Sonntag, 27. Mai 2018

Predigt Dreifaltigkeit 2018

Am Freitag hat sich die überwältigende Mehrheit der Iren für die Streichung eines Verfassungszusatzes aus dem Jahre 1983 ausgesprochen; dieser hat das Recht auf Leben des ungeborenen Kindes auf die gleiche Stufe wie das Leben der Mutter gestellt. 
Die ersten Meldungen waren noch sehr neutral, so wurde zB berichtet, dass die Kirche sich beim Wahlkampf diesmal sehr zurückgehalten hat. 
Doch später dann in Fernsehberichten, in dem was der irische Regierungschef gesagt hat oder diverse Kommentare, war klar, dass es vor allem ein Sieg gegen die Kirche war. Die ach so rückständige Kirche. 
Wie oft, musste ich mir in meinem Leben schon anhören, dass die Kirche den Menschen klein macht, dass sie ihn knechtet, dass sie an ihm eine Gehirnwäsche vollzieht.
Wie oft musste ich mir schon anhören, was die Kirche alles Böses gemacht hat: Kreuzzüge, Hexenverbrennungen, Missbrauch, Unterdrückung der Frau…
Ja, die Kirche ist schuldig geworden; schuldig an ihrem Auftrag den lebendigen Gott zu verkünden; schuldig, dass sie sich nicht um die Ärmsten gekümmert hat und die Not vieler auch noch ausgenutzt hat; schuldig am Testament, dass uns Jesus Christus hinterlassen hat.
Und dennoch hat sich durch die Kirche ein Menschen- und Gottesbild etabliert, das beide groß sein lässt. 
Der nach Gottes Ebenbild geschaffene Mensch. Der von Jesus Christus erlöste Mensch.
Und auf der anderen Seite der allmächtige und barmherzige Gott, der sich zu uns heruntergebeugt hat in seinem Sohn Jesus Christus. 

Für mich als Christ ist der Mensch schützenswert von der Empfängnis bis zum Tod. Für mich ist es nur eine Frage der Zeit, wenn der Mensch am Anfang seines Lebens nicht geschützt wird, dass er dann auch am Ende seines Lebens nicht geschützt wird. Die Euthanasie ist doch längst auf der Agenda; in der Schweiz, in Belgien oder in den Niederlanden kann oder soll man schon genauso leise und lustvoll abtreten, wie man heute abtreiben kann. 
Und sie verkaufen es uns als großen Sieg der Menschlichkeit. 
Der Mensch in seiner Würde von der Empfängnis bis zum Tod.
Gott, der HERR über Leben und Tod. 
Beides Seiten ein und der selben Medaille. 
Und ich möchte ausdrücklich an dieser Stelle alle lobend und dankend erwähnen, die dem Leben dienen: Eltern, die ihr Ja sagen, Frauen, die in der Hospizbewegung tätig sind, die vielen Menschen, die durch ihr Zeugnis und ihre Tat den Wert des Lebens fröhlich bejahen. 

Am vergangenen Donnerstag wurde das Programm der Liezener Bühne zum Jubiläum der Diözese Graz-Seckau der Öffentlichkeit präsentiert. Eine Woche lang wird ein buntes Programm dort angeboten. 
Die Idee finde ich gar nicht schlecht. Den Eröffnungsgottesdient wird Bischof Wilhelm feiern, den Abschlussgottesdienst Abt Gerhard. Und auch zwischendrin finden sich viele gute Programmpunkte. Aber mittendrin ein etwas anderes Treffen. Am 7. Juni werden „ChristInnen, MuslimInnen, Sikhs und Bahais und Angehörige anderer Religionen (…) gemeinsam um Frieden beten“.
Das Ganze läuft dann unter dem Titel „Wahrheits- und Absolutheitsansprüche in Frage stellen“.

Mit Menschen anderer Religion reden. Ja. Sich mit deren Glauben auseinandersetzen Ja. Menschen anderer Religion wertschätzen und ihnen die Freiheit zugestehen. Ja. Aber mit ihnen beten. Nein. 
Dialog ja, aber der würde ja einen eigen Standpunkt voraussetzen. Eine Kirche, die ihre Lehre nicht mehr ernst nimmt, wird auch von den Leuten nicht mehr ernst genommen.

Unsere Welt ändert sich. Gott bleibt. 
Die heiligste Dreifaltigkeit kann ich ohne den Mensch nicht verstehen und ich glaube auch, Mensch und dreifaltiger Gott bedingen einander.
nur in Frauenberg: Besonders deutlich wird das natürlich an unserem übervollen Altarbild. 
Da ist die Gottesmutter (seit gut einer Woche in rotem Prachtgewand), die eingebetet ist:
Eingebettet in die Engel.
Eingebettet zwischen ihren leiblichen Eltern Anna und Joachim. Ein Hinweis, das wir einen menschlichen Ursprung haben, eine genetische und soziale Prägung, die uns ausmacht.
Eingebettet in die Heiligste Dreifaltigkeit. VOM HIMMLISCHEN Vater gerufen/ ewig geliebt/ erschaffen.
Der Heilige Geist hat sie durchströmt und ihr Kraft gegeben.
Dem Sohn hat sie gedient <— als Mutter. 

nur in Ardning: Es sind die Heiligen, auf die Katholiken und auch die Orthodoxen Schwestern und Brüder so gerne schauen, weil sie uns von Gott erzählen. 
So auch unser Kirchenpatron Johannes der Täufer.
Von Gott erwählt und berufen Vorläufer zu sein.
Mit dem Sohn Gottes Jesus befreundet.
Vom heiligen Geist gestärkt. 

Gott über uns - Vater
Gott in uns - Heiliger Geist
Gott mitten unter uns - dem ich diene in jedem Menschen und der mir aufhilft. „Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“

Unsere Welt ändert sich. Gott bleibt.

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