Mittwoch, 14. Juni 2017

Fronleichnamspredigt Lesejahr A

Wenn ich Gäste durch unsere Klosterbibliothek führe, erkläre ich ihnen auch immer die Vier Letzten Dinge von Josef Stammel. Bei der letzten Figur - dem Himmel - befinden sich unten drei kleine Engel, die etwas symbolisieren, das uns Gott näher bringen: Der eine Engel betet, der nächste gibt a Geld (Almosen) und der dritte Engel bekommt von einem Raben Brot gebracht. Beten, Almosen geben <-- das sind Dinge, die wir auch tun und damit kommen wir klar. Doch was hat es mit dem Raben auf sich?! Es erinnert uns an Elija, der in der Wüste ist und von einem Raben Brot gebracht bekommt. Elija hat in der Wüste vielleicht ein Stück weit das erlebt, das auch das Volk Israel erlebt hat: Hunger und Durst auf langer Strecke und das in der Wüste. Wir Wohlstandschristen haben noch nie gehungert und es ist dann schon etwas peinlich für mich, wenn ich dann dieses Stückerl Brot im Schnabel des Raben seh und daran denke, dass ich beim Essen eine riesige Auswahl habe. Brot hat im Leben der Älteren von uns eine größere Bedeutung. Und wahrscheinlich kann man nur, wenn man mal echte Entbehrung erlebt hat nachempfinden, was das Volk Israel unterwegs erlebt hat und wie es das göttliche Manna wirklich als Himmelsspeise hat annehmen können.
Dennoch. Das, was wir heute feiern, geht über unsern Verstand hinaus. Es is net einfach a Brot. Heute zeigt sich unser katholischer Glaube auf besondere Weise: Wir glauben, dass Jesus Christus wahrhaftig in dieser Scheibe Brot gegenwärtig ist. Es ist nicht so als ob er da wäre, sondern er ist da. In der Heiligen Messe wird dieses einfache Zeichen des Brotes gewandelt.
Das katholischste aller Feste auch deshalb, weil keine andere Konfession (weder die Protestanten noch die Orthodoxen) dieses Geheimnis der Präsens Jesu so deutlich feiern.
In meiner hessischen Heimat war es früher so, dass die Protestanten an Fronleichnam Gülle gefahren haben und die Katholiken an Karfreitag. Heute ist das nicht mehr so. Die meisten Bauern fahren so oder so an kirchlichen Feiertagen ihre Gülle und konfessionelle Unterschiede gibt es da nicht mehr.
Es liegt mir fern hier irgendeinen Berufsstand in den Dreck zu ziehen. Nur möchte ich klar machen, dass nicht mehr die konfessionellen Grenzen zwischen Evangelischen und Katholischen unsern Kampf bestimmen sollten, sondern es geht ganz alleine darum, was für einen Platz der Herr in unserm Leben hat. Daran erinnert uns im Besonderen der heutige Tag, wo wir mit dem Allerheiligsten durch die Gemeinde ziehen und Ihn zum Seinen Segen bitten; ja mehr noch: Unsere Gemeinde, unsere Häuser Ihm übergeben. Er soll herrschen! Und für dieses Sein Gottesreich gilt es zu kämpfen.
Am heutigen Tag wird mir im Besonderen klar, dass der Herr sein Versprechen, immer bei uns zu sein, auf wunderbare Weise wahr gemacht hat. Wir haben heute, ab der Wandlung wieder die Chance auf den Eucharistischen Herrn zu schauen. Ich werde heute ein bisschen länger als sonst die Hostie hochhalten und dann schauen wir Ihn an, beten Ihn an und übergegeben wir Ihm unser Leben.
Wir schauen Ihn an, so wie die Jünger Ihn im Abendmahlssaal angeschaut haben: Lieblingsjünger, Verräterjünger, langsame Jünger, super eifrige Jünger. Sie alle saßen im Abendmahlssaal und Jesus hat sie liebend angeschaut, so wie er uns heute anschaut.

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