Montag, 18. Januar 2016

Requiem - Magnificat

Liebe Trauerfamilie.
Liebe Schwestern und Brüder.
Am letzten Sonntag war das Christkönigsfest, mit dem das Kirchenjahr sich dem Ende zuneigt. Es erinnert uns daran, dass alle Träume, alles Leben dieses eine Ziel haben: die Herrschaft unseres Gottes und Königs Jesus Christus.
Zum Teil lesen wir dann in der Kirche Texte, die dieses Gottes Reich beschreiben. Ein Reich, das in seiner Fülle zwar hier auf Erden so nicht erfahrbar ist, wo wir aber schon heute daran Teil haben dürfen.
Einer der tiefsten Texte, der dieses Gottesreich beschreibt, ist sicher das Magnifikat, der Gesang Mariens, den wir gerade im Evangelium (Lk 1,46-55) gehört haben.
Ich habe diesen Text auch deshalb ausgewählt, weil Eure liebe Verstorbene ja besonders die Muttergottes verehrt hat. - Wir Mönche in Admont singen dieses Lied jeden Abend.
Es ist ein großer Lobpreis auf Gott und sein Heilswirken an uns. Es ist diese freudige Gewissheit der jungen Frau Maria, dass Gott auf sie schaut. Genauso wie er auf das Leben und Sterben Eurer Mutter, Schwiegermutter, Oma und Uroma geschaut hat.
Vielleicht hat Frau NN mit ihrer Lebensfreude auch ein wenig dieses Lied Mariens wiedergespiegelt. Ein Lied der Freude und der Lebensbejahung.
Das liebevolle Anschauen Gottes kann man vielleicht auch mit dem alten Wort "Erbarmen" benennen. So steht im Magnificat: Gott "erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht". Man merkt hier schon wie dieses Lied generations-übergreifend ist. So wie Eure Mutter und Oma für Euch gebetet hat, so dürft auch ihr jetzt nach ihrem Tod für sie beten. Nicht viele Worte, sondern vielleicht einfach nur ein kleines "Herr, erbarme dich."

Ich sehe das Leben Eurer Verstorbenen durchaus auch als eine Art Lied. Ein Lied, dass man singt und das erklingt und das nach dem Tod im Chor der Engel und Heiligen weitergeht.

Der erlöste Mensch kann gar nicht anders als Gott lobpreisen. Und obwohl Abschied und Trauer uns niederdrücken, dürfen wir doch auch nicht den Dank vergessen, für das Geschenk des Lebens und dürfen gerade auch in der Stunde des Abschieds so etwas wie Dankbarkeit zum Ausdruck bringen.

Das Magnifikat ist natürlich auch deshalb so hoffnungsvoll, weil Maria Jesus in ihrem Leib trägt. Eine werdende Mutter ist sicher mehr als jeder andere ein Mensch mit Hoffnung – in froher Erwartung.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen