Freitag, 19. Juli 2019

Requiem - Predigt zum Evangelium "Marta und Maria"

Für viele ist der Tod etwas endgültiges. So wie Leben auf wunderbare Weise entsteht und wir dabei auch bewundernd diese sagenhafte Werden anschauen, so hat auch alles Lebende gleich den Tod in seiner DNA mitbekommen - im Rucksack tragen wir den Tod seit der der Geburt mit uns mit. 
Und ich stimme ja durchaus, was die Endgültigkeit betrifft, überein, wenn ich mir bewusst werde, dass es hier in diesem Leben mit der Verstorbenen kein Wiedersehen geben wird. 
Als manchmal zweifelnder, aber dennoch gläubiger Christ glaube ich an das Gute und dass Gott nicht nur alles Gute in sich vereint, sondern es auch gut meint mit seiner Schöpfung. ER will seine Schöpfung retten und damit ganz eng an seine Brust ziehen. Dieses göttliche Angenommen-Sein nennen wir Taufgnade: „N, Du bist meine geliebte Tochter“ sprach unser Herrgott in der Taufe vor über 80 Jahren zu Dir.  „N, Du bist meine geliebte Tochter“, so spricht unser Herrgott auch heute nach Deinem leiblichen Tod zu Dir. Deutlich wird das zB auch in der Taufe, wo der Mensch mit einem Taufkleid ein neues Gewand anzieht. Bekleidet mit den Gewändern des Heils. 
Es ist vor allem auch ein Gewand der Freude. „Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?“
Dieses Angenommensein hat Eure liebe Verstorbene Mutter, Schwiegermutter und Großmutter durch ihren Herrgott wahrgenommen. Sie hat es aber in ihrem ganzen Leben gelebt und erlebt durch das gegenseitige Annehmen: In ihren Eltern, in ihren Kindern, in ihrer Schwiegermutter, in ihren Enkeln und Urenkeln. 
Voll Dankbarkeit kann man also am heutigen Tag sagen, dass ihr Leben ein großartiges Lied war und ist, dass vom Angenommen-Sein erzählt. 

Wir haben gerade auch das Evangelium vom kommenden Sonntag gehört. Da ist von zwei Seiten unseres Menschseins die Rede: Die aktive und die passive Seite. 
In unserm Gespräch am Dienstag und in den niedergeschriebenen Erinnerungen haben Sie, liebe Trauerfamilie, ja beschrieben, was Sie alles gemeinsam unternommen haben. Wie sich N selbst zurückgenommen hat, um anderen zu helfen und zur Seite zu stehen. Die Sorge der Marta ist wichtig.
Aber viel entscheidender und deshalb auch in der Trauer das Herz viel mehr belastend, ist einfach nur im Dasein oder jetzt eben Nicht-Mehr-Dasein grundgelegt. Dieses Gefühl beim andern, man ist willkommen, dieses gute Gefühl im Herzen, sie ist da oder jetzt eben, sie ist nicht mehr da. 
Liebe Trauerfamilien x und y. 
Liebe Trauergemeinde.
Im Tod wird vielleicht nochmal besonders deutlich, dass ich einen Menschen, den ich liebe, dass ich ihn habe, aber niemals besitze. 
Ich sehe den Rückblick auf das Leben Eurer lieben verstorbenen Mutter, Schwiegermutter und Großmutter auch als Erinnerung für uns, dass wir füreinander da sind. 
Als Christ glaube ich, dass N jetzt ganz bei Gott ist und auch wieder mit ihrem Mann vereint beim himmlischen Hochzeitsmahl. 
Dieses „Bei-Gott-Zu-Gast-Sein bzw. „Bei-Gott-Sein“, dass ist es auch, was wir in der Heiligen Messe feiern und deshalb fühlen wir uns gerade beim gemeinsamen Brechen des Brotes, bei der Eucharistie, mit unserer lieben Verstorbenen besonders verbunden. 

Lesungen: 1 Kor 15,54-58; Lk 10,38–42,

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