Freitag, 6. Oktober 2017

Requiem für eine plötzlich Verstorbene

Manchmal hört man, dass man das Leben mit Jahreszeiten vergleicht. Da steht dann (1) der Frühling für das Wachstum & das Lernen in Kindheit und Jugend. (2) Der Sommer für die kraftvolle Zeit der Arbeit und auch der Erziehung der eigenen Kinder und dann (3) der Herbst für die Pension bzw. das Alter. Wir Ennstaler können es vielleicht besser nachempfinden, wenn direkt nach dem Spätsommer ein Wintereinbruch kommt, obwohl der Herbst dann im Normalfall nochmal zurückkehrt.
Bei Eurer Mutter, Tochter, Schwester und Tante gab es diesen Normalfall nicht. Die Zeit des Sommers ist durch den Unfall mit einem Schlag vorbei. Man wünscht sich wie verrückt die Tage des Sommers und der wärmenden Liebe zurück und versteht nicht, was dieser eigenartige Lauf der Welt soll?!
Auch frage ich mich, lieber Schutzengel, wo warst du? Warum bist du nicht da, wenn man dich mal braucht?

Lieber N, liebe Brüder und liebe Mutter der Verstorbenen, liebe Schwestern und Brüder.
Die heutigen Lesungen sind vom Fest Mariä Heimsuchung (02. Juli). Wir erinnern uns daran, wie Maria, die Mutter Jesu, ihre Tante Elisabeth besucht und sich um sie kümmert. Ähnlich war ja eure liebe Verstorbene
auch um ihre Nächsten besorgt und hat angepackt: in der Familie, als Krankenschwester und dadurch, dass sie ihre vielen Freundschaften gepflegt hat.

Seid einander in geschwisterlicher Liebe zugetan, übertrefft euch in gegenseitiger Achtung! Röm 12,10
Sie war da und hat geholfen. Für diese wärmenden Sonnenstrahlen wollen wir heute danken.
Wir Menschen sind nicht dazu geschaffen, uns mit wenig zufrieden zu geben. Der Mensch sehnt sich nach Erfüllung.
Gerade im Angesicht des Todes denken wir an Erfüllung. Wann ist ein Leben erfüllt? Was macht ein erfülltes Leben aus? Liebe Trauerfamilie, Ihr habt es ja auch auf dem Partezettel angedeutet: Es geht nicht darum, dem Leben Jahre zu geben, sondern den Jahren Leben zu geben.
Erfülltes Leben.
Ich denke ganz besonders an das heutige Evangelium, weil da die weite Landschaft des Berglandes von Judäa, wo Maria zu Elisabeth eilt - also die Schönheit unseres Fleckchens, in dem wir wohnen und sogleich die Hilfsbereitschaft, nämlich die Schönheit des Menschen, Erwähnung finden. Erfüllung. Und doch klammert die christliche Botschaft die Niederungen des Lebens und den Tod nicht aus.
Seid fröhlich in der Hoffnung, geduldig in der Bedrängnis, beharrlich im Gebet! Röm 12,12

Hoffnung ist für mich etwas oft sehr kleines und doch kraftvolles. An irgendeiner Stelle vergleicht Jesus ja das Himmelreich mit einem kleinen Samenkorn. Ein Wunder das da so viel Leben rauswächst.
Ich wünsche Dir lieber N, ich wünsche Euch liebe Trauerfamilie, dass ihr diese kleinen Zeichen der Hoffnung seht und hört und in euch wachsen lasst.
Ich wünsche Euch in Eurer Trauer Geduld mit euch selbst und mit dem andern.
Ich wünsche Euch auch den Geist des Gebetes, wo ihr eure Wut, aber auch eure Dankbarkeit Gott gegenüber in Worte fassen könnt.

Wenn es vielleicht auch nicht immer ganz leicht ist, rückt man enger zusammen, hält zueinander und ist immer wieder bereit zu verzeihen.

Am heutigen Tag, fragt man sich auch, meint Gott es gut mit uns? Mit Maria, der Muttergottes wollen wir unsern Herrgott daran erinnern, dass er sein Versprechen wahr macht: 
Herr, denk an sein Erbarmen.
Herr, schenke N einen neuen Morgen in deiner himmlischen Herrlichkeit.
Herr, schenke uns einen neuen Morgen, wenn wir einander beistehen, zueinander halten und immer wieder bereit sind, zu verzeihen. Amen.

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