Freitag, 2. Juli 2021

Predigt bei der Frauenbergwallfahrt im Juli 2021 (Altar am Ort meiner Erniedrigung)

Vorgestern hat mir ein Frau aus Altenmarkt ein Foto ihres Ehemannes kurz nach dessen OP per WhatsApp geschickt; dem haben sie am Hals der Länge nach einen Stent gesetzt. So 150 Millisekunden kann ich mir sowas ansehen. Dann würde ich mich dazu legen.

Na, an mir ist wirklich kein Doktor oder eine Krankenschwester verloren gegangen. Blut kann ich nicht sehen. Und somit tue ich mir auch ab und zu schwer mit diesem Symbol des Blutes Christi und mit dem Ritus der Blutversprengung. Diese Überlegung, da ist ein Gott und der ist zufrieden, wenn Blut fliesst? Wir haben gerade in der alttestamentlichen Lesung (Gen 22) gehört, wie Abraham seinen Sohn Isaak abschlachten soll. Kurz nachdem er seinen Sohn Ismael in die Wüste geschickt hat. 

Dies ist eine so was von archaische Vorstellung eines Gottes. Und doch wünschten die Hebräer sich so sehr, Gott nahe zu sein. Durch diesen Ritus des Tierschlachtens, war man IHM, dem Allmächtigen nahe. Durch die Sünde hatte der Mensch sein Leben verwirkt und durch das Blut des unschuldigen Tieres wurde der Urzustand, der Stand der Gnade, die Unschuld wieder hergestellt.

Gott nahe zu sein ist mein Glück. Dies war und ist Sinn des Gottesdienstes, IHM nahe zu sein. 

Wir Christen glauben, dass wir durch das Blut den unschuldigen Gotteslammes am Kreuz erlöst sind und dass wir so (und nur so) vor Gott hintreten können. 

Hier in der Wallfahrtskirche Frauenberg auf der Orgel, aber auch in diversen Chorgestühlen, wo die Menschen singen, wird gern König David dargestellt. Und wir dürfen König David dankbar, sein, weil er aus der Freude an Gott gelebt hat und vor der Stiftshütte nicht mehr nur Opfer geschlachtet hat, sondern einen 24-Stunden-Lobpreis mit Sängerinnen und Instrumenten gestartet hat.  

Er war sicher dieser Gegenwart Gottes bewusst und hat uns gelehrt, diese Gegenwart in den Psalmen und Liedern zu besingen. (Lobpreis halt)

Und trotzdem will ich die Erniedrigung meines Menschengeschlechts nicht wegdiskutieren. Diese totale Erniedrigung, die ein Abraham empfindet, wenn er zu seinem Gott steht und bereit ist, das scheinbar gefordert Opfer darzubringen - seinen eigenen Sohn, seine einzige Hoffnung, seine einzige Liebe. 

Die Taten Gottes sind da schon oft erwähnt und es findet eine Wendung statt: Gott fordert kein Menschenblut. 

Aber hier möchte ich auch auf die Tat Abrahams hinweisen, der am Bau des Opferaltars festhält und (sicher kein Zufall) sofort Ersatz im Widder findet und Gott ein Opfer darbringt.

Genau da, wo der Schmerz und der Schrei am größten sind, lädt Gott uns ein einen Altar zu bauen. 

Ja, wo soll ich denn sonst hin mit meinem Unbehagen, mit meiner verstümmelten Seele, mit meiner Wut, mit meiner Klage? 

Gott, Dir sei die Ehre. Gott nach Dir wende ich mich aus, auch wenn Nebel und Sturm, Dunkelheit und Atemnot

Der Altar ist ohne Zweifel Mittelpunkt unserer sonntäglichen Messfeier. Und dennoch ist der Altar unseres Alltags ebenso wichtig, wo wir Gott die Teile unseres Lebens darbringen, die den andern verborgen sind. 

ER sieht doch auch das verborgene. Er sieht unsere Schuld und was uns belastet. Die Umstehenden, sehen oft nur das leibliche Gebrechen oder die strahlende Persönlichkeit. 

O Gott, Du hast gewusst, wie sehr wir das Geschenk der Vergebung brauchen. Deshalb hast Du nicht gezögert, wie Abraham, und hast uns Deinen einzigen Sohn nicht vorenthalten. 

Heute Abend, aber letztlich an jedem Tag, wünsche ich mir nichts mehr als die Nähe meines Gottes. Amen.

Lesungen vom DONNERSTAG DER 13. WOCHE IM JAHRESKREIS

Quelle: YouTube - Was ich an dunklen Orten gelernt habe - Veronika Lohmer