Samstag, 30. Juni 2018

Johannes der Täufer - Predigt 2018

Bei uns im Admonter Konvent leben gleich vier Patres, die den heiligen Johannes den Täufer als Taufnamenspatron haben: einen kopflosen Johannes, einen Johann, einen Jano und mich. 
Wer wer ist können sie selbst entscheiden. Auch ein getaufter .. namens Johannes wohnt zZ bei uns im Stift. 
So könnt Ihr euch in etwa vorstellen, welche Bedeutung dieser Heilige für mich und für die Kirche hat. 
Ähnlich ja auch sein herausragender Gedenktag: wenn die Tage wieder kürzer werden, sechs Monate vor dem Weihnachtsfest, feiern wir ihn.
Obwohl Johannes als Vorläufer Christi doch so wichtig ist, ist das, was wir mit ihm verbinden, fast schon eigenartig: Sein asketisches Wesen, sein Aufruf zur Buße, sein Wort, womit er sich mit den Mächtigsten anlegt. Er wird (lt. Evangelien) gefangen genommen und später geköpft, weil er die Zweitehe von Herodes Antipas mit der Frau seines Halbbruders kritisierte. 
Ganz anders als der Täufer wagen sich die Prediger dieser Tage nicht mehr Missstände anzukreiden. Von Pater Augustinus mal abgesehen. 

Sind wir zahm geworden? Hat das letzte bisschen Autorität der Kirche mit dem Missbrauchsskandal 2010 aufgehört zu existieren? Sind wir zu sehr mit uns selbst und unseren Strukturen und Wehwehchen beschäftigt? Sagen wir nur noch genehme Worte, weil wir doch geliebt sein wollen?

Johannes ist eine markante Gestalt, die mir vor allem den Weg weist → den Weg zu Jesus Christus. 

Entschuldigen Sie bitte diese Engführung vorhin; ich tue gerade so, als ob nur Priester prophetisch sein sollten. 
Wir sind durch unsere Taufe Gottes Propheten. 
Und was einen Propheten im Alten Testament und eben bei Johannes den Täufer ausmacht sind zwei Dinge: Das unerschrockene Wort und die Erwählung. 
Man braucht diesen Selbststand um fähig zu sein für die Wahrheit. 
Wir sind durch unsere Taufe seine Propheten und so können wir als sein Volk beten (Zitat aus der heutigen Jesajalesung): 
Der Herr hat mich schon im Mutterleib berufen; als ich noch im Schoss meiner Mutter war, hat er meinen Namen genannt… So wurde ich in den Augen des Herrn geehrt und mein Gott war meine Stärke.
Ein geköpfter Johannes, ein gekreuzigter Jesus sind menschlich gescheitert. 
Und in diesem Sinne des Scheiterns spricht auch der Gottesknecht: „Vergeblich habe ich mich bemüht, habe meine Kraft umsonst und nutzlos vertan. Aber mein Recht liegt beim Herrn und mein Lohn bei meinem Gott.“
In diesen Wort soll kein Trotz liegen, sondern Trost. Hört sich so ähnlich an (Trotz-Trost), ist aber was ganz anderes. Trotz läuft gegen etwas, gegen eine Person. Hass, Abneigung wird auf einmal zur Motivation. Nein, darum geht es dem Gottesknecht nicht. Trost kommt von Innen. Ich fühle, dass ich nicht allein bin. Ich weiß, dass ich von IHM geliebt bin. Das ich wertvoll bin. Der von Gott geliebte Mensch.
Danke, Jesaja, Johannes und Jesus, dass ihr mich daran erinnert, ICH HAB EINEN MEHRWERT. ICH BIN EIN GOTTESKIND. 


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