Freitag, 20. Oktober 2017

Predigt Abraham - Maria

Der Völkerapostel Paulus präsentiert uns den „Vater vieler Völker“ (Röm 4,17) als das Beispiel des Glaubens. Und dieses Beispiel hat nichts an Popularität eingebüßt. Ich denke da an mein Ordensleben, wo uns Abraham immer wieder als Vorbild an Herz gelegt wurde; hat er doch alle Sicherheiten verlassen und ist dem Ruf Gottes gefolgt.
Auch spricht man heutzutage gerne von den drei abrahamitischen Religionen, wenn man von Judentum, Christentum und Islam redet, um deutlich zu machen, dass alle drei einen Gott verehren und sich alle drei auf den „Vater vieler Völker“ Abraham berufen.
Aber Paulus geht es selbstverständlich um mehr. Er sucht einen Anknüpfungspunkt im Alten Bund vor und jenseits des Gesetzes, das uns von Gott durch Mose und damit eben erst nach Abraham überliefert wurde.
Der Bund zwischen Abraham und Gott ist älter. Der Bund zwischen Abraham und Gott besteht von menschlicher Seite darin, den Glauben zu haben.
Ach wie töricht sind wir Menschen. Da sprechen wir von abrahamitischen Religionen, tun so, als ob wir alle irgendwie die Wahrheit haben (Ringparabel) und vergessen, dass es nie um Abstammung geht, sondern darum zu glauben. Und Glaube an den lebendigen Gott ist mehr als irgendein sich auf längst Vergangenes zu berufen. Glaube ist das Gegenteil von Furcht und Verstocktheit.
So wie Paulus uns Abraham als Beispiel des Glaubens präsentiert wurde und wird die Kirche nicht müde uns Maria als Beispiel des Glaubens zu präsentieren.
Sie ist analog zum „Vater vieler Völker“, die Frau aller Völker.
Bei beiden (Abraham und Maria) hört man den anfänglichen Zweifel. Wie soll das Geschehen? Wie willst du Gott, mich alten Mann zum Vater so vieler machen? Wie willst du, Gott, mich zur Mutter des Messias machen?
Hier folgt von oben keine lange Erklärung, keine Beweisführung. Hier folgt von oben die wirksame Tat Gottes.

Beide bekommen einen Sohn. Abraham bekommt Isaak und Maria bekommt Jesus. Und jetzt kommt für beide die grausigste Erfahrung eines Menschen. Gott befiehlt Abraham, er solle seinen einzigen Sohn opfern. Und er macht sich auf den Weg und trägt dabei schon den Schatten der ewigen Trauer über seinem Herzen. Sein Glaube wird auf diese schreckliche Probe gestellt. Schließlich greift der Herr ein und rettet Isaak und letztlich so auch seinen Vater Abraham.
Ähnlich Maria mit ihrem Sohn Jesus. Sie bleibt an seiner Seite, wenn er zum Tode verurteilt wird, wenn alle seine Freunde - außer Johannes und Maria von Magdala - fliehen. Sie steht unter dem Kreuz und leidet mit ihrem Sohn, wenn er stirbt. Durch ihr Herz geht ein Schwert. Schließlich greift Gott ein und erweckt seinen ewigen Sohn Jesus, Mariens Kind, von den Toten und mit ihm wird auch die Mutter wieder vom Schatten und Schmerz befreit.
„Wer sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem wird sich auch der Menschensohn vor den Engeln Gottes bekennen.“
Was Glaube wirklich heisst, erkennt man an diesen beiden Menschen ganz besonders: Abraham und Maria. Ihr „Ja“ ist keine Episode, kein in einer Laune gestalteter Lebensabschnitt. Ihr „Ja“ zu Gott und seinem ewigen Plan bestimmt das ganze Leben.
An Abraham und Maria erkennt man, was es heisst, seinen Glauben zu bekennen. In diesem Sinne ist unser christliches Bekenntnis kein Aufsagen gelernter Wahrheiten, sondern es geht bei unserm Glauben immer um ein durch unser Leben bezeugtes „Ja“.
Im heutigen Evangelium nach Lukas wird die Verfolgung der Christen angekündigt. Der lateinische Kirchenlehrer sagt: Das Blut der Märtyrer ist der Same der Kirche.
Ihr Bekenntnis zu Christus und damit zum dreifaltigen Gott - VaterSohnGeist - ist der Same, aus dem die Kirche wächst. Eine Same muss sich selbst aufgeben. Man merkt hier richtig, wie das Bekenntnis zu Jesus an die Substanz geht. Man merkt hier richtig, dass ihnen wie Maria ein Schwert durchs Herz gestochen wird.
Und so ist Maria mit Recht die Königin der Märtyrer.
Und da unterscheiden wir nicht, ob es sich um einen evangelischen Pfarrer der Bekennenden Kirche in einem Konzentrationslager, um einen Missionar einer Pfingstkirche in Nordkorea oder um einen koptischen Christen in Kairo handelt. Für sie alle ist Maria die Königin der Märtyrer. Sie alle haben sich vor den Menschen zu Jesus Christus bekannt.
Es gibt ja auch nicht zehn verschiedene Heilige Geiste, sondern nur einen Heiligen Geist. Und so ist auch die Christenverfolgung des 21. Jahrhunderts nicht gespalten, sonder besteht aus dem einen Bekenntnis zu Christus Jesus.

Liebe Schwestern und Brüder.
Ich muss zugeben, dass ich den Heiligen Geist oft so als Garant dafür gesehen habe, wenn es darum geht Lücken zu stopfen. Wenn ich als Student nicht genug gelernt habe, musste der Heilige Geist herhalten.
Nein, der Heilige Geist ist der lebendige Atem Gottes. Und der kann uns nicht erreichen, wenn wir laufend nur von A nach B hetzen und ihm nicht immer wieder Einlass gewähren. Der Heilige Geist zwingt uns zu nichts. Gerade an ihm wird die Freiwilligkeit unsere Hingabe deutlich.

Öffnen wir uns dem Heiligen Geist im Hören des Wortes Gottes, dem gemeinsamen Dankgebet, im Lobpreis und vor allem in der Anbetung.

Öffnen wir uns mit Maria - sie ist ja die Braut des heiligen Geistes - dem Heiligen Geist und lassen wir zu, dass er schöpferisch in uns und in dieser Welt wirkt.

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