Dienstag, 8. Januar 2019

persönliches Gebet in der Lebensbeschreibung des heiligen Benedikt

kurze Exhorte gehalten vor Abt und Brüder.
Ich hatte das Glück, dass ich in Heiligenkreuz studieren durfte. Mit Frater Rupert studiert ja inzwischen der vierte Admonter in Heiligenkreuz. Das ist für mich weniger ein Triumph, als ein Zeichen, dass den Bedürfnisse des einzelnen Rechnung getragen wird und dass ein österreichisches Kloster eine gewisse Weite besitzt. Sonst wäre ich nicht hier.
In Heiligenkreuz freilich ist das Gebetspensum ein anderes und auch die Form ist eine andere als hier bei uns. Und wenn ich von Pensum rede, meine ich natürlich das Officium, die heilige Pflicht, die uns auferlegt ist. 
Gerade im letzten Monat ist mir aufgefallen, dass es mindestens genauso das persönliche Gebet ist, in dem ich meine Beziehung zu Gott pflege, in dem der Herrgott mein Leben zum Blühen bringt. 
Die vermeintlichen Nebenschauplätze stehen in der Bibel vielleicht in Sätzen, die wir oft überlesen. Im heutigen Evangelium ist von der Speisung der Fünftausend die Rede und vom Sturm auf dem See. Aber wahrscheinlich steht der wichtigste Satz auch zwischen beiden Ereignisse: 
Nachdem Jesus sich von den fünftausend Männern verabschiedet hatte, ging er auf einen Berg, um zu beten. (Mk 6,46)
Ähnlich hat übrigens auch unser Ordensvater Benedikt gehandelt:
Q - Gregor der Große, Dialoge II, V. Kapitel: Wie auf das Gebet des Gottesmannes hinauf einem Berggipfel dem Felsen Wasser entquoll 
Mit liebevollen Trostworten entließ er sie; er stieg dann in der Nacht mit dem kleinen Placidus (…) auf den Berg und betete lange daselbst.
Im Gebetshaus Augsburg wird seit September 2011 ununterbrochen im Gebetsraum gebetet. 
In Liezen findet jeden 25. des Monats eine 24h- Anbetung statt.
Ich selber bin praktisch nie bei der Anbetung am Dienstagabend in der Stiftskirche zu sehen. Der Prediger predigt halt vor allem für sich. (an eigene Nase fassen). 
Q - Gregor der Große, Dialoge II, XI. Kapitel: Gebetsmatte in der Zelle Benedikts.
Q - XXXV. Kapitel: Er schaut die ganze Welt auf einmal, und von der Seele des Bischofs Germanus von Capua 
Als es Zeit zum Schlafengehen war, begab sich der ehrwürdige Benedikt in den oberen Teil des Turmes, (…)  Die Brüder ruhten noch, als der Mann Gottes schon wachte und vor ihnen das nächtliche Gebet begann. Er stand am Fenster und betete zum allmächtigen Gott. Während er so in frühester Stunde hinausblickte, sah er plötzlich, wie sich ein Licht von oben her ergoß, die ganze Finsternis der Nacht verscheuchte und so hell aufleuchtete, daß dies in der Finsternis strahlende Licht den Tag übertraf. Etwas sehr Wunderbares war mit dieser Erscheinung verbunden; es wurde ihm nämlich, wie er später selbst erzählte, auch die ganze Welt wie in einem einzigen Sonnenstrahl vereinigt vor Augen geführt. Indem der ehrwürdige Vater den Blick unverwandt auf den Glanz dieses Lichtschimmers richtete, sah er die Seele des Bischofs Germanus von Capua in einer feurigen Kugel von Engeln zum Himmel empor getragen.
Für mich ist diese Stelle aus den Dialogen eine der schönsten, weil hier Benedikt als Wächter erscheint. „oberen Teil des Turmes“ und „ Er stand am Fenster“. 
Und verzeiht mir jetzt bitte meinen Exkurs ins Franziskanische. Wächter = Guardian - so ist ja auch die Bezeichnung des Hausoberen bei den Minderen Brüdern. Der geistliche „Wächter“ beschreibt für mich eine Person, die aus dem Gebet lebt und so wie der ewige Vater mit ihm fühlt, leidet, sich freut, so kann der Wächter auch mit den anderen fühlen, leiden und sich freuen.
Und noch ein franziskanisches Bild: Es gab mal eine Tradition, dass unter der Kanzel des feurig predigenden Franziskanerpaters immer ein Bruder saß, der für den Prediger betete. So bringt eine Predigt keine geistige Frucht, wenn für den Pater nicht gebetet wird. 
Für mich ist da auch das Schuldbekenntnis der Messe und der Komplet so wichtig, wo wir füreinander beten. Oder auch unsere Namenspatrone, wo ich mir in der Stille im Chor manchmal den Spaß mache, die einzelnen Patrone der anwesenden Brüder anzurufen. Aber vielleicht ist es nicht nur ein Spaß und so was von sinnvoll.
Gerade das macht ja unseren christlichen Glauben aus, dass wir nicht einfach die Pflicht zu rituellen Gebeten haben und dann uns den Himmel erkaufen, sondern, dass wir eine lebendige Beziehung zu unserm himmlischen Vater pflegen - in Jesus Christus und wie Jesus Christus. 
Und natürlich machen wir das im Stundengebet und in der Messfeier; aber gerade im Besonderen tun wir das im Schweigen vor Gott. 
Ein tschechischer Priesterkandidat, der mit mir in Heiligenkreuz studiert hat und inzwischen Pfarrer in der Diözese Budweis ist, war mal bei uns zu Gast und war überrascht und angetan von der Stille, die wir nach der Schriftlesung im Chorgebet halten. Ich merke da auch an mir: Manchmal bin ich recht unruhig, aber meistens tut mir diese Stille sehr gut. Das ist eine liebenswürdige Eigenart unserer Gemeinschaft. 
Q - Letzter Satz des 2. Buchs der Dialoge:

Gregorius. Wir müssen jetzt die Unterredung ein wenig abbrechen; denn wenn wir auch von andern Männern Wunder erzählen wollen, müssen wir dazwischen durch Schweigen uns wieder Kraft zum Reden sammeln.
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