Montag, 27. Mai 2019

Krise - Predigt zum 6. Sonntag der Osterzeit

In einer Krise befanden sich die Apostel und Ältesten am Anfang der Kirche. Große Unruhe breitete sich aus...
Zuerst hatte man den Nichtjuden gesagt, alles kein Problem, Ihr könnt auch getauft werden, ohne Jude zu werden oder die Gesetze des Alten Testaments anzunehmen. Und jetzt plötzlich wird ihnen gesagt, sie müssen sich doch beschneiden lassen. 
Mit welchem Selbstbewusstsein die Kirche antwortet ist genial. Die Paulus und Barnabas gehen nicht selber, sondern sie ermächtigen zwei andere: Judas, genannt Barsabbas, und Silas. 
Und natürlich ist es Autorität, die hier hervortritt: 
Denn der Heilige Geist und wir haben beschlossen, euch keine weitere Last aufzuerlegen als diese notwendigen Dinge (...) Apg 15,28
Für mich erkenne ich hier drei Wirkungsmächte des Heiligen Geistes:
ER hilft uns zu verstehen, was Jesus gemeint hat. Schließlich hat er die Pharisäer immer bekrittelt, dass sie den andern immer mehr und mehr Lasten aufbürden, sich selber aber nicht daran halten. Christsein heisst, frei sein von Zwängen und Ängsten und sich mutig dem Rufe Gottes im Alltag zu öffnen.
ER (der Heilige Geist) zieht Kreise. Nicht einer allein ist befähigt, sondern man gibt Verantwortung weiter. 
ER (der Heilige Geist) verhindert alte Wege und geht mit uns neue Wege. 
Es wird in diesen Tagen immer so getan, als ob aus einer Krise nur Untergang erwachsen kann. Sama ehrlich. Stagnation ist etwas viel schlimmeres, da in ihr niemals etwas neues erwachsen kann. Bei mir kommt da auch immer wieder das Bild von Jesus im Sturm hoch. Er ist in sich ruhend und um in herum ist alles laut und wankend. 
Komm Heiliger Geist, schenke uns Ruhe und Kraft, damit wir in den Stürmen unseres Lebens bestehen können und gestärkt daraus erwachsen. 

Texte vom 6. SONNTAG DER OSTERZEIT C
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Samstag, 18. Mai 2019

Mitgestalter dieser neuen Schöpfung

(Geliebte.) Kann man Blicke auf seinem Rücken spüren?
Also ich glaub schon. Und ich glaube die Gefährten Jesu haben Judas argwöhnisch nachgeschaut, als er den Saal verlies und der Verräter hat das gespürt. (Lesungen des Sonntags) Und der HERR?
Er hätte ALLEN GRUND DER WELT zum Groll gehabt. Er hätte die Augen verdrehen können, als Judas hinausging.  Aber das alles hat er nicht gemacht.
Ich denke, wie oft wir Groll haben. Wie oft wir andere und LEIDER auch uns selbst verfluchen. Und dafür haben wir doch so wenig oder gar keinen Grund. 
Wie oft wir die Augen verdrehen und denken, dass wir etwas besseres sind.
Wir begegnen hier dem Menschensohn, der voll Liebe ist. 
Gott ist die Liebe. 1 Joh 4,8b 
Wenn wir lieben, dann vergessen wir oft die Zeit. Man bleibt lange beieinander. Man verspricht sich Treue bis in Ewigkeit. Also anscheinend ist die Liebe wirklich auf Ewigkeit angelegt. Und so verstehe ich auch diese Vorwegnahme Jesu, die so typisch für das Johannesevangelium ist. Der Menschensohn Jesus ist verherrlicht, weil er liebt und in dieser Liebe bleibt. 
Und das ist auch Sein Testament an uns. Wenn wir einander lieben, wenn wir den Liebesdienst einander tun, dann bleiben wir in IHM. So steht ja auch im Johannesevangelium da, wo bei den anderen Evangelisten die Einsetzung der Heiligen Eu Eucharistie steht, die Fußwaschung. 
Christus Jesus bereitet seine Jünger und uns darauf vor, dass etwas Neues beginnt. Es geht darum, dass wir in die Liebe des Dreifaltigen Gottes hineingenommen sind. 
So sagt er: 
„Ich bin nur noch kurze Zeit bei euch.“  Joh 13,33a
Eine traurige Nachricht an sich. 
Der Autor der Offenbarung hat eine kräftige Vision. Doch er hat weder Drogen genommen, noch hat ihm sein Glaube den Verstand geraubt, sondern er ist in der Liebe. Er liebt und sieht diese Welt mit anderen Augen. Er sieht das, was wirklich zählt. Dieser Blick der Liebe ist nicht der Blick durch eine rosarote Brille, die nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat.  Nein, realitätsfremd ist des nicht. 
Diese Vision des Johannes ist keine Es-wird-irgendwann-mal-alles-wieder-gut-Vision; sie ist viel mehr eine super starke Tröstung. Nicht eine Vertröstung auf Später, sondern eine Tröstung im Hier und Jetzt. „Denn was früher war, ist vergangen.“ Gott macht alles neu, macht seine ganze Schöpfung neu. Und wir sind Mitgestalter dieser neuen Schöpfung. 
Ostern ist also der Sieg über den Tod. Ostern ist aber auch ein Fest, dass Auswirkungen haben muss auf unser HIER UND JETZT. Seit unserer Taufe sind wir dafür verantwortlich, wenn in Hall oder Admont, in unserer Firma, an unserer Schule, in unserer Familie nicht genug geliebt wird.
Liebe ist eine Kraft, die Neues schafft. Wir Christen wollen Neues. Wir leben voll Sehnsucht. Wir haben dieses Ziel der Gottesherrschaft und dürfen dem alles unterordnen. Dürfen so das Unwichtige, das Dunkle, das was nicht Liebe ist in uns, zurücklassen. 
Und vor allem sollen wir einander lieben. Sollen diesen Blick der Liebe üben. Sollen einander annehmen, wie er uns als seine Kinder angenommen hat. 
Wirkliche Liebe will immer Neues und Wachstum in den Beziehungen und will letztlich auch Ewigkeit.

Sonntag, 12. Mai 2019

der Hirte kennt seine Schafe

Sonntag, Montag, Dienstag der vergangenen Woche wurde in der berühmten Abtei Maria Laach in der Eifel kein Abt gewählt. Nach jahrelangen Streitereien haben es die ca. 30 Mönche auch dieses Mal nicht geschafft, sich auf einen Kandidaten zu einigen. Maria Laach ist in Deutschland nicht irgendein Kloster. Es hatte und hat Vorbildcharakter, wenn ich nur an die Postkarten, die Gärtnerei, die unzähligen Betriebe der Abtei denke. Maria Laach, da denke ich auch daran, dass der erste deutsche Bundeskanzler in dieser Abtei 1933 für ein Jahr bleiben konnte, weil er in der Stadt, wo er Oberbürgermeister war, plötzlich Persona non grata war. (Quelle)

Man kann sich ungefähr vorstellen, wie die Leute auf die Nichtwahl eines Oberen in Maria Laach reagiert haben: Trauer und Ohnmacht nach dem Motto „Wie soll es weiter gehen?“ Und machmal gab es dann auch Häme, nach dem Motto: „Seht wie sie einander lieben.“ 
Das Hirtesein ist in den Tagen wie diesen ja schon schwer, aber jetzt findet man auch gar keine Hirten mehr?! 
Die Tragweite einer Nichtwahl wird auch daran deutlich, dass es für ein Benediktinerkloster ein Privileg ist, dass sie ihren Abt eigenständig wählen dürfen und damit eine ziemlich große Unabhängigkeit genießen. 
Wahrscheinlich haben die Reporter Recht, wenn sie von Flügelkämpfen innerhalb der Abtei sprechen; die einen wollen das Kloster mehr nach außen öffnen (kulturell, medienwirksam), die anderen wollen sich mehr der Stille und Strenge des benediktinischen Lebens widmen.
Wie kann man Richtungskämpfe unterbinden oder gar verhindern? In einer Demokratie würde ich sagen durch Konsens, den kleinsten gemeinsamer Nenner oder die Besinnung auf das große Ganze. 
Aber Moment: Die Kirche ist ja keine Demokratie. Da ist es dann so, dass ein Bischof, ein Abt oder ein Pfarrer die Stoßrichtung vorgibt. Ganz im Sinne des guten Hirten vertraut dann die Herde, dass der Hirte es gut mit ihr meint und die Richtung schon stimmt. 
Und diesem Bild stämmen sich Kirchenkritiker mit aller Gewalt entgegen. „Wir wollen nicht Schaf sein!“ „Wir wollen unseren Hirten selber wählen!“ 
Und in der Tat haben sie Recht, wenn (ja wenn) der Hirte seine Schafe nicht kennt. Wie soll man jemandem folgen, den man nicht kennt? Wie soll mich jemand leiten, wenn er mich nicht kennt? 
Jesus bringt das Hirtesein auf diesen einen Punkt: 
„ich kenne sie, und sie folgen mir.“ Joh 10, 27b
Mir ist das zum Beispiel aufgefallen während der spirinight am Freitagabend. Da hatte ich eine Gruppe Jugendlicher vor mir sitzen. Ich habe ihnen etwas über meine Gebetspraxis erzählt und welche Formen des Gebets ich kenne und empfehle. Da fühlte sich einer bemüßigt, mich über den Missbrauch in den 70er Jahren zu befragen. Ob das denn wahr sei.. 
In dem Moment war mir klar, dass zB. die jungen Firmkandidaten ihre Priester gar nicht mehr kennen. Wir sind soooooooo weit weg. Nicht mehr präsent. Einmal - natürlich - weil wir weniger sind und nicht mehr jede Pfarre ihren Pfarrer hat, aber auch weil wir etwa kaum noch in den Schulen sind oder da sind, wo junge Leute sind. Und umgekehrt natürlich auch: Die jungen Leute gehen nicht mehr in die Kirche und wissen auch nichts mehr von ihrem Glauben, auf den sie eigentlich getauft sind. 

Es gibt für die Krise der Kirche verschiedene Lösungsansätze und ich möchte hier nur auf einen hinweisen: Jesus und später in der Apostelgeschichte Paulus und Barnabas gehen zu den Leuten und da wenden sie sich vor allem an die, die am Rande stehen, die nicht 100 % dazu gehören. 
Das sind in der heutigen Lesung die Proselyten. Leute, die nach strengem jüdischen Gesetz keine Juden waren, aber doch nach den Geboten der Thora leben wollten.
Christen, die sich um die Menschen am Rande kümmern, sind glaubwürdig.
Das ist ja auch das Bild vom Guten Hirten bei Jesus, der alle 99 zurücklässt, um das eine verlorene Schaf zu retten. „Ich habe dich zum Licht für die Völker gemacht, bis an das Ende der Erde sollst du das Heil sein.“ 
Und bei aller Demokratiedebatte in der Kirche darf man nicht vergessen, dass jeder getaufte Christ die Aufgabe hat, (1) den Glauben weiter zu geben, (2) Missstände anzuprangern und (3) sein eigenes Leben zu ordnen. 
Des Weiteren hat jeder getaufte Christ die Aufgabe, die Hirten an ihre Aufgaben zu erinnern. 
  • „Bitte Herr Pater schauen sie nach Frau X, die so einsam ist, ich gehe auch mit ihnen dorthin.“
  • „Bitte Herr Pater beten sie für Familie Y.“ <— das habe ich desöfteren in Ardning erlebt.
  • „Bitte Herr Pater, predigen sie mal wieder über den Muttertag und nicht nur über sich und ihresgleichen.“ 


Wie es der Geist ihnen eingab. Amen. 

Montag, 6. Mai 2019

Zwei Wölfe wohnen in jeder Brust

Ein alter, weiser Indianer sagte einmal zu einem Indianerbub: „Zwei Wölfe wohnen in jeder Brust: Ein Wolf der Dunkelheit, des Neides und der Verzweiflung und ein Wolf des Lichtes, der Liebe und der Vergebung.“ Darauf der Indianerbub: „Und welcher Wolf wird gewinnen?“ Der alte Indianer antwortet: „Der, den ich füttere.“