Sonntag, 31. Dezember 2017

heilige Familie

Liebe Schwestern und Brüder - oder heute am Fest der heiligen Familie: liebe Väter und Mütter und liebe Kinder.
Heute werden uns in den Lesungen Familienmodelle präsentiert, die so gar nicht dem klassischen Modell von Familie entsprechen, das doch die Kirche eigentlich propagiert und gut heißt: Vater, Mutter und deren Kinder unter einem Dach. Da ist auf der einen Seite Abram und Sarai, ein älteres Ehepaar, die ihr Leben lang auf auf Nachwuchs gewartet haben und das ist Maria, die vom Heiligen Geist ein Kind empfangen hat und die nun gemeinsam mit ihrem Kind von Josef angenommen wurde.
Schauen wir erst auf Abram. Er ist alt und es schaut so aus, als ob seinem Leben ein jähes Ende bereitet ist. Und gerade im Orient kann man Kinderlosigkeit geradezu mit Fluch gleichsetzen. Die ausweglose Situation Abrams wird noch mal deutlich, wo er auf die Zusage Gottes
Fürchte dich nicht, Abram, ich selbst bin dir ein Schild; dein Lohn wird sehr groß sein. Gen 15,1
mit einer Klage antwortet:
Siehe, du hast mir keine Nachkommen gegeben; so wird mich mein Haussklave beerben. Gen 15,2
Alles, was ich mir erwirtschaftet habe - für nix und wieder nix.
Leben ist bei Abram, aber auch bei Maria geprägt von Fluch und Segen. Da ist auf der einen Seite dieser Fluch

Mittwoch, 27. Dezember 2017

Requiem für einen Kirchenmusiker

Die heutigen Texte verbinden uns mit dem Tagesheiligen Johannes den Evangelisten, der beim letzten Abendmahl an der Seite Jesu saß und von dem das Evangelium schreibt, dass Jesus ihn besonders geliebt hat.
Das Evangelium zeigt mir die Unsicherheit, aber auch die tiefe Hoffnung der Jünger. So sagt Maria von Magdala:
Man hat den Herrn aus dem Grab weggenommen, und wir wissen nicht, wohin man ihn gelegt hat. Joh 20, 2
Obwohl der erste der Apostel Petrus zuerst ins Grab geht, ist es der Zweite, Johannes, von dem berichtet wird, dass er sah und glaubte.
Für mich ist dieses Evangelium das Evangelium der zwei Geschwindigkeiten. Als neuntes Kind hätte N auch irgendwo „unter ferner liefen“ sein Leben lang hintanstehen können. Als Kind, wo die Eltern so früh verstorben sind und er sich als Bub wohl vom einen zum andern abgeschoben vorkam, da hätte vielleicht niemand etwas darauf verwettet, dass sein Leben ein so Großartiges werden könnte.

Das heutige Evangelium zeigt mir gerade im Angesicht des Todes, dass es dem Menschen nicht möglich ist sofort zu erkennen, was für ein Sinn das Ganze jetzt haben soll?!
Dass ausgerechnet Weihnachten mit Tod zu tun hat.

Sonntag, 24. Dezember 2017

Jesuskind

Predigt am Christtag in Ardning
Vor zwei Monaten war ich Ardning in der Volksschule und habe eine herrliche Frage-Antwort- Stunde  gehabt. Abgesehen davon, dass eure Gemeinde eine der hellsten Schulen hat, hat mir diese Stunde vor allem deshalb getaugt, weil Volksschüler des 21. Jahrhunderts so herrlich kritisch sind. Zugespitzt hat sich dann alles auf die Frage „Was war vor Gott?“ oder „Wann wurde Gott gemacht?“

Das ist für mich wie gesagt, erstmal grundpositiv, wenn der kleine oder große Mensch Fragen stellt und sich nicht mit jeder Antwort sofort zufrieden gibt. Und da klammere ich auch die Frage nach Gott nicht aus.

Und trotzdem zeigt es mir, dass der Mensch des 21. Jahrhunderts doch auch seine Beschränkungen im Denken hat. Da kann außerhalb des Geschaffenen, außerhalb dessen, was ich messen, fühlen oder oder bei amazon bestellen kann, nichts mehr gedacht werden.

Weihnachten - das heisst auch, dass man am Ende seines Wunschzettels endlich mal anfängt, sich über die Größe Gottes Gedanken zu machen.

Aber wenn Gott der andere ist, der jenseits von Zeit und Raum ist, der Allmächtige, wie kann er dann im Gefäss eines menschlichen Körpers Platz finden. Müsste dieses Gefäß nicht augenblicklich zerbersten, in tausend Stücke sich im All verteilen?

Hilflosigkeit des Babys. Wenn du es nicht fütterst, verdurstet es. Wenn du es nicht einhüllst, erfriert es. Gerade menschliche Baby sind hilflos wie sonst was.

Gott, der Unbegrenzte, begrenzt sich, weil er ein Baby ist.
Gott, der keinen Mangel hat, dem fehlt es plötzlich an allem und er kann es nicht mal sagen.
Gott, der das All in Bewegung hält und durch sein machtvolles Wort trägt, braucht die Hände von zwei Menschen um herumgetragen zu werden.

Warum lässt sich der Ewige Gott soweit herunter? Warum nimmt er nicht einen Scheinleib ein oder fängt erst ein starker, erwachsener Mann am Jordan an? Warum hier in der Krippe? Warum nimmt er die ganze Menschheit an? Weil er den Menschen nicht ein bisschen erlösen will, sondern ganz. Weil er dich und dich und mich ganz erlösen will, von der Empfängnis bis zum Tod. Durch IHN sind wir heil.
Und noch dann kommt diese Geburt Jesu sowas von ungelegen. Während Maria und Josef nach Bethlehem kommen. Die Geburt eines unehelichen Kindes. Da passt nix. Aber ich muss Ihnen sagen, wenn die Geburt eines Kindes kommt, dann ordnet sich dem alles unter. Wenn man das Kind nach der Geburt in den Händen hält dann passt es, ob ehelich oder nicht.

Es gibt Menschen, die leiden bis zum heutigen Tagen, weil sie in ihrer Kindheit verletzt wurden.
Gott ist hinabgestiegen in diese Verletzlichkeit des Kindes.
Wird hier nicht deutlich, dass der menschgewordene Gottessohn die Kraft hat, auch unsere Verletzungen aus längst vergangenen Zeiten zu heilen?
Setzen wir uns dem aus. Und schauen wir auf das Jesuskind. Nicht müde will ich darin werden, wenn es darum geht, von Kindern zu lernen. Was macht ein Kind:
Spielen, Staunen, Hoffnung und Schlafen.
Im Spielen liegt diese Leichtigkeit. Diese Fröhlichkeit, die ich lernen will. Wie oft haben wir das Staunen verlernt? Es ist immer so lustig, wenn meine Eltern zu Besuch in Admont sind und wir zB spazieren gehen und sie in die Natur schauen und sagen: Guck mal da… Und ich wo? Was? Dann sehe ich oft gar nicht das Sagenhafte in dieser Welt. Lernen wir wieder Staunen. Kinder haben Hoffnung. Wir glauben zwar auch an die Zukunft und denken dabei aber wir können alles selber machen. Beim Kind ist das anders. Es fühlt immer, dass es erwartet wird. Wenn es von der Schule kommt, ist schon jemand da. Wenn es schreit, kommt einer zu Hilfe.
Ja wir Christen glauben, dass uns Gott entgegen kommt am Ende aller Tage. Wir haben eine Hoffnung.
Und auch das Schlafen gehört dazu. So singen wir ja im beliebtesten Lied dieser Erde: Schlaf in himmlischer Ruh.
Geborgen in Gott wie ein Kind. Amen. 

Weite Teile der Predigt habe ich von hier:
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Jesus im Müllwagen

Predigt in der Heiligen Nacht in Ardning
Vom Äußeren her ist dieses Weihnachten 2017 wohl eines der Schönsten, das ich je erlebt habe und vielleicht auch erleben werde. Ich denke an die unzähligen Lichterketten, die Krippen in den Häusern oder den herrlichen Kirchenschmuck. Ich denke an unser Kloster in Admont, wo zwei Novizen aus unserem dritten Stock ein riesiges Winter Wonderland gemacht haben und freue mich durchaus mit.
Im Zentrum unserer Weihnachten steht die Krippe. Und bei aller Beleuchtung, Verzierung und bei allem edlen Handwerk dürfen wir uns nicht darüber hinwegtäuschen lassen, dass die Krippe ein provokantes Bild ist. Jesus, eben nicht auf dem Thron, im warmen Kuschligen und im Angenommen-Sein durch sein Volk. Nein. Jesus erscheint uns hier - und ich nehme jetzt ein ebenso provokantes Bild aus unserer Zeit - als Jesus im Müllwagen der Geschichte.
Das Christentum ist von Vielen auf den Müll geworfen worden. Vom Christentum ist vielfach nur noch die soziale Komponente übrig geblieben ohne JESUS und Maria. JESUS spielt einfach im Leben dieser Menschen keine Rolle mehr. Ohne JESUS im Herzen verliert dann auch die ach so christlich abendländische  Kultur ihren innersten Kern.  Das Weihnachtsfest ist vielfach nur noch Konsum und Unruhe, eine leere Hülle. Von Frieden auf Erden kaum noch Spuren. Der Weltfrieden ist weiter entfernt, denn je.
…und Kinder werden auf den Müll geworfen, ungeborene Kinder, bestenfalls als Abfallprodukt für die Kosmetikindustrie - das wurde 2015 in den USA aufgedeckt.
Ich denke hier besonders an Lukas 1,39  (also gerade ein Kapitel vor dem heutigen Weihnachtsevangelium), wo berichtet wird wie die schwangere Maria ihre ungeborenes Kind zu Elisabeth trug und dort 3 Monate verblieb. „Das biblische „Gegrüßet seist Du Maria“ erkennt schon den ungeborenen JESUS als „gebenedeite“ Person an und steht damit eindeutig gegen Abtreibung.

Wie viele Menschen und Kinder müssen in aller Welt ihren erbärmlichen Lebensunterhalt auf der Müllkippe der Wohlstandsgesellschaft verdienen. Da müssen Sie mal 1000 km östlich von hier nach Rumänien fahren und sie werden diese Müllkippen mit eigenen Augen sehen. Wie oft werden Menschen benutzt oder weggeworfen wie Gegenstände?
Prostitution, Vergewaltigung, Pornoindustrie, als Arbeitssklaven, Kinderarbeit, Kindersoldaten.
Und auch Christen und andere sogenannte „Ungläubige“ in islamischen Ländern. Ja, sie werden im wahrsten Sinne des Wortes „weggeworfen“, gedanklich, nordkoreanisch, scharianisch, mohammedanisch.
Genau diese Abfall-Einstellung gegenüber Ungläubigen pflegen radikal-islamische Kreise.
Weihnachten vermüllt gedanklich immer mehr. Konsum und Oberflächlichkeit ohne den Kern, nämlich JESUS und Maria.Wie oft werden Mütter mit Kindern auf sich allein gestellt.
Aber zurück ins ach so hoch entwickelte Österreich: Wie oft werden Mütter mit Kindern von ihren Vätern im Stich gelassen? Aber auch umgekehrt kommt es vor, dass eine Frau ihren Mann mit Kindern alleine lässt. Wie oft werden Mütter mit Kindern auch vom Staat allein gelassen, ja, letztlich wie Müll behandelt, im Stich gelassen, ja, oft sogar verhasst und abgelehnt.
Wie oft werfen auch wir Christen JESUS auf den Müll, wenn sie sündigen?
Wie oft machen wir Christen ihr eigenes „Ding“ und schieben JESUS beiseite.
Wie oft handeln wir im Alltag so, als wenn wir nie etwas von JESUS und Maria gehört hätten?
Dieses provozierendes Bild der Krippe möge uns Christen anregen, was wir ändern können, um Weihnachten wieder gerade zu rücken, um Weihnachten Sinn zu geben. Ja, wir können in unserer Familie JESUS wieder ins Gedächtnis rufen. Lernen wir mehr über ihn. Am 17. Jänner habe ich hier ein Bibelgespräch in Ardning und wenn wer kommt, machen wir das monatlich, wo wir uns anhand der Bibel über unseren Glauben austauschen und gegenseitig stärken.
Die verfolgten Kirchen wissen Weihnachten zu schätzen und feiern dieses Fest noch in seinem ursprünglichen Sinn und das unter Todesgefahr.
Sie stellen JESUS in den Mittelpunkt des Geschehens.

Bringen wir JESUS wieder an die Spitze unserer Prioritätenliste.

Ich möchte mit den Zeilen eines steirischen Weihnachtslieds enden:

Ist das nicht ein Spott,
der so große Gott,
der uns hat erschaffen,
beim Vieh tut er schlafen.
Ist Mensch und auch Gott,
ist das nicht ein Spott.

Wir bitten dich schön,

o lieb's Jesulein, 

tu uns Gnade verleihen, 

die Sünden verzeihen; 

und gib uns alsdann 

den Himmel zum Lohn!

Der DREIEINE GOTT schenke uns eine friedvolles gesegnetes und von JESUS durchdrungenes Weihnachtsfest. 

Links:
Liturgische Texte der Heiligen Nacht
Weite Teile der Predigt habe ich von hier
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Freitag, 8. Dezember 2017

das „Ja“ der Frau aus Nazareth

Es gibt so Megaereignisse, wo die halbe Menschheit dabei ist, wo man mitfiebert, sich an den Bildern ergötzt und sich freut.
So zB die Krönung von Queen Elisabeth im Jahre 1953, die im Fernsehen übertragen wurde. Ich denke an die Mondlandung 1969. Ich denke an die Eröffnungen von Olympischen Spielen. Eine solche Farbenpracht. Ein solcher Einfallsreichtum.

Ähnlich habe ich aus der Ferne die Weihe von Bischof Hermann Glettler, dem neuen Tiroler Oberhirten, am Samstag erlebt. ORF III hat live übertragen und ich habe es dann einen Tag später online angeschaut. Glettler hat extra die Olympiahalle in Innsbruck als Weiheort gewählt, damit möglichst viele Menschen daran teilnehmen können. Und es war eine Feier voller tiefer Symbole. Zu Beginn ließ sich Hermann Glettler von seinen Eltern und seiner Taufpatin ein Kreuz mit Weihwasser auf die Stirn machen. Die Taufe wirklich als Grund aller anderen Sakramente. Diese Zusage Gottes: Du bist mein geliebter Sohn, du bist meine geliebte Tochter, die Kern und Angelpunkt unseres christlichen Glaubens ist. In seinen Bischofsstab lies Glettler von Gustav Troger eine Pfeffermühle einbauen. Danach gefragt, sagte er: „Ja, weil der Hermann wird auch Pfeffer brauchen.“ Zum Abschluss sah es erstmal aus, wie immer, die Politikergarde schwang ihre Reden. Und leider muss man sagen, dass der steirische Landeshauptmann das Ende nicht fand. Mir geht es ja auch manchmal so, dass ich mich als den Nabel der Welt betrachte; aber Hermann Schützenhöfer treibt das noch zur Spitze. Er lieferte eine Anekdote nach der anderen. So wie ein Pater, der keine Predigt vorbereitet hat. Schließlich sah sich der neue Oberhirte gezwungen, von hinten langsam nach vorne zu gehen und den Landeshauptmann zu umarmen. Sehr wirkungsvoll war das. Der Landeshauptmann musste seine Rede vorzeitig beenden.
In seiner Predigt zitierte der Linzer Bischof Scheuer die Böhsen Onkelz.
Da hab ich mir gedacht, ist ja super, wenn ein Bischof in seiner Predigt zu einer Bischofsweihe die Rockband Böhse Onkelz zitiert, dann kann ich in Zukunft auch jeden und alles als Aufhänger in meiner Predigt nehmen.
Sowas hat man oder hat man nicht
Sowas ist man oder ist es nicht - alle Augen auf mich
Vom Prolet zum Prophet - ja sowas geht, wie ihr seht
Es ist ganz leicht - wenn man weiß, wie es geht. (Lied der Böhsen Onkelz)
Der Mensch - nicht ganz gut - nicht ganz böse - fühlt sich berufen. Unzählige Märchen, Romane oder Filme erzählen diese Geschichte von dem einen, der sich berufen fühlt. Und dann kommt immer auch dieser Moment, wo das Böse von Innen den Helden packt.
Egal ob Spiderman oder Jean-Baptiste Grenouille (Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders)
Es gibt dieses Sündhafte ins uns, wo der Teufel anpacken kann/ einhaken kann. Ich muss gestehen, ich habe jahrelang so gelebt, dass ich gesagt habe, es reicht, wenn ich weiß, dass es dieses Böse in mir gibt. Mittlerweile muss ich sagen, Nein, es reicht nicht. Ich muss es auch bekämpfen und mit Jesus Christus besiegen. Ich darf es an Jesus Christus den Felsen zerschmettern.(vgl. RB Prolog 28)
Dieses Erkennen hat auch Adam im Garten Eden:
Ich habe dich im Garten kommen hören; da geriet ich in Furcht, weil ich nackt bin, und versteckte mich. Gen 3,10
Aber das reicht nicht. Die Sünde, die Abkehr vom himmlischen Vater ist da. Der Mensch erscheint hier in seiner Freiheit, er kann sich von Gott zu lösen. Und dieses Nein hat Adam ausgesprochen. Seither lastet dieses Nein des Geschöpfs auf der ganzen Menschheit.
Ganz anders das „Ja“, der Frau aus Nazareth. Seit sie es gesprochen hat, ist es wieder möglich, dass die ganze Menschheit durch Jesus Christus befreit wird.
Eine Befreiung aus eigener Kraft war dem Menschen nicht möglich.

Bevor Maria ihr Ja gesagt hat, hat Gott schon sein Ja zu seinem Geschöpf gesagt. Er hat sie erwählt und frei von der Schuld Adams gemacht.
Doch frage ich mich jetzt, bin ich durch die Taufe nicht auch von der Erbschuld befreit? Warum sündige ich dann noch? Makellos ist Maria. Makellos bin ich nicht.
Da ist immer noch diese Möglichkeit für den Teufel bei mir einzuhaken.

Bitten wir Gott, dass wir Heilige werden, dass der letzte Funke der Sünde in uns stirbt.
Dies geschieht durch diese Grundhaltung: Ja, Gott ich habe gesündigt, dies geschieht durch die Beichte vor Weihnachten. Dies geschieht durch die Erneuerung meiner Taufe.

Maria erscheint uns Christen als der demütige Mensch, die kleine Magd und zugleich als gekrönte Königin und herrliche Frau.

An ihr sehe ich, was Gnade ist und dass auch Gott mich erlösen kann. Aber warum macht Gott das? Warum lässt Gott Maria ohne Erbsünde entstehen? Warum schenkt ER uns die Erlösung? Weil ER es will. DEUS VULT. ER will es. Willst du es auch?

Sonntag, 3. Dezember 2017

Geschöpf und engelgleich

Am 24. November gab es auf welt.de die Meldung
Schwedische Protestanten machen Gott zum „Es“
Und direkt darunter war zu lesen:
In Schweden sollen Geistliche ab dem kommenden Jahr beim Gottesdienst nur noch geschlechtsneutrale Begriffe verwenden, wenn sie von Gott sprechen. Ausnahme: das Vaterunser. Kritiker sind entsetzt. (Link zum Artikel auf welt.de)
Auf der einen Seite denke ich, dass man gerecht sein muss, dass Gott natürlich kein Geschlecht hat. Das Kirche Frauen wie Männer einbeziehen muss. Man spricht da auch von eine inklusive Sprache.
Auf der anderen Seite habe ich immer im Hinterkopf, dass man mit Sprache eine Gesellschaft eine Kirche verändert und dass es Kräfte in Euroopa gibt, Dir Ihr klares Nein zur Geschöpflichkeit des Menschen sprechen. Sie behaupten dann Mann und Frau sind einfach soziale Konstrukte und nicht von der Natur vorgegeben. Die Kirche hingegen baut immer auf das Naturrecht auf. Da sind eben Mann und Frau nicht einfach Konstrukte, sondern vorgegeben. Selbst die Gnade Gottes baut auf die Natur auf.
Ein paar Tage später habe ich dann erkannt, dass ich einer Falschmeldung aufgesessen bin.

Sonntag, 29. Oktober 2017

Predigt "das brennende Herz"

In der Werbebranche, aber auch im Alltäglichen Leben verkürzt man oft, treibt auf die Spitze. Wir erkennen das etwa bei der Benediktusregel, die aus 73. Kapitel besteht. Da wird dann aus diesem recht langen Text: Bete und Arbeite. Oder: Bete, Arbeite und Lies (ora et labora et lege).

Ganz verkürzt. Blöd ist nur, wenn man so eine knackige Verkürzung hat und denkt man würde sich auskennen. In der Beneditiktusregel steht natürlich viel mehr drin. Ich denke zum Beispiel an die vielen Anweisungen, was bei Verfehlungen getan werden muss. Oder an die väterliche Güte des Abtes. Oder an den guten Eifer der Mönche. Und dann das Mantra, das sich durch die ganze Regel zieht: „Lass das Murren.“ Moatschgern. Lass das Murren. Lass das Murren.
Die Kurzbeschreibung „Bete, Arbeite und Lies“ findet sich nicht in der Regel, aber man kann sie herleiten. Aber wenn man will, kann man alles herleiten, was man will. „Bete, Arbeite und Lies“ sind auch Dinge, die man alleine tun kann, aber die Benediktusregel zB. ist ja für eine Gemeinschaft von Mönchen geschrieben. Man kann ja sagen: ein Benediktiner ist kein Benediktiner. Das war bei den Mönchen ja nicht immer so. Es gab im 3. Jh in der ägyptischen Wüste die Einsiedler. Daraus hat sich erst mit Pachomius ein Gemeinschaftsleben gebildet. Erst mit der Zeit hat man gemerkt, dass man, wenn man alleine lebt furchtbar sonderbar wird. Man braucht die Gemeinschaft um mit ihr zu wachsen. Die gegenseitige Sorge. Mein gegenüber als Korrektiv. Als wichtiges Mittel um meine Stimmungen im Griff zu halten und vor allem um zu wachsen.
Jesus macht heute im Evangelium klar, dass ohne geschwisterliche Liebe nicht geht. Er fasst das Gesetz (die ersten fünf Bücher der Bibel) auch zusammen. Ganz kurz. Ähnlich haben wir das ja auch in den zehn Geboten: Die ersten drei Gebote für Gott, die anderen sieben für Menschen untereinander. Das ganze Leben ist so im Gleichgewicht und man ist nur wenn man beides lebt in Gott verankert. Jesus reißt in diesem Moment zwei Verse der Thora aus dem Zusammenhang und fügt sie zusammen. Es geht dabei immer um die Liebe.
Liebe ist wie brennendes Herz. Man ist in der Liebe zu Unglaublichem fähig. In der Liebe zu Gott und in der Liebe zum Nächsten. Da denke ich an Kirchenbauten vor Jahrhunderte. Ich denke an die Pflege von Alten und Kranken. An die Mütter und Väter, die sich trotz ihrer Arbeit Zeit für Ihre Kinder nehmen. Für uns Benediktiner und uns als sonntägliche Gemeinde steht das gemeinsame Gebet und das gemeinsame Hören auf das Wort Gottes im Vordergrund. Dafür soll man einen Eifer haben. Wir werden motiviert und unsere Wunden werden geheilt.
Liebe ist aber nicht einfach eine Komfortzone. Dieses Feuer der Liebe tut weh, wir sollen uns dem stellen und so wie durch ein Feuer gehen. Läuterung ist das alte Wort dafür.
Wer aus Gott lebt, entscheidet sich zu lieben. Und ein zur Liebe entschlossenes Herz kann grenzenlose Güte ausstrahlen. Frere Roger.

Freitag, 20. Oktober 2017

Predigt Abraham - Maria

Der Völkerapostel Paulus präsentiert uns den „Vater vieler Völker“ (Röm 4,17) als das Beispiel des Glaubens. Und dieses Beispiel hat nichts an Popularität eingebüßt. Ich denke da an mein Ordensleben, wo uns Abraham immer wieder als Vorbild an Herz gelegt wurde; hat er doch alle Sicherheiten verlassen und ist dem Ruf Gottes gefolgt.
Auch spricht man heutzutage gerne von den drei abrahamitischen Religionen, wenn man von Judentum, Christentum und Islam redet, um deutlich zu machen, dass alle drei einen Gott verehren und sich alle drei auf den „Vater vieler Völker“ Abraham berufen.
Aber Paulus geht es selbstverständlich um mehr. Er sucht einen Anknüpfungspunkt im Alten Bund vor und jenseits des Gesetzes, das uns von Gott durch Mose und damit eben erst nach Abraham überliefert wurde.
Der Bund zwischen Abraham und Gott ist älter. Der Bund zwischen Abraham und Gott besteht von menschlicher Seite darin, den Glauben zu haben.
Ach wie töricht sind wir Menschen. Da sprechen wir von abrahamitischen Religionen, tun so, als ob wir alle irgendwie die Wahrheit haben (Ringparabel) und vergessen, dass es nie um Abstammung geht, sondern darum zu glauben. Und Glaube an den lebendigen Gott ist mehr als irgendein sich auf längst Vergangenes zu berufen. Glaube ist das Gegenteil von Furcht und Verstocktheit.
So wie Paulus uns Abraham als Beispiel des Glaubens präsentiert wurde und wird die Kirche nicht müde uns Maria als Beispiel des Glaubens zu präsentieren.
Sie ist analog zum „Vater vieler Völker“, die Frau aller Völker.
Bei beiden (Abraham und Maria) hört man den anfänglichen Zweifel. Wie soll das Geschehen? Wie willst du Gott, mich alten Mann zum Vater so vieler machen? Wie willst du, Gott, mich zur Mutter des Messias machen?
Hier folgt von oben keine lange Erklärung, keine Beweisführung. Hier folgt von oben die wirksame Tat Gottes.

Requiem für eine gastfreundliche Frau

Als ich gestern Abend nach der Heiligen Messe noch kurz in der Aufbahrungshalle war, musste ich staunen über die zahllosen Kränze am Sarg Eurer lieben Tante.
Wenn eine 9x-jährige, kinderlose Frau stirbt, erwartet man eigentlich eine Verabschiedung im kleinen Kreis. Die Gleichaltrigen inklusive der Geschwister sind tot, leibliche Kinder und Kindeskinder gibt es keine. 
Nicht so bei Euch. Dass hat mit Eurem Zusammenhalt zu tun, aber eben auch damit, dass Frau NN - oder Tante N, wie ihr sie liebevoll nennt, - ein besonderer Mensch war und ist.
Die Texte, die ich heute ausgewählt habe, beschreiben, was Gastfreundschaft ist. Abraham, Sara, Marta und Maria - alle vier haben Gott zu Gast. Man merkt richtig, wie wichtig den Autoren der Bibel Gastfreundschaft ist und wie wichtig es ist, seinen Gästen die volle Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Ähnlich habt ihr mir ja Eure liebe Verstorbene beschrieben. klein das Haus - aber umso größer die Gastfreundschaft.
Das erinnert mich auch an Hebr. 13,2: 
Vergesst die Gastfreundschaft nicht; denn durch sie haben einige, ohne es zu ahnen, Engel beherbergt.
Wenn ein solcher Mensch - ein solcher gastfreundlicher Mensch - stirbt, ist das auch ein Auftrag an uns alle - an mich als Gastmeister des Stiftes, an Euch als Familie, aber auch an uns alle -, dass wir durch unsere Gastfreundlichkeit die Welt - so wie sie es getan hat - lebenswerter machen.
So wie Gott bei Abraham und Sara aufgenommen wurde, so wie Jesus bei Marta und Maria aufgenommen wurde und so
wie unzählige Verwandte und Freunde im Haus von NN aufgenommen wurden und sich angenommen gefühlt haben, so möge sie jetzt zum himmlischen Hochzeitsmahl eingeladen sein. Amen.

Links:

Freitag, 6. Oktober 2017

Requiem für eine plötzlich Verstorbene

Manchmal hört man, dass man das Leben mit Jahreszeiten vergleicht. Da steht dann (1) der Frühling für das Wachstum & das Lernen in Kindheit und Jugend. (2) Der Sommer für die kraftvolle Zeit der Arbeit und auch der Erziehung der eigenen Kinder und dann (3) der Herbst für die Pension bzw. das Alter. Wir Ennstaler können es vielleicht besser nachempfinden, wenn direkt nach dem Spätsommer ein Wintereinbruch kommt, obwohl der Herbst dann im Normalfall nochmal zurückkehrt.
Bei Eurer Mutter, Tochter, Schwester und Tante gab es diesen Normalfall nicht. Die Zeit des Sommers ist durch den Unfall mit einem Schlag vorbei. Man wünscht sich wie verrückt die Tage des Sommers und der wärmenden Liebe zurück und versteht nicht, was dieser eigenartige Lauf der Welt soll?!
Auch frage ich mich, lieber Schutzengel, wo warst du? Warum bist du nicht da, wenn man dich mal braucht?

Lieber N, liebe Brüder und liebe Mutter der Verstorbenen, liebe Schwestern und Brüder.
Die heutigen Lesungen sind vom Fest Mariä Heimsuchung (02. Juli). Wir erinnern uns daran, wie Maria, die Mutter Jesu, ihre Tante Elisabeth besucht und sich um sie kümmert. Ähnlich war ja eure liebe Verstorbene

Sonntag, 1. Oktober 2017

Verantwortung + Barmherzigkeit

„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein, ein Nein; alles andere stammt vom Bösen.“ So heißt es in Mt 5,37. Und eben gerade haben wir doch genau das Gegenteil gehört, oder?!. Ist es mit dem Evangelisten wie mit diesem Bekannten, den vielleicht jeder von uns hat: Man muss nur lange genug warten, dann sagt er wieder genau das Gegenteil. Ich hoffe nicht. Als Bibelleser schaut man natürlich immer auf den Kontext. Für wen wurde das geschrieben, wer steht Jesus gegenüber und was hat Jesus zwei bis drei Zeilen vorher gesagt. In der eben erwähnten Stelle spricht Jesus vom Schwören. Das heisst man soll als Christ so sehr in der Wahrheit sein, dass man gar nicht lügen kann. Ich denke hier auch daran, dass man sich selbst oft belügt. Dass man sich etwas vormacht und so nicht mehr fähig ist, seinem Leben eine klare Richtung zu geben.
Heute hingegen geht es im Evangelium um die Arbeit im Weinberg.

Sonntag, 24. September 2017

Predigt zum Hochfest Rupert und Virgil

Lieber Pater Prior. 
Liebe Schwestern und Brüder im HERRN.
Zurück zum Ursprung. So könnte man die Ökobewegung mit drei Wörtern beschreiben und der Hofer hat es sich natürlich sichern lassen.
Zurück zum Natürlichen. Zum Echten, Unverfälschtem. Auch der Städter verlangt danach und kauft sich dann sein gutes Gewissen beim Supermarkt oder Discounter um die Ecke. Wie praktisch. 
Vor 500 Jahren hat Martin Luther angefangen den Ablasshandel anzuprangern. Das heißt die Kirche hat damals irgendwelche Scheine verkauft, mit denen man die Jahre im Fegefeuer verringern konnte.
Manchmal kommt mir diese ganze Ökobewegung auch vor wie ein Ablasshandel. Ich kaufe irgendwelche Ökozertifikate oder eine Elektroauto und denke dann: „Jetzt bin ich ein besserer Mensch.“
Zurück zum Ursprung“. So könnte man auch eine christliche Bewegung mit drei Wörtern beschreiben. Oder besser: „Zurück zu Jesus“. Zurück zur ursprünglichen Jüngergemeinde. Leben wir so, wie es Jesus wirklich gemeint hat. „What would Jesus do.“ WWJD.
Viele Christen verlassen die Kirche; bezeichnen sich weiter als Christen, gar als Katholiken. „Ich kann auch so an Gott glauben, dafür brauche ich nicht die Kirche.“, hört man dann oft.
Das ist nichts neues. Das hat es schon immer gegeben. Speziell denke ich da an die Armutsbewegung um das Jahr 1300, wo sich viele Menschen von der reichen Kirche trennten und das Ideal einer christlichen Gemeinde in der Armut leben wollten. Zugleich gab es dann aber eben auch Heilige aus dem Dominikaner- und Franziskanerorden, die sich dem entgegenstellten. Mit dem Evangelium in der Hand. Es ist demnach eben kein Gegensatz in der Kirche zu sein und Jesus nachzufolgen. Ganz nach dem Motto:
Die Schriftgelehrten und die Pharisäer haben sich auf den Stuhl des Mose gesetzt. Tut und befolgt also alles, was sie euch sagen, aber richtet euch nicht nach dem, was sie tun; denn sie reden nur, tun selbst aber nicht, was sie sagen. (Mt 23)
Man merkt also, wie es diese Diskrepanz schon zur Zeit Jesu gab.
Auch die heutige Lesung aus dem Hebräerbrief läuft darauf hinaus, wenngleich hier die Oberen besser weg kommen.
Gehorcht euren Vorstehern, und ordnet euch ihnen unter. Hebr 13,17
Ein heiliger Franziskus wollte nicht Christsein ohne Papst. Und das ist ihm nicht immer leicht gefallen. Er ist mehrmals nach Rom gezogen um 1) dem Papst klar zu machen, dass es nur ums Evangelium gehen kann und 2) um für sich und seine Brüder den Segen des Papstes zu erbitten.
Das nennt man Demut. Tut weh, aber bringt uns weiter, weil wir so uns selbst und unsere Motive reflektieren.
Wenn ich an die Kirche von Salzburg denke, dann sehe ich Rupert mit dem Salzfass <— das ist nämlich sein Attribut mit dem der Heilige dargestellt wird. Er hat nämlich damals vom Baiernherzog eine Salzquelle in Reichenhall und die Stadt Juvavum geschenkt bekommen. Damit verbunden war auch Reichtum. Aber eben auch die Möglichkeit einen gescheiten Stützpunkt in der Mitte des Baiernlandes aufzubauen, von wo aus man missionieren konnte.
Ja, die Kirche des frühen Mittelalters war gut missionarisch unterwegs, weil sie es verstand neue Strukturen zu schaffen. Wirtschaftlich, kulturell und vor allem auch spirituell sollte Salzburg zum Segen für die heutigen Bundesländer Salzburg, Steiermark und Kärnten werden. Und denke ich auch an die Gründung des Klosters Admont im Jahre 1074.
Als wir am 25. Jänner Abt Gerhard gewählt haben, ging jeder Mönch nachher zu ihm, um ihm unsere Unterstützung zuzusagen. So wie jeder Benediktiner unter seinem Abt lebt, so sind wir alle auf andere hingeordnet. Kirche nennt das Hierarchie. Wortwörtlich übersetzt heisst das heiliger Ursprung.
An dieser Übersetzung wird deutlich, es geht nicht um eine lebensfeindliche Ordnung, sondern um den lebendigen Gott. Gott ist doch der Ursprung, in dem alles beginnt. So sagt Jesus über sich:
Wer an mich glaubt, glaubt nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat. Joh 12,44
Voll Dankbarkeit denken wir heute an das Wort des Lebens, das uns die iroschottischen Mönche Rupert und Virgil verkündet haben. Voll Dankbarkeit denken wir heute an das Evangelium welches uns vor Jahrzehnten von unseren Eltern, Religionslehrern und Pfarrern froh verkündet wurde. Das Wort Gottes hängt nicht einfach in der Luft wie eine Seifenblase, sondern wird von Mensch zu Mensch weitergereicht. Und hinter jedem Mensch, der mir das Evangelium verkündet scheint Christus Jesus auf und damit auch das menschliche Antlitz Gottes. Amen.

Samstag, 23. September 2017

Predigt zur Hochzeit - der perfekte Tag

Lieber Christoph, liebe Alexandra. Liebe Verwandte und Freunde des Brautpaares. Liebe Schwestern und Brüder.
Der perfekte Tag. Nicht umsonst spricht man ja von Hochzeit, weil alles perfekt sein soll und passen soll. So eine Vollkommenheit gibt es in allen Bereichen: der perfekte Körper, der perfekte Nagellack, der perfekte Ehemann, die perfekte Ehefrau, das perfekte Wetter zum Berggehen, der perfekte Manager, der perfekte Urlaub…
Der Mensch sehnt sich nach Vollkommenheit und (mir geht es dann zumindest immer wieder so) bekommt sie nicht. Ich rede da gern von einer gut geplanten Depression, weil alles anders kommt und man es eigentlich hätte wissen müssen.
Wenn zwei Menschen sich entschließen miteinander zu leben, heißt das auch, dass sie gespannt sind, abenteuerlustig und etwas vom Leben erwarten. Dass sie es gemeinsam wagen wollen und sich gegenseitig unterstützen, wenn es mal nicht so läuft. So nach dem Motto: „You raise me up, so I can stand on mountains. You raise me up, to walk on stormy seas.
In der heutigen Lesung aus dem Kolosserbrief (Kolosser 3,12-17) wird deutlich, wie sehr die Ehe an den Bund erinnert, den Gott mit uns schließt. So wie ein Mensch den anderen wählt, entdeckt und mit ihm Freundschaft schließt, so wird auch der Mensch von Gott erwählt, entdeckt und Gott will mit ihm Freundschaft schließen.
Eine Auserwählung durch einen Menschen hat Folgen. Paulus beschreibt, dass sich der Auserwählte schöner kleidet. Das sieht man ja heute an Euch beiden. Und so ist unsere äußere Kleidung auch ein Bild für die Kleidung unserer Seele: Erbarmen, Güte, Demut, Milde, Geduld sollen uns bekleiden.
Man kann den Glauben an die Menschheit verlieren. 
Man muss den Glauben an die Menschheit verlieren, wenn man nicht vergibt und Vergebung gewährt. Ich bitte Euch, liebes Brautpaar, aber auch euch alle: Vergebt einander. Lasst diese Bitte des Vaterunsers nicht ungehört verhallen. Lasst dieses heutige Fest nicht ohne Konsequenz für euer Miteinander sein. Die Vergebung hält die Ehe, die Familie, die klösterliche Gemeinschaft, die Kirche, das Menschengeschlecht zusammen.
...wie auch der Herr euch vergeben hat, so auch ihr! (Kolosser 3,13b)
Ich kenne euch kaum, aber wenn ich euch so ansehe, seid ihr nicht die Typen, die sich mit Mittelmäßigkeit zufrieden geben. Ganz bewusst habt ihr mir ja geschrieben, habt ihr diesen Lesungstext ausgesucht, der e bisi anspruchsoller ist.
So sagt Paulus hier in einem Vers, was das Wort Gottes eigentlich bewirkt. Paulus hatte damals übrigens kein Siri, sondern einen Sekretär namens Epaphras, der diesen Brief für Paulus niederschrieb.
Das Wort des Christus wohne reichlich in euch; in aller Weisheit lehrt und ermahnt euch gegenseitig! Mit Psalmen, Lobliedern und geistlichen Liedern singt Gott in euren Herzen in Gnade! (Kolosser 3,16)
Hier wird in einem Vers deutlich, wie das Wort Gottes in uns wirkt. Das rechte Wort zur rechten Zeit sprechen und um Herzen Gott ein Lied singen.
Das rechte Wort zur rechten Zeit? Was das heisst, soll folgende Geschichte deutlich machen:
Ein Mann ging einmal am Abend weg, um mit seinen Freunden ordentlich zu feiern. Und irgendwie hat er es dann übertrieben. Er war sowas von zu. Er kam nach Hause und dabei ging nicht nur die Badetür kaputt, sondern er musste sich übergeben und haute eine Lampe kaputt.
Am späten Vormittag des nächsten Tages ist er mit ordentlich Schädelweh aufgewacht. An seinem Bett lag ein Zettel: ….. „Guten Morgen Schatz. Frühstück steht fertig in der Küche, musste noch einkaufen. Bis gleich. In Liebe.…“
Die Ratlosigkeit war groß. Was war geschehen? Er sah sich um und Tür und Lampe waren kaputt und sonst alles leise geputzt.
Da fragte er seine Tochter, die ihn bemerkt hatte. Sie darauf: Du bist gestern total besoffen nach Hause gekommen, hast alles kaputt gemacht und dich übergeben.
Als Mama Dich ins Bett bringen und ausziehen wollte, hast Du zu Ihr gesagt: „Fräulein, hören sie auf, ich bin glücklich verheiratet.“

Lieber Christoph, liebe Alexandra.
Eure beiden Namen haben so was von Stärke. Der heilige Christopherus ist ja der Christusträger und Alexandra heißt ja „die Verteidigerin“ oder „die Beschützerin“.
Ich wünsche Euch körperlich Kraft, aber auch geistig. Dass Ihr den Mut habt Unrecht anzusprechen, den Schwachen zu verteidigen; Ich wünsche Euch, dass dummes Gerede euch nicht erschüttert und ihr Kritik annehmen könnt. Ich wünsche Euch immer das rechte Wort zur rechten Zeit.
Und vor allem seid dankbare Menschen.

verwandter Link:
alle Hochzeitspredigten auf "das hat der Ulli gepredigt"
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Sonntag, 17. September 2017

Erntedank und Macht der Vergebung

Es lohnt sich wirklich immer mal wieder eine Bibel zur Hand zu nehmen und darin zu lesen. Vorher betet man ein kurzes Gebet zum Heiligen Geist. Dann liest man die Schrift und bleibt vielleicht bei einem Vers hängen und meditiert ihn. Das Schöne am Katholischsein beim Lesen der Schrift ist dabei auch, dass wir unser Hirn gebrauchen dürfen. Wir dürfen, ja wir sollen kritisch sein und dabei ruhig auch die Wissenschaft dem ganzen entgegen setzen. Und im Idealfall finden Glauben und Wissen eine Ergänzung, die uns nicht davon abhält an Gott und seiner Herrschaft festzuhalten.
Nennen wir Genesis 1, den ersten Abschnitt der Bibel ruhig einen Mythos. Ich werde nicht müde auch Volksschüler zu fragen, glaubst du, dass die Welt so erschaffen wurde?
Nennen wir Genesis 1 ein Lied auf den Schöpfer. Hier wird erst einmal das Gute in der Schöpfung besungen.

Sonntag, 10. September 2017

Erntedank und die mattheische Gemeindeordnung

Die Internationale Funkaustellung in Berlin (IFA) war angeblich wieder ein großer Erfolg. Da werden jedes Jahr technische Neuheiten vorgestellt. und heuer hies es „Das Smart Home boomt. Die intelligenten Haushaltshelfer sind mittlerweile so gefragt,…“.Da wird uns dann der smart-Kühlschrank vorgestellt: Eine Kamera im Innern erkennt, was im Kühlschrank drin ist und das ist dann so geplant, dass automatisch nachbestellt wird, was gebraucht wird. Wie praktisch. Nicht nur, dass wir dem Ziel einer totalen Überwachung immer näher kommen. Nein, auch das Denken wird uns endlich abgenommen. „smart“ heisst ja „klug“. Der Kühlschrank ist klug und wir sind dumm??!! Oder wie ein bayerischer Journalist scharf formuliert: „Wir sind nicht mehr Mensch, wir sind Kunde. Die ganze Maschinerie dient dazu, uns Plunder zu verhökern, der uns überflüssig macht“.

Dieser smarte Kühlschrank soll an dieser Stelle nur ein Beispiel sein, wie sehr der Mensch sich von einer Produktionsmaschinerie gefangen nehmen lässt.
Auf der anderen Seite bin ich als Admonter Mönch mit Allrad, Smartphone und ohne Kochkünste nicht der Typ, der in den Urwald oder in seine Höhle zurück will. Ich möchte den Fortschritt und ich genieße den Luxus.

Aber ich frage mich am Erntedankfest: Können wir von der Natur lernen? Nein, wir können nicht von der Natur lernen, wenn wir uns anschauen, dass es da auch nur drum geht: Gefressen und gefressen werden.

Samstag, 9. September 2017

Maria und ihr Wohlwollen

Mama von Montecassino- mein Weihnachtsbillett ?Hwst. Herr Abt, Du bist jetzt heute 175 Tage im Amt und wir als Deine Mönche und Deine Haller sind froh heute mit Dir hier zu beten und die Muttergottes um Fürsprache bei Gott zu bitten. Du hast einen starken Anfang hingelegt und wir wollen mit Dir gehen. Auf dem Weg der Gottsuche <— wie Du es mit dem heiligen Benedikt gerne formulierst.
Lieber Pater Prior, Danke für Dein Orgelspiel, aber vor allem heute auch dafür, dass Du mich in den Dienst hier so liebevoll einführst, 
Liebe Schwestern und Brüder im Herrn.
Wir stehen am Anfang.
Empfängnis und Geburt sind Lebensanfang eines Menschen.
Wenn wir heute das Fest Mariä Geburt feiern, dann ist das ein anderer Anfang.
So kennen wir etwa den Anfang der Schöpfung. Gott schafft die Welt und haucht dem Menschen Leben ein. Aus dem Nichts. Ein unerhörter Anfang. Aber der zweite und größere Anfang beginnt mit Maria. Wir denken hier immer an die Szene, wo Maria ihr Ja spricht. Gabriel erscheint Maria und sie sagt: Mir geschehe, wie du es gesagt hast. Hätte sie Nein gesagt, dann hätte Gott nicht einfach an die nächste Tür geklopft.
Und doch ist die Lebensentscheidung Mariens nicht eine Sache von Sekunden. Nicht etwas, was nach neun Monaten Schwangerschaft endet. Mutter bleibt man ja sein ganzes Leben.
Wenn wir einen Menschen betrachten, dann ist es ja nicht so, dass wir uns daran ergötzen, was er mal irgendwann gemacht hat, sondern es ist der ganze Mensch, sein ganzes Leben, wo er sich selbst treu bleibt.

Sonntag, 27. August 2017

das Bekenntnis des Petrus

Predigt zum 21. Sonntag im Jahreskreis A
Lieber Dechant Pater Thomas, verehrte Schwestern und Brüder.
Das Angesicht einer Gemeinde wandelt sich mit der Zeit. Am besten können da unsere Großmütter oder Urgroßväter ein Lied davon singen. Ich meine mit diesem Wandel erst einmal das rein optische, was man sieht. Da gibt zB. so was wie Verbauung. Ein Parkplatz hier, ein Häuschen dort.
Es gibt aber auch das Gegenteil; vor allem wenn ich an Weißenbach denke: Eine Verwaldung. Das heisst die Alm wird nicht mehr bewirtschaftet, die Weide nicht mehr gemäht. Dann kommen mit der Zeit Büsche und irgendwann Bäume. Da stelle ich mir dann vor, dass unsere Gemeinden immer weniger Einwohner haben und der Wald um uns herum wieder größer wird; dann heisst es wieder „St. Gallen im Walde“.  Altabt Bruno hat am Freitag beim Mittagessen diese Entwicklung kurz angesprochen und dann angemerkt, er könne ja dann den Bäumen predigen, die können wenigstens nicht weglaufen.
So ganz im Sinne des Heiligen Franziskus?!
Naja, ich denke, das darf ein Aspekt unseres Lebens sein, dass wir die Schöpfung mit ihrer Kraft (mit ihrer Heilkraft) mit einbeziehen; aber darum geht es unserm Herrn Jesus natürlich nicht in erster Linie. Er predigt den Leuten - dem ganzen Volk, seinen Jüngern, den Zwölf oder seinen engsten Vertrauten (Petrus, Jakobus, Johannes). Und dabei ist es Ihm offenbar nicht egal, was sein Gegenüber denkt. „Für wen halten die Leute den Menschensohn?“ Wer ist dieser Jesus für dich? Mit dieser Frage steht und fällt unser Glaube. Und wie schwierig diese Antwort ist, das fällt auf, weil nur einer sie geben kann, Petrus. Die andern kriegen das nicht aus ihrem Mund raus. „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!“
In der Admonter Stiftskirche befindet sich eine Kanzel, die die vier Evangelisten zeigt. Aber das sind eigentümlicherweise noch zwei Figuren hinzugefügt: Paulus, der Völkerapostel, der mindesten 7 (von 13) Briefen im Neuen Testament geschrieben hat. Und auf der anderen Seite Petrus. Historisch kritisch hat Petrus überhaupt keinen Brief hinterlassen. Und doch steht er da, allein schon wegen des heutigen Bekenntnisses: Jesus, „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!“ Ich bin der festen Überzeugung, dass wir gerettet werden, wenn wir nur diesen einen Satz mit voller Überzeugung aussprechen.
Aber wer kann das heute noch? Wir halten uns viel zu oft an andere Meinungen; sind berauscht von Nachrichten und Bildern, die diese einfache Mitte unseres Glaubens wegwischen.
Ja und dann gibt es die, die zwar irgendwie an ein höheres Wesen glauben, aber warum soll dieses höhere Wesen- nennen wir es Gott - einen SOHN haben?
Bitte seien wir uns bewusst, dass es bei der Sohnschaft Jesu nicht um eine körperliche Sohnschaft geht. Es geht darum, dass der geliebte Sohn ganz zu Gott gehört. Jesus sagt es ja: „Ich und der Vater sind eins.“ (Johannes 10:30)
Und so wie der Sohn nicht isoliert ist, so ist auch Petrus und sein Bekenntnis nicht isoliert. Das Bekenntnis ist immer FÜR DIE ANDEREN da. Darauf steht die frühe Kirche und darauf stehen wir bis heute. Kein Priester steht am Altar, wenn er nicht irgendwen in seinem Leben gehabt hat, der das Bekenntnis an Christus Jesus glaubhaft ausgeprochen hat.
Ihr merkt wie wichtig es ist, füreinander Zeuge zu sein.

KIRCHE? Wer braucht denn die? Jedes Jahr verlassen viele Menschen die Kirche und vielleicht machen sie das wegen des Kirchenbeitrags oder weil sie mit irgendwas unzufrieden sind. Aber vielleicht wollen auch viele Menschen nicht mehr an Jesus, den Messias, den Sohn des lebendigen Gottes, glauben.
KIRCHE? Viele von uns denken an das Bodenpersonal, das ganz und gar nicht ohne Schuld ist.
KIRCHE? Viele sehen das als eine Kultur, die zu diesem Land dazugehört und die man auf Teufel komm raus verteidigen muss.
Warum spricht hier Christus von der Kirche und lässt es nicht einfach bei einem spirituellen Highlight, das mich dann den Rest meiner Tage trägt?
Kirche ist etwas bleibendes. Auch unbequem. Aber lebendig. Sie ist stark und sie ist schwach. Sie besteht aus Sündern und aus Heiligen.
Natürlich will Jesus Christus den Menschen in seiner Kirche Heimat geben und vor allem will er durch sie im Herzen der Menschen wohnen.
Auf Dauer.
Kirche das ist, wenn wir sonntags (das ist heute) den HERRN durch Gesang, Blumenschmuck und unserm Beten lobpreisen.
Kirche das ist, wenn Alte und Junge sich nicht jeweils selbst genug sind, sondern ihrem Nächsten helfen.
Kirche das ist die Mama oder der Papa, der mit seinem Kind auf der Bettkante ein kurzes Gebet spricht. Ein Opa, der seinem Enkel den Herrgottswinkel zeigt, eine Oma, die mit ihrem Enkel das Jesuskind in der Krippe besucht.

Kirche heisst, dass Gott dauerhaft bei uns sein will. Und wie sonst soll er denn dauerhaft bei uns sein, wenn wir nicht dieses Angesicht der Kirche sind. So wie Jesus das Angesicht Gottes ist, so bist du das Angesicht seiner Kirche.
„und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.“
Geliebte Gemeinde, das ist vor allem auch Ausdruck unseres Kampfes. Es ist auch eine kämpfende Kirche. Aber wenn wir am Bekenntnis des Petrus festhalten, werden wir diesen Kampf bestehen. 

Lieber Dechant Pater Thomas, verehrte Schwestern und Brüder.
Das Angesicht einer Gemeinde/ einer Kirche wandelt sich mit der Zeit.
Aus einem einfachen Fischer wurde der Bischof von Rom. — Petrus.
Aus einem Ketzer wird ein Kirchenlehrer. — Augustinus.
Aus einem Sünder wird ein Heiliger. — (da steht noch kein Name)
Beten wir um Gottes Geist, dass wir in unserer Nächstenliebe, in unserem Gebet, in unserm Gesang, in unserer Musik und in unserer Erziehung die Kirche dem Reich Gottes immer ähnlich machen.
Stützen wir uns dabei auf das Bekenntnis des Petrus: Jesus, „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!“
Herr, sende aus Deinen Geist und Du wirst das Angesicht deiner Gemeinde verändern. Amen.

Texte vom 21. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr A)
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Sonntag, 30. Juli 2017

Predigt zur Eisernen Hochzeit

Liebes Jubelpaar. Verehrte Schwester und Brüder.

Eisen ist nicht unbedingt ein feierliches Material. Es scheint mir ganz und gar alltagstauglich und unkaputtbar. Eisen steht sicher für das Bewährte. Aber auch für das Unausweichliche. Für das Unausweichliche?
Vom Propheten Jeremias wird da so eine Geschichte erzählt. Es gab damals am Königshof nämlich einen Wettbewerb zwischen den bezahlten Propheten des Königs und dem unabhängigen Propheten Jeremias. Die Propheten des Regierenden reden dem natürlich nach dem Mund. Sie verkünden dem König „alles wird gut“, die Verschleppten Israels werden heimkehren. Und Jeremias? Er greift zu einem drastischen Mittel. Er nimmt sich ein Joch auf die Schultern und sagt dem König, dass er sich diesem Joch beugen muss.
Daraufhin greift ein bezahlter Prophet (Hananja) zu einem ebenso drastischen Mittel und zerschlägt das Joch auf den Schultern des Jeremias. Er weissagt dem König Zidkijas, dass der Herrgott dem König von Israel das Joch des Nebukadnezzars, des Königs von Babel von der Schulter schlagen wird.
Und jetzt kommt das Showdown. Jeremias geht raus und bindet sich ein Joch aus Eisen auf seine Schultern.
Denn so spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: Ein eisernes Joch habe ich auf den Nacken aller dieser Völker gelegt; sie müssen Nebukadnezzar, dem König von Babel, untertan sein. Jeremia 28,14

Das eiserne Joch ist sicher kein Bild für die Ehe oder für blinde Unterwerfung. Aber es ist ein Bild für das Unausweichliche. Für das im Leben, wo ich annehmen muss, weil sonst kein Leben mehr möglich ist.

Liebes Ehepaar N. Ich wünsche Ihnen Stärke und Mitmenschlichkeit, dass sie die Bürde des Lebens annehmen können.

Ihre jahrzehntelange Treue ist für uns alle ein Vorbild. Sie haben uns allen vorgelebt, was es heisst, einen Schatz zu erobern und zu behalten. 

Von so einem Schatz erzählt ja das heutige Evangelium (Mt 13, 44-52): Da sind zwei Männer (einer von ihnen Kaufmann), die alles tun, um diesen einen Schatz zu bekommen. Und der Schlüsselsatz in diesem Evangelium ist sicher: „Und in seiner Freude verkaufte er alles, was er besaß, und kaufte den Acker.“

Liebes Ehepaar N.
Ich wünsche Ihnen, dass die Freude darüber, ihren Schatz gefunden zu haben anhält. 

Mittwoch, 14. Juni 2017

Fronleichnamspredigt Lesejahr A

Wenn ich Gäste durch unsere Klosterbibliothek führe, erkläre ich ihnen auch immer die Vier Letzten Dinge von Josef Stammel. Bei der letzten Figur - dem Himmel - befinden sich unten drei kleine Engel, die etwas symbolisieren, das uns Gott näher bringen: Der eine Engel betet, der nächste gibt a Geld (Almosen) und der dritte Engel bekommt von einem Raben Brot gebracht. Beten, Almosen geben <-- das sind Dinge, die wir auch tun und damit kommen wir klar. Doch was hat es mit dem Raben auf sich?! Es erinnert uns an Elija, der in der Wüste ist und von einem Raben Brot gebracht bekommt. Elija hat in der Wüste vielleicht ein Stück weit das erlebt, das auch das Volk Israel erlebt hat: Hunger und Durst auf langer Strecke und das in der Wüste. Wir Wohlstandschristen haben noch nie gehungert und es ist dann schon etwas peinlich für mich, wenn ich dann dieses Stückerl Brot im Schnabel des Raben seh und daran denke, dass ich beim Essen eine riesige Auswahl habe. Brot hat im Leben der Älteren von uns eine größere Bedeutung. Und wahrscheinlich kann man nur, wenn man mal echte Entbehrung erlebt hat nachempfinden, was das Volk Israel unterwegs erlebt hat und wie es das göttliche Manna wirklich als Himmelsspeise hat annehmen können.
Dennoch. Das, was wir heute feiern, geht über unsern Verstand hinaus. Es is net einfach a Brot. Heute zeigt sich unser katholischer Glaube auf besondere Weise: Wir glauben, dass Jesus Christus wahrhaftig in dieser Scheibe Brot gegenwärtig ist. Es ist nicht so als ob er da wäre, sondern er ist da. In der Heiligen Messe wird dieses einfache Zeichen des Brotes gewandelt.
Das katholischste aller Feste auch deshalb, weil keine andere Konfession (weder die Protestanten noch die Orthodoxen) dieses Geheimnis der Präsens Jesu so deutlich feiern.
In meiner hessischen Heimat war es früher so, dass die Protestanten an Fronleichnam Gülle gefahren haben und die Katholiken an Karfreitag. Heute ist das nicht mehr so. Die meisten Bauern fahren so oder so an kirchlichen Feiertagen ihre Gülle und konfessionelle Unterschiede gibt es da nicht mehr.
Es liegt mir fern hier irgendeinen Berufsstand in den Dreck zu ziehen. Nur möchte ich klar machen, dass nicht mehr die konfessionellen Grenzen zwischen Evangelischen und Katholischen unsern Kampf bestimmen sollten, sondern es geht ganz alleine darum, was für einen Platz der Herr in unserm Leben hat. Daran erinnert uns im Besonderen der heutige Tag, wo wir mit dem Allerheiligsten durch die Gemeinde ziehen und Ihn zum Seinen Segen bitten; ja mehr noch: Unsere Gemeinde, unsere Häuser Ihm übergeben. Er soll herrschen! Und für dieses Sein Gottesreich gilt es zu kämpfen.
Am heutigen Tag wird mir im Besonderen klar, dass der Herr sein Versprechen, immer bei uns zu sein, auf wunderbare Weise wahr gemacht hat. Wir haben heute, ab der Wandlung wieder die Chance auf den Eucharistischen Herrn zu schauen. Ich werde heute ein bisschen länger als sonst die Hostie hochhalten und dann schauen wir Ihn an, beten Ihn an und übergegeben wir Ihm unser Leben.
Wir schauen Ihn an, so wie die Jünger Ihn im Abendmahlssaal angeschaut haben: Lieblingsjünger, Verräterjünger, langsame Jünger, super eifrige Jünger. Sie alle saßen im Abendmahlssaal und Jesus hat sie liebend angeschaut, so wie er uns heute anschaut.

Requiem für einen Ehemann, der lange krank war

Der Lebenslauf ist heute sehr kurz gehalten, weil es nicht in Worte zu fassen ist und 
weil in diesen wenigen Sätzen klar wird, dass Sie Frau N und Du N, die wichtigsten Menschen im Leben Eures Ehemannes und Vaters gewesen seid. 
Wir Priester machen gerade im Kirchenjahr darauf aufmerksam, dass es Ostern nicht ohne Karfreitag gibt. Leben, Leid und Tod Jesu gehen seiner Auferstehung voraus. 
Am Sarg Ihres Mannes und Vaters scheint mir die umkehrte Botschaft viel wichtiger. Nach Leben, Leid und Tod kommt die Auferstehung. 
In kaum einem anderen Menschenleben zeigt sich körperliches Leid so deutlich, wie bei Ihnen in den letzten Jahren. Deshalb habe ich auch einen Text aus dem Johannesevangelium gewählt, der düsterer und trauriger nicht sein könnte: der Tod Jesu. (Joh 19,16-30)

Zwei Erfahrungen zeichnen das Leid besonders aus:
1. Da ist die Verbindung unter uns Menschen, die durch das Leid auf eine Bewährungsprobe gestellt wird. Gerade im Leid wird erfahrbar, was Familie ist. Das Eheversprechen, das sie sich vor 42 Jahren gegeben haben wird so konkret:
Ich nehme dich an, in guten und in bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit, bis der Tod uns scheidet. Ich will dich lieben, achten und ehren alle Tage meines Lebens.

Liebe Frau N, Sie haben dieses Versprechen erfüllt. 
Und an so einem Tag wie heute, möchte ich Gott daran erinnern: Wir haben unseren Part erfüllt, jetzt erfülle du auch deinen. 
Gerade bei so einer langen Krankheit, muss man sich fragen, wo bist du Gott? Bist du nicht der Gott des Lebens, der unser Bestes will? Wie tief willst du uns noch sinken lassen?
So wie sie, Frau N, sich an das gegenseitige Eheversprechen gehalten haben oder wie du N, dich an das vierte Gebot („Du sollst Vater und Mutter ehren“) nicht nur gehalten hast, sondern über die Maßen hinaus geliebt hast, so kannst du, oh Gott, jetzt auch dein Versprechen einhalten, dass du uns nicht verlässt, dass du uns über die Maßen liebst. 
In der täglichen Sorge für Ihren Ehemann und Vater ward Ihr Boten der Liebe. Und ich möchte Euch auch bitten, bleibt Boten der Liebe. 
So wie Jesus seine Mutter dem Lieblingsjünger anempfiehlt, so sind wir auch aufeinander angewiesen. Sorgen wir über den Tod hinaus füreinander und bleiben in Gottes Liebe.

2. Ganz zum Schluss sagt Jesus im Johannesevangelium am Kreuz die Worte: „Es ist vollbracht!“ Bibeltheologen weisen uns darauf hin, dass Jesus am Kreuz wahrscheinlich Psalm 22 gebetet, der mit diesen Worten aufhört. Psalm 22 fängt aber mit den Worten an „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen“, die uns wiederum der Evangelist Markus überliefert hat. 

und in der neunten Stunde schrie Jesus mit lauter Stimme: Eloí, Eloí, lemá sabachtháni?, was übersetzt ist: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Mk 15,34) 

Diese tiefste Gottverlassenheit mündet in der Hoffnung, dass es unser Herrgott irgendwie gut mit mir meint.
 Herr, ich kann es nicht verstehen, ich weiß nicht, was du mir sagen willst und warum du dich nicht zeigst. 
Dieses „Es ist vollbracht!“ würde ich im Leid erstmal übersetzen mit den Worten: „Jetzt is emål gut.“

„Es ist vollbracht!“ heisst sicher auch, dass dieses Leiden Jesu für etwas gut sein soll.
Ich glaube nicht an einen Gott, der will, dass sein Sohn am Kreuz leidet. Aber ich glaube an Gott, der uns unendlich liebt und dessen Liebe im Leid standhält, der verzeiht und dessen Liebe über den Tod hinaus bleibt.
Bleiben wir in Gottes Liebe.

Sonntag, 11. Juni 2017

Dreifaltigkeit 2017

Ich geb´s zu, ab und an vermisse ich sie auch: die gute alte Zeit. Auch liturgisch, gab es viele Dinge, die nicht mal schlecht waren; so zB die Pfingstoktav. Das heisst vor 60 Jahren hat die Kirche eine ganze Woche lang Pfingsten gefeiert. Es gab viele solcher Oktaven. Übrig geblieben ist freilich Ostern und Weihnachten. Da feiern wir jeweils eine ganze Woche das hohe Fest. Jeden Tag mit Gloria.
Die Pfingstoktav wurde abgeschafft, weil die Überlappung der einzelnen Feste einfach überhand genommen hatte. Aber warum ausgerechnet Pfingsten, das Fest des Heiligen Geistes.

Aber wenn ich die vergangene Woche anschaue, war es trotzdem eine Pfingstoktav für mich. Da ist der Pfingstmontag, der in den deutschsprachigen Ländern Feiertag ist und übrig geblieben ist von der Pfingstoktav. Am Pfingstdienstag trafen sich die Benediktiner Österreichs zu ihrer Kongregationswallfahrt im Stift Kremsmünster, da haben wir auch vor allem Heiliggeistlieder gesungen.
Gestern war unsere Wallfahrt nach Frauenberg. Und für mich ist Marienverehrung auch immer Heiliggeistverehrung. Zeigt sich doch an ihr, was der Heilige Geist an uns Menschen bewirkt.
Wir verehren Maria ja als Braut des Heiligen Geistes. Wir verehren sie als Mutter Jesu - Gottesmutter.
Wir verehren sie als Magd des Herrn, Tochter des Höchsten.
Da wird deutlich wie der Mensch in Gott sein kann. Und das ist und bleibt für mich die sinnigste Erklärung der Heiligsten Dreifaltigkeit. (in St. Gallen: Dies wird ja auch bei unserm Altarbild überdeutlich.)
Bei der Wallfahrt gestern bin ich nicht ganz durchgegangen. Nach der Andacht in der Wenger Pfarrkirche bin ich ins Stift, wo ich noch was erledigen musste. Dann habe ich auch geduscht und einen frischen Habit angezogen. Und schon, ja, habe ich nicht mehr so richtig zu den Wallfahrern gehört.
Einen schönen Vergleich zur heiligsten Dreifaltigkeit fand ich bei Ephrem dem Syrer. Das ist ja das Schöne, dass wir Lernende sind und gerade auch von der Kirche des Ostens lernen können. Ephrem vergleicht den dreifaltigen Gott mit der Sonne. Der Vater ist die Sonne, der Sohn das Licht und der Heilige Geist die Glut. Sonne kann man nicht ohne Licht und Glut denken. Wenn die Sonne untergeht (Tod Jesu) so kommt sie doch wieder und strahlt neu (Auferstehung). Wo sind die Strahlen der Sonne befestigt? Die Strahlen kommen auf die Erde herab. Das ist der Sohn, der unser Fleisch angenommen hat. Er hat geschwitzt wie wir - egal ob in der Werkstatt seines Vaters, in Angst und Verlassenheit auf dem Ölberg. Er ist den ganzen Weg mit uns gegangen.
Spätestens am Pfingsttag wissen wir, dass Gott nicht mehr ohne uns will. Durch uns will er das Angesicht der Erde erneuern.
Stellen wir uns in die Sonne; der Vergleich hinkt ein bisschen, wenn man meinen hochroten Schädel anschaut. Als ob man zu viel von Gott abbekommen kann.

Freitag, 12. Mai 2017

Requiem für eine tüchtige Frau

Sehr geehrter Herr N,
sehr geehrte Kinder der Verstorbenen mit ihren Familien, liebe Trauergemeinde.

Die Lesung fiel mir spontan ein, als ich sie von ihrer Frau, Mutter und Schwiegermutter habe reden hören. Das Evangelium ist das Evangelium sowohl vom heutigen Freitag als auch von diesem Sonntag.

Die Lesung aus demBuch der Sprichwörter vergleicht die tüchtige Frau mit einer Perle, die nur schwer zu finden ist. Ähnlich war ja auch ihre Frau für Sie, Herr N, ein unermesslicher Gewinn.
·        Wie sie sich ihr ganzes Leben weitergebildet hat, sich nie ausgeruht hat, immer interessiert und offen für das Neue. Einer Perle gleich.
·        Wie sie mit ihrer Präsenz, ihrem Fleiß und ihrem freundlichen Lächeln als Chefin ihren Betrieb geprägt hat. Einer Perle gleich.
·        Wie sie ein Mensch ist, der angenommen wurde von seinen Eltern. Angenommen von Gott, dem HERRN des Lebens in der heiligen Taufe als SEINE geliebte Tochter. Angenommen von ihrem Ehemann, von ihrer Familie und ihren Freunden. Einer Perle gleich.
Heute scheint es, als ob Sie diese Perle zurückgeben in die Hände Gottes. Voll Dankbarkeit, weil ihr Leben Sie reich gemacht hat, aber auch voll Wehmut, weil ihre Lebensfreude und ihr Lebensmut nun nicht mehr sichtbar in ihrer Familie aufscheint.

Das heutige Evangelium (Joh 14) spricht Jesus zu uns im Abendmahlssaal – am Vorabend seines Todes. Er wäscht seinen Jüngern die Füße und gibt ihnen so ein Beispiel des Dienens. Schonungslos klärt Jesus im 13. Kapitel des Johannesevangeliums sein Jünger auf, was sein Tod bedeutet. Verrat, Verleugnung, Todesurteil. Man kann sich richtig vorstellen, was für eine Verunsicherung im Abendmahlssaal geherrscht hat. Und jetzt kommt dann plötzlich das 14. Kapitel im Johannesevangelium und mit ihm Trost und Halt. Lasst euch nicht verunsichern im Angesicht des Todes. Glaubt an Gott und glaubt an mich.

Liebe Trauerfamilie, liebe Schwestern und Brüder.
Jedes Leben ist ein Kunstwerk unseres Schöpfers. Und noch mehr… Wenn ich das heutige Evangelium richtig verstanden habe, dann ist das irdische Leben (oder wie wir Steirer sagen "Dåsige Leben") dem himmlischen Leben ganz nah. "Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen."
Jesus vertröstet nicht auf ein später. Jesus sagt nicht, irgendwann mal nach der Auferstehung bin ich bei meinem Vater. Sondern das iost schon hier und jetzt der Fall. "Glaubt mir doch, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist"
Beten wir in dieser Heilige Messe für Frau N N, dass sie ganz bei ihrem himmlischen Vater ist.
Und wenn sie vielleicht auch nicht im Chor der Engel mitsingt (irgendwer hat gesagt, sie könne nicht singen), so bin ich mir sicher, sie findet da oben ihr Platzerl und ihre Aufgabe. Amen.


Dienstag, 14. März 2017

Requiem in der Osteroktav - Predigt

In diesen Ostertagen hören wir jeweils Abschnitte aus allen vier Evangelien, die ganz unterschiedlich von der Auferstehung berichten. Jeder aus seiner Warte.
Es sind gerade diese Begegnungen mit dem Auferstandenen, die uns so berühren, weil jeder ganz persönlich dem HERRN begegnet.
Es sind gerade diese Begegnungen mit dem Auferstandenen, die uns so berühren, weil jeder Jünger in seiner eigenen Trostlosigkeit und Ungewissheit dem HERRN begegnet und wieder Halt und Richtung für sein Leben erhält.
Und im Angesicht des Todes scheint JESUS auch zu uns zu sprechen: „Warum lasst ihr in eurem Herzen solche Zweifel aufkommen?“
In der Hoffnung auf die Auferstehung der Toten hören wir den Lebenslauf des Verstorbenen …
Der Krieg und die Nachkriegsjahre nehmen einen großen Teil des Lebenslaufs ein und ich verstehe das durchaus auch als Mahnung an uns,

Sonntag, 12. März 2017

Requiem - Predigt über das Samenkorn

Evangelium: Joh 12, 24-26

Das heutige Evangelium (Fest Laurentius) stellt das Leben des Menschen in den Zusammenhang der Weizenernte.
Es geht hier nicht darum, das Leben auf Erden gering zu achten und dann darauf zu vertrauen, dass im Himmel bei der reichen Ernte dann eh alle besser ist. Vielmehr ist im Samenkorn ja schon alles enthalten - in dieser Schlichtheit ist soviel Kraft enthalten - und es muss dann in die Erde fallen und sterben, damit es Frucht bringen kann.
Heute, am Tag des Requiems, steht das Samenkorn für alles Gute, was eure Frau und Mutter an Euch gewirkt hat und was in Euch zur Frucht geworden ist.
Heute steht das Samenkorn für euren Glauben. An einer anderen Stelle im Evangelium sagt Jesus:
Wenn euer Glaube auch nur so groß wäre wie ein Senfkorn, würdet ihr zu dem Maulbeerbaum hier sagen: Heb dich samt deinen Wurzeln aus dem Boden und verpflanz dich ins Meer!, und er würde euch gehorchen. Lk 17, 6.
Wir bitten Gott heute in der Trauer: HERR, gib uns den Glauben an dich, dass wir auf die Auferstehung hoffen, dass wir immer wieder bereit sind einander zu verzeihen.
Heute steht das Samenkorn für Jesus Christus, der für uns gestorben ist. Wir sind mit diesem Samenkorn Jesus Christus gestorben, also werden wir auch mit ihm auferstehen und teilhaben an seinem Leben.

Teresa von Avila: eine alltagstaugliche Kirchenlehrerin

Heilige Hildegard von Bingen
hl. Hildegard

Predigtreihe Kirchenlehrerinnen
2. Fastensonntag - Teresa von Avila: eine alltagstaugliche Kirchenlehrerin
Am Anfang ein kleiner Nachrichtenüberblick, was in der letzten Zeit so geschah oder geschehen wird. Drei Meldungen.
Vor gut einem Jahr hat ein Pfarrer aus der Diözese Münster angekündigt, seinen Dienst aufzugeben. Kommt vor, könnte man denken. Aber in diesem Fall war es erschütternder als sonst und hat viel Staub aufgewirbelt, da Pfarrer Thomas Frings Moderator des Priesterrates und Pfarrer einer großen, lebendigen Stadtpfarre in Münster gewesen ist. Er hat Kunstinterventionen in seiner Kirche zugelassen oder hat sich Gedanken gemacht, wie man Sakramentenpastoral neu gestalten kann. ZB hat er ein neues Modell für die Erstkommunion entwickelt: Die Kinder hatten ihr großes Fest als eine Tauferneuerung. Doch die eigentliche Erstkommunion empfingen sie eher im kleinen Rahmen in einer eher einfachen Sonntagsmesse. So hat man den Kindern vielleicht die Aufregung genommen. Das ausgerechnet er, auf den man in der Pfarre soviel Hoffnung gesetzt hat, aufgibt, hat viele erschüttert und lange beschäftigt. 
In der Tat muss man sich doch Gedanken machen, ob das alles noch richtig ist, was wir hier machen. Da kommen zB. Leute und wollen sich gegenseitig das Sakrament der Ehe spenden und wissen nichts von Jesus Christus und Glauben. Da kommen Eltern, die beide aus der Kirche ausgetreten sind und wir taufen das Kind, weil es uns von Graz so aufgetragen wird. Wie soll da der Glaube in der Familie weitergegeben werden?
Thomas Frings ist mittlerweile Postulant in einem belgischen Benediktinerkloster und hat letzte Woche sein Buch veröffentlicht. Er steht zu Christus und seiner 2000 Jahre alte Kirche. Aber er glaubt eben, dass im Moment zu viel falsch läuft und wir uns Statistiken nur schön rechen. (Buchbesprechung „Aus. Amen. Ende?“)
Gestern trafen sich in Hildesheim die Kirchenfürsten der evangelischen und katholischen Kirche Deutschlands zu einem Bußgottesdienst anlässlich des 500. Jahrestages der Reformation. Auch die Staatsführung war anwesend. Es ging um Vergebung. Philosophen sagen, man kann nichts vergeben, was andere verbrochen haben. Ein Mensch kann nicht für andere um Vergebung bitten und man kann nicht im Namen anderer, die schon 500 Jahre tot sind, Verzeihung gewähren. Und hier kommt Gott ins Spiel. Deshalb finde ich solche Bußgottesdienste auch richtig, denn Gott kann das Unverzeihliche verzeihen.(Bericht NDR)
Am Dienstag treffen sich in Admont 40 hauptamtliche Mitarbeiter der Diözese Graz-Seckau im Stift Admont. Aus ihnen werden 24 ernannt (oder gesendet), die dann die neuen Regionen leiten werden.
Solche Nachrichten betreffen uns in St. Gallen auch und immer geht es bei Kirche auch darum, wie etwas weiter tragen kann und nicht nur ein Strohfeuer bleibt. Ein Gefühl des Aufbruchs, der Erneuerung oder ein gewaltiger, schöner Gottesdienst ist schnell verflogen. Wie geht es dann weiter… Ähnlich ging es ja den drei Aposteln, die mit Jesus auf den Berg gestiegen sind. Wie kann das Erfahrene sich im Alltag bewähren. Gerade bei den Apostel sieht man ja, dass das ordentlich schief gegangen ist. Petrus war auf dem Berg Tabor dabei, hat dann aber Jesus verleugnet und war nicht unter dem Kreuz. Bei ihm trug diese Verklärung nicht weiter.
Deshalb möchte ich heute Teresa von Avila als Gefährtin zu Rate ziehen. Sie ist eine von vier Kirchenlehrerinnen. Letzte Woche habe ich von der heiligen Hildegard gepredigt. Beide (Teresa und Hildegard) haben eine Gemeinsamkeit. Sie blieben nicht in ihrem Kloster, wo sie dann in ihrer Verzückung etwas niedergeschrieben haben, sondern sie waren „bei de Loit“. <— wie man so schön sagt. Hildegard ist von Fürstenhof zu Fürstenhof gezogen und hat den weltlichen und geistlichen Herren ordentlich die Meinung gesagt. Teresa hat unzählige Orte in Spanien besucht, wo sie sich persönlich um ihre neuen Klosterniederlassungen gekümmert hat. Und gerade Teresa ist als Kirchenlehrerin alltagstauglich. Wie hält es an, wie überlebt unser Glaube im Alltag. Das erfahren wir bei Teresa gerade in ihren Anleitungen  zum Gebet.
Sie gibt uns drei Punkte mit auf den Weg:
Innerlichkeit, Demut und Wirksamkeit.
Ein Gebet erfordert Nachdenken. Mit wem rede ich eigentlich? Mit Gott oder einem Sklaven? Schreibe ich IHM nicht zu oft vor, Gott, mach das so. 
Kann man so mit einer Majestät reden?

Die Seele kann sich Christum den Herrn vergegenwärtigen, und sich gewöhnen, seine heilige Menschheit recht innig zu lieben, stets mit ihm zu wandeln, mit ihm zu reden, ihm ihre Bedürfnisse vorzutragen, ihm ihre Widerwärtigkeiten zu klagen. Man braucht hierzu keine besonderen Gebetlein, sondern man spricht nur solche Worte, die dem inneren Verlangen und den Bedürfnissen entsprechen.
Aus diesen Zeilen spürt man richtig das 16. Jahrhundert. Der Beginn der Neuzeit. Es ging in der Neuzeit um das Individuum. Der einzelnen Mensch vor Gott. Und er redet mit Gott. Dieser Gedanke war bei vielen Zeitgenossen Teresa unerhört.
Teresas inneres Gebet ist ein inniges Lieben, ein Mit-Ihm-Wandeln und ein Reden mit einem guten Freund.
Im zweiten und ebenso wichtigen Schritt geht es um Einsicht und Demut.
B. Das Gebet muss in Demut verrichtet werden.
Die Selbsterkenntnis ist etwas so Wichtiges, daß ihr dieselbe nie vernachlässigen dürfet, wenn ihr auch bis zum Himmel euch erschwungen hättet; denn solange wir auf dieser Erde leben, ist uns nichts so notwendig als die Demut. Darum sage ich noch einmal: es ist gut, ja über die Maßen gut, dafür Sorge zu tragen, daß man in dies erste Gemach eintritt, wo man sich mit der Selbsterkenntnis befasst.
Ein berühmtes Sprichwort sagt ja, Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung.
Und das schöne an Teresa ist, dass sie uns diese Begriffe nicht einfach hinklatscht und voraussetzt, nein, sie erklärt uns, wie man Selbsterkenntnis und Demut am besten gewinnt.
Aber wie gelangt man zur Selbsterkenntnis und damit zur Demut?
durch die Betrachtung seiner Größe lernen wir unsere Niedrigkeit kennen, durch die Betrachtung seiner Reinheit erkennen wir unsere Beflecktheit, durch die Betrachtung seiner, des menschgewordenen Menschensohnes, Demut lernen wir einsehen, wie ferne wir noch von dem rechten Wesen der Demut sind.
Und dabei erwähnt sie ein schlechtes Beispiel. Eine kinderlose Frau wird von allen als unheimlich fromm empfunden; sie betet, spendet und tut alles, was eine solche Frau halt tut.
Mir ist so jemand auch schon oft über den Weg gelaufen. „Mei, Herr Pater, ich tu jeden morgen meine Gebete verrichten. Und ich mache das und das…“.
Wenn man dann aber mal einen Nerv trifft. Die Frömmigkeit in Frage stellt, dann erweckt man nicht selten Wut und Zorn, der in den betreffenden Personen innewohnt.
Und da wird Teresa deutlich. Sie ist ja für ihre deftigen Sprüche bekannt. Das Gegenteil von Demut ist Ehrsucht und die beschreibt sie so:
Die Ehrsucht ist der Seele in jeder Hinsicht schädlich; aber auf dem Wege des Gebetes ist sie eine Pest.
Der dritte und letzte Punkt beim Gebet Teresas ist die Wirksamkeit. Und gerade das macht sie zur alltagstauglichen Kirchenlehrerin. Das Gebet
Meine Töchter, die Liebe muß sich zeigen mitten in den Gelegenheiten und nicht in den Winkeln

viele Gedanken zu Teresa habe ich von hier
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Samstag, 25. Februar 2017

dem Teufel links und rechts eine runter hauen

Seit zwölf Jahren bin ich schon Mönch in Admont und inzwischen fängt man an (wie so ein alter Mönch halt), nostalgisch zu werden. Das waren noch Zeiten, als so viele junge Brüder im Haus waren. Vielleicht geht es Ihnen auch so, wenn Sie an frühere, „bessere“ Zeiten denken: Als die Kirchen noch voll waren, das Geld noch etwas wert und die Probleme weniger; als man die Kinder noch öfters gesehen hat, man noch nicht fremd im eigenen Ort war oder die Leute noch hilfsbereit waren.
Paradiesische Zustände könnte man sich da wünschen. In der ersten Lesung am Sonntag wird das Paradies beschrieben mit vielen Bäumen „verlockend anzusehen und mit köstlichen Früchten“. (Genesis 2,9) Diese Urschuld des Menschen, dass er mit dem, was ihm zukommt, nicht zufrieden ist, bringt ihm schließlich den Rausschmiss aus dem Garten Eden. Wobei Unzufriedenheit doch nicht automatisch eine Sünde ist. Ich finde Leute so wichtig, die sich nicht zufrieden geben. Da geht es dann darum, dass sie sich mit dem Schlechten in der Welt nicht abfinden. Und wie kreativ da manche Menschen sind, das macht mir Mut: Da ist der Lehrer, der Hilfstransporte nach Rumänien organisiert, die Pensionistin die Flüchtlingen Deutsch beibringt, die Hospizbewegung, die den Sterbenden beisteht, die Bauernfamilie, die sich um den einsamen Nachbarn kümmert, der Chorleiter, der aus den zum Teil älteren Sängern noch was rausholt, die Arbeitskollegin, die geduldig zuhört, der Kumpane, der den Trauernden tröstet, der Papa, der sich auch mal um die Kinder kümmert und viele positive Beispiele mehr…
Nein, das Reich Gottes liegt nicht hinter uns. Es liegt vor uns. Und wir sind Gottes Mitarbeiter, damit es sichtbar wird.
Also bin ich nicht traurig, über das was mal gewesen ist, sondern baue mit, wenn Abt Gerhard und Bischof Wilhelm neue Pfade mit uns einschlagen.
„Jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade; jetzt ist er da, der Tag der Rettung.“ (2. Korinther 6,2)
Man kann gerne in seiner bequemen Wohnung hocken bleiben. Oder man kann dem Teufel links und rechts eine runter hauen, indem man Gutes tut, ein Lächeln weiter schenkt und so das Reich Gottes ein bisschen mehr sichtbar macht.
Übrigens hat Gott auch daran gedacht, dass Adam und Eva nicht zurück in den Garten Eden gehen können. Vorsorglich hat er mal eben Kerubim und loderndes Flammenschwert an den Eingang gestellt. (vgl. Genesis 3,24)

Freitag, 24. Februar 2017

Requiem für einen Verunglückten

Lesungen: 1 Kor 13; Joh 15
Das Evangelium ist ein zärtliches und inniges Bild. Es ist ein Bild das Gott von sich zeichnet und uns anvertraut: Der Sohn und der Vater, die sich gegenseitig lieben.
Diese Texte sollen euch, liebe Trauerfamilie, vor allem darin bestärken, dass Liebe niemals vergeblich ist. SIE BLEIBT.

Wir haben uns heute am Freitag auch zur Sterbestunde Jesu versammelt. Das Sterben Jesu ist gleichermaßen gekennzeichnet von Verlassenheit, aber auch von Vertrauen.
Da ist die Verlassenheit, weil die meisten Jünger Jesu beim seinem Sterben nicht dabei sind. Da ist das Vertrauen, weil er vorher mit ihnen Gemeinschaft und Mahl gehalten hat. Jesus hat seine Jünger schon im Vorhinein darauf vorbereitet, sie getröstet. Und er hat nach seiner Auferstehung eben dieses Mahl wieder gefeiert. Unser christlicher Glaube vertraut darauf, dass wir uns wieder sehen und bei Gott gemeinsam das ewige Hochzeitsmahl feiern.
Da ist die Verlassenheit, weil Maria ihren eigenen Sohn zum Sterben begleiten muss. Da ist das Vertrauen, weil Jesus am Kreuz an seine Mutter denkt und vorsorgt. Ihr empfiehlt sie seinem Lieblingsjünger Johannes an. Das ist von jetzt an deine Mutter. Das ist von jetzt an dein Sohn.
Mit dem Tod eines Menschen sind auch neue Verantwortungen verbunden. Im Tod eines Menschen liegt also immer auch der Auftrag, dass wir uns umeinander kümmern.
Da ist die Verlassenheit, weil Jesus am Kreuz eine tiefe Nacht erlebt. Einige Evangelisten berichten davon, dass er gebetet hat: „Mein Gott warum hast du mich verlassen.“ Die Bibeltheologen erklären das so, dass er den Psalm 22 gebetet hat, der mit eben diesen Worten beginnt. „Mein Gott warum hast du mich verlassen.“ Da ist das Vertrauen, weil eben dieser Psalm mit einem großen Vertrauen endet, das Gott es gut mit uns meint.
Das Gott es gut mit uns meint <— Ich weiß nicht inwieweit sie das glauben können oder wollen? Ich selber kann auch den Sinn dieses Unglücks nicht erkennen. Mein Reden verstockt und ich stehe wie vor einem Rätsel.

aber ich weiß wohl, dass die Frucht der Liebe, die euer geliebter Ehemann, Vater, Sohn und Bruder in euch gepflanzt hat, das diese Frucht bleibt.

Himmlischer Vater, hilf uns, dass die Liebe in uns bleibt.