beschenken.
So geh ich gern mit Weihwasser und -rauch nach hinten
und wunder´ mich, wer sich dort lässt finden.
A) Seid gesegnet in St. Gallen
auch im hinteren Teil der heiligen Hallen.
B) Denn in Altenmarkt sitzt man gern unter der Empore
 –
nicht weit entfernt vom Eingangstore.
Auch heute macht uns Jesus Mut, es neu zu wagen
und nicht über den schlechten Fischfang der letzten Zeit zu klagen.
Petrus denkt, „Der HERR braucht bessere Loit.
Mit mir hat er doch net wirklich e Freud´.“
Doch, die da hinne, will er finden,
und du sollst sein Wort den Menschen künden.
Gottes Wort ist zu vertrauen;
er tut auf uns schwache Menschen bauen.

verwandter Link: Faschingspredigt 2015
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Montag, 18. Januar 2016

Requiem - Lilien auf dem Feld

zu den Texten Mt 6,25-33 und 1 Joh 3, 1-2.21-24
Liebe Trauergemeinde.
Das heutige Evangelium beschreibt vielleicht auch die Naturverbundenheit unseres HERRN Jesus. Er hat die Vögel oder die Blumen beobachtet und von ihnen gelernt. Da ist auf der einen Seite das hektische Treiben unseres Lebens und dann immer wieder die Chance sich zurückzuziehen und in der Ruhe der Natur noch ein bisschen mehr zu lernen vom Leben und vom Menschen und von Gott.
Euer lieber Verstorbener hat das ja beim Fischen oder Wandern ähnlich empfunden.
- Lebenslauf -
Liebe Frau N, liebe Kinder des Verstorbenen, liebe Schwiegerkinder, liebe Enkel des Verstorbenen, liebe Trauerfamilie, liebe Schwestern und Brüder.
So wie Gott sein „Ja“ zur Schöpfung spricht. Bei jedem Vogelgezwitscher, bei jedem Bachrauschen, bei jeder Blüte am Wegrand, bei jedem Sonnenstrahl auf dem glitzernden Schnee. So wie er sein „Ja“ in der Erlösung der ganzen Schöpfung durch Jesus Christus spricht. So sagen auch zwei Menschen im Ehebund „Ja“ zueinander. Heute vor x Jahren haben sie, liebe Frau NN, in N, gemeinsam mit ihrem Ehemann vor dem Traualtar gestanden und „Ja“ zueinander gesagt. Treue in guten und in schlechten Tagen. Treue bis dass der Tod euch scheidet. Die gelebte Treue zweier Menschen ist für uns alle Vorbild; sie ist aber auch der Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält.

Heute in diesem heiligen Requiem erinnern wir aber vor allem daran, dass Gott in der Taufe von Heinz auch sein „Ja“ gesagt hat. Ja, du bist ein Kind Gottes.
Dieses Geschenk der Annahme Gottes gilt dem Verstorben; es gilt aber besonders auch für Euch, liebe Angehörige, die ihr trauert; auch zu euch spricht Christus Jesus: Euer Herz lasse sich nicht verwirren, glaubt an Gott und glaubt an mich.



Requiem - Taufname

zur Lesung: Jesaja 43,1-7 und zum Evangelium: Joh 20 (Maria trifft den Gärtner)
Wenn man von einem Menschen redet, nennt man in der Regel seinen Namen. Der Name steht in diesem Sinn für den Menschen. Der Name unserer Verstorbenen findet besondere Erwähnung in der Taufe: „Katharina. Ich taufe Dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Und da der Name ja für die Person steht, ist sie durch die Taufe hineingenommen in die Liebe des dreifaltigen Gottes. Wir erinnern uns bei einem Requiem immer besonders an die Taufe. Sie ist natürlich auch eine Zusage der Eltern und Paten ihr Kind christlich zu erziehen. Eigenständig entscheidet der Christ sich dann noch mal in seiner Firmung für sein Leben im Glauben an Gott. Aber vor allem ist die Taufe doch eine Zusage Gottes an den Täufling. So wie wir gerade im Propheten Jesaja gehört haben.  
„Fürchte dich nicht, denn ich habe dich ausgelöst, / ich habe dich beim Namen gerufen, / du gehörst mir.
Wenn du durchs Wasser schreitest, bin ich bei dir, / wenn durch Ströme, dann reißen sie dich nicht fort. Wenn du durchs Feuer gehst, wirst du nicht versengt, / keine Flamme wird dich verbrennen.
Denn ich, der Herr, bin dein Gott, …“
So ist ein Requiem auch ein Gebet an Gott, in dem wir ihm sagen: Ey, du hast doch in der Taufe dein Ja gesagt, so lass unsere liebe Verstorbene jetzt auch bei Dir sein, wie Du es doch zugesagt hast.
Der in der Taufe gegebene Name ist etwas das bleibt. Über den Tod hinaus. Auch in der Erinnerung. Aber vor allem ja bei Gott. Und gerade deshalb finde ich das Osterevangelium, das ich euch gerade verkündet habe so wichtig. Die trauernde Frau vor dem Grab hat alle ihre Hoffnung verloren, ist von Blindheit geschlagen und fühlt sich aber plötzlich angesprochen. Es ist diese zärtliche Art Jesu, WIE er Ihren Namen sagt. „Maria“.
IHR NAME IST EINGESCHRIEBEN IN SEIN HERZ.
Das kann man ungefähr nachvollziehen, wenn man Kind, Enkel und Urenkel ist und weiß, wie lieb einem die Mutter, Oma und Uroma hat.

Requiem - Magnificat

Liebe Trauerfamilie.
Liebe Schwestern und Brüder.
Am letzten Sonntag war das Christkönigsfest, mit dem das Kirchenjahr sich dem Ende zuneigt. Es erinnert uns daran, dass alle Träume, alles Leben dieses eine Ziel haben: die Herrschaft unseres Gottes und Königs Jesus Christus.
Zum Teil lesen wir dann in der Kirche Texte, die dieses Gottes Reich beschreiben. Ein Reich, das in seiner Fülle zwar hier auf Erden so nicht erfahrbar ist, wo wir aber schon heute daran Teil haben dürfen.
Einer der tiefsten Texte, der dieses Gottesreich beschreibt, ist sicher das Magnifikat, der Gesang Mariens, den wir gerade im Evangelium (Lk 1,46-55) gehört haben.
Ich habe diesen Text auch deshalb ausgewählt, weil Eure liebe Verstorbene ja besonders die Muttergottes verehrt hat. - Wir Mönche in Admont singen dieses Lied jeden Abend.
Es ist ein großer Lobpreis auf Gott und sein Heilswirken an uns. Es ist diese freudige Gewissheit der jungen Frau Maria, dass Gott auf sie schaut. Genauso wie er auf das Leben und Sterben Eurer Mutter, Schwiegermutter, Oma und Uroma geschaut hat.
Vielleicht hat Frau NN mit ihrer Lebensfreude auch ein wenig dieses Lied Mariens wiedergespiegelt. Ein Lied der Freude und der Lebensbejahung.
Das liebevolle Anschauen Gottes kann man vielleicht auch mit dem alten Wort "Erbarmen" benennen. So steht im Magnificat: Gott "erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht". Man merkt hier schon wie dieses Lied generations-übergreifend ist. So wie Eure Mutter und Oma für Euch gebetet hat, so dürft auch ihr jetzt nach ihrem Tod für sie beten. Nicht viele Worte, sondern vielleicht einfach nur ein kleines "Herr, erbarme dich."

Ich sehe das Leben Eurer Verstorbenen durchaus auch als eine Art Lied. Ein Lied, dass man singt und das erklingt und das nach dem Tod im Chor der Engel und Heiligen weitergeht.

Der erlöste Mensch kann gar nicht anders als Gott lobpreisen. Und obwohl Abschied und Trauer uns niederdrücken, dürfen wir doch auch nicht den Dank vergessen, für das Geschenk des Lebens und dürfen gerade auch in der Stunde des Abschieds so etwas wie Dankbarkeit zum Ausdruck bringen.

Das Magnifikat ist natürlich auch deshalb so hoffnungsvoll, weil Maria Jesus in ihrem Leib trägt. Eine werdende Mutter ist sicher mehr als jeder andere ein Mensch mit Hoffnung – in froher Erwartung.

Requiem - Hochzeit zu Kana

Liebe Frau NN, liebe NN, 
liebe Verwandte und Freunde des Verstorbenen, 
liebe Trauergemeinde.

Diese Tage sind für Sie alles andere als weihnachtlich. So ist doch Weihnachten das Fest, an dem sich Familie eigentlich wieder sieht und nicht verabschiedet.
Unser christlicher Glaube ist es nicht, der den Tod aus dem Weihnachtsgeschehen verbannt. So sagt ja ein altes Sprichwort: Die Krippe von Bethlehem und das Kreuz von Golgotha sind aus demselben Holz gemacht.
So steht unsere Weihnachtskrippe in der Josefikapelle heute zwischen dem sterbenden heiligen Josef und dem Leichnam eures lieben Verstorbenen.

Das Altarbild der Josefikapelle zeigt den heiligen Josef, wie er an der Seite Jesu und Mariens stirbt. Mich erinnert dieses Bild an den starken Zusammenhalt einer Familie gerade im Angesicht von Krankheit und Tod; es erinnert mich aber auch an die Fürsprache Mariens und die Erlösung durch Jesus, auf die wir hoffen dürfen. In der Bibel steht nichts von dieser Szene. Man nimmt aber stark an, dass das so stattgefunden haben muss, da Josef ja am Anfang des Lukas- und Matthäusevangelium noch Erwähnung findet – nachher aber nicht mehr. Da kommt dann zB. Die Hochzeit zu Kana, wo nur noch Jesus mit seinen Jüngern und Maria Erwähnung finden.

Der Evangelist Johannes stellt dieses Evangelium an den Beginn des öffentlichen Wirkens Jesu. Am Anfang steht man an und es findet nicht das erhoffte Wunder statt.
Alle Hoffnung wird erst einmal begraben, ja geradezu schroff auf die Plätze verwiesen:
„Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.“
Trotz dieser Abweisung verharren Maria und die Jünger in ihrer Erwartungshaltung. Ich wünsche Ihnen, dass auch sie von Gott und seinem menschgewordenen Sohn Erlösung und Heilung erwarten – für sich in ihrer Trauer und für ihren Verstorben.

Die Hochzeit zu Kana ist ein Sinnbild für die irdische und für die himmlische Freude: Dass der Menschensohn Jesus Christus auf solch einer Feier gewesen ist, zeigt, dass man sich auch hier des Lebens freuen darf.

Trotz vieler Krankheiten und mancher Einschränkungen beschreibt Sie Ihren verstorbenen Ehemann und Vater ja als fröhlichen Menschen, der unter den Leuten gewesen ist.
So darf man in solch einer Stunde auch dankbar sein, dass Ihr Mann und Vater Anteil an dieser Lebensfreude haben durfte.
Das Himmelreich wird aber auch immer mit einer Hochzeit verglichen. Eine Feier, bei der es an nichts fehlt, wo alle unglaublich glücklich sind.
Wir vertrauen darauf, dass NN in seiner Geselligkeit jetzt an diesem himmlischen Hochzeitsmahl teilnimmt.