Sonntag, 22. April 2018

Guter Hirte und Partizipative Leitung

Ich muss zugeben, dass ich mir jahrelang einen Spaß daraus gemacht habe, Hund und Herrchen anzuschauen. Die schauen sich immer so ähnlich. Die Frisur vom Frauschen sieht aus wie die Frisur des Hundes. Oder, wenn da so ein Wuschelhund ist, hat das Herrschen oft auch so Wuschelhaare. 

Man sieht also von vornherein, die gehören zusammen. 
Irgendwie lustig, aber auch irgendwie schön. 

Wenn man einander vertraut und dieses innere Vertrauen sich äußerlich spiegelt Ähnlich ist es auch mit einem Ordensmann, wenn er über Jahre in seinem Kloster ist, dann nimmt er den Stallgeruch des Klosters an. Er gehört dazu und Gebet, Arbeit, Lesung und die Brüder prägen den Mönch. Der heilige Benedikt spricht hier von Consuetudines - „Gewohnheiten, Gepflogenheiten“. (wiki:  Consuetudines
Ähnlich wird man ja auch von seiner Familie geprägt. Ehepaare leben lange miteinander; Kinder nehmen - gewollt oder ungewollt - Eigenschaften der Eltern an. 

Diese Vertrauensverhältnis wird besonders beim dem Bild deutlich, das Jesus heute im Evangelium gebraucht. Der gute Hirte. Wie an anderen Stellen wird in der Bibel ein Begriff nicht neu erfunden, sondern von der Umwelt aufgegriffen. 
Ähnlich ja auch in Johannes 1 (Evangelium vom Christtag): Im Anfang war der Wort - En archä än ho logos. 
Beim Griechen klingelten sofort alle Glocken und er wusste, das er hier zu Hause ist. 
Noch viel mehr verbreitet war der Titel des Guten Hirten. (vgl. Artikel wiki über den Guten Hirten) In fast allen alten Kulturen gab es diesen Begriff (Assyrer, Babylonier, Ägypter). Das geht dann soweit, dass man in den Katakomben Roms auf den Gräbern Bilder mit dem Guten Hirten findet und man gar nicht weiß, wem man das zuordnen soll: Ein Heide, der den Guten Hirten verehrt oder ein Christ, der Jesus Christus als den Guten Hirten anerkennt?  
In der orthodoxen Ikonographie hat das Bild fast nie Eingang gefunden. Ganz anders im Westen. Und hier noch mal besonders im 19. Jahrhundert. 
Und auch bei mir: Ich habe ein Bild des Guten Hirten auf meinem Primizbildchen drauf. 
Es ein zärtliches Bild: Wie der Hirte das Schaf auf seinem Rücken trägt - anschmiegsam. Es ist ein vertrauensvolles Bild. 
Aber ganz besonders ist es ein Bild der Hingabe. 
Bei aller Diskussion um Kirche und bestimmte Reizthemen, sollte man nie vergessen: Es geht um Hingabe und Vertrauen. 

Reißerisch hört man oft nur vom Schlechten: Von der Hirten, die sich vergreifen, die sich nicht um die Schafe kümmern, sondern nur gierig auf die Wolle schielen.  
Von denen die nicht treu waren und schon bei ersten Gegenschlägen das Handtuch geworfen haben. 
Das Schöne im Evangelium ist, dass beide Seiten erwähnt werden: Der bezahlte Knecht, dem an den Schafen nichts liegt. <— Er wird erwähnt, aber vor allem das positive Beispiel wird uns vor Augen geführt: Der gute Hirt. 

Wir denken hier natürlich auch gleich an das Gleichnis vom verlorene Schaf (Lukas 15) und an den Hirten, der alles unternimmt um dieses Schaf zu finden, zu befreien und heim zu führen auf die fette Weide. 

Reflexartig ordnen wir die Priester dem Bild des Guten Hirten zu. Ich habe es ja eben auch getan. 
Da ist es für mich als Priester in der Steiermark dann erstmal unglaublich, dass ab 01. September, zwei hauptamtliche Laien gemeinsam mit Pater Egon in der Region Ennstal & Ausseerland das Sagen haben werde. Partizipative Leitung nennt sich das. 
Ist dann übrigens auch für die Seelsorgeräume so geplant. 
Ist der Priester nicht mehr Hirte, das er ganz oben steht und die Herde vertrauensvoll führt? Was Jahrhundertelang so lief, soll plötzlich in der Steiermark nicht mehr gelten? 

Am vergangenen Freitag war in Admont die Spirinight. 400 Firmkandidaten (auch aus unserer Pfarre) waren dabei. Organisiert wurde das ganz von der jungen Kirche der Steiermark und da namentlich von zwei Frauen Magdalena Hrauda aus Graz und Sandra Ganser aus Palfau. 
Und was diese beiden Frauen da auf die Beine gestellt hatten war beachtenswert: Gut organisiert und bunt. Lustig und glaubensstiftend. (Fotos spirinight 2018 (c) Diakon Wolfgang Griesebner)
Kurzfristig wurde ich gebeten die Andacht zum Beginn der spirinight zu halten. Ich war voll in meinem Element und hatte eine riesige Freude. 

Vielleicht ist das wirklich ein Model von Kirche: Das haupt- und ehrenamtliche Laien organisieren und durchführen und der Priester seinen Part (Sakramente, Seelsorge), dazu beiträgt. 

Unser Guter Hirte ist erstmal Jesus Christus und kein andere. Er ist es, der sich um seine Herde (um uns) kümmert. 

Er hat mir als Priester Hände gegeben und Augen, Ohren und einen Mund, damit ich IHM Hand sein kann, für ihn sehe und für ihn hören kann und für ihn sprechen kann. 

Aber ähnlich sind wir alle füreinander Hirte und Priester. Einer von Ihnen ist vielleicht vor allem Hand: dass er anpackt, wo Hilfe gebraucht wird; ein anderer ist Ohr, dass er dem andern zuhört; der nächste ist Mund, dass er ein Wort spricht, dass aufbaut und heilt...

Ich werde nicht müde daran zu erinnern, dass die Mutter die erste Priesterin des Kindes ist: Aus ihrem Mund hört das Kind zuerst von Gott. 

Oft höre ich auf, darauf zu vertrauen, dass die Eltern Kindern noch etwas von Gott erzählen oder gemeinsam beten. 

Und geben Sie es zu: Oft hören auch sie auf, darauf zu vertrauen, dass die Pfarrer, die Priester, die Seelsorger ihre Aufgaben so wahrnehmen, wie es sollten.

Wir sollten wieder vertrauen - gegenseitiges Vertrauen wird besonders durch gegenseitiges Gebet gestärkt: Wir Priester und Mönche beten für Euch und ihr - bitte betet auch für uns. 
Und wir sollten unser Leben hingeben - auch wenn wir keinen sofortigen Lohn dafür erwarten können. Amen. 

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