Sonntag, 24. Februar 2019

das Ziel: unsere Erlösung - Predigt zum 7. Sonntag im Jahreskreis C

„Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist!“ (Texte vom 7. So i. J.)
- verliebt in diesen einen Satz. Andere haben damit massiv Probleme. 
Ein Frankfurter Franziskanerpater hat mir mal erzählt, dass er einem jugendlichen Verbrecher, der für seine Straftaten im Gefängnis einsaß, den Glauben näher bringen wollte. Und dabei erwähnt er auch, dass Gott die Menschen so sehr geliebt hat, dass er seinen einzigen Sohn für die Welt hingegen hat und er für unsere Sünden am Kreuz gestorben ist. 
Der junge Mann schaut den Pater daraufhin wütend an: „Ja warum ist er denn nicht selber gegangen. Hat er Angst gehabt? Warum gibt er seinen Sohn hin?“ Geradezu wütend war der Gefangene, weil er selber in seinem Leben von seinem Vater so enttäuscht war. 

Ich glaube, es gibt einfach Erzählungen im Evangelium, die dem einen mehr und dem anderen weniger taugen. 
Und gerade wenn man zB. den Vater grob, ihnen jedes Verständnis oder abwesend erlebt hat, dann kann man mit dem positiven Vaterbild, das uns Jesus immer wieder vermittelt und das sich ja in seinem himmlischen Vater widerspiegelt herzlich wenig anfangen. 

Und da ist er wieder, der Fehler, den wir machen,

Dienstag, 19. Februar 2019

die Grundvollzüge der Kirche - Predigt im Feber 2019

Gestern habe ich den Fehler gemacht und bin mit dem Auto durch das Ennstal gefahren: das sollte man nicht an einem Samstag in den Semesterferien machen! Kurz nach der Ostausfahrt Stainach kam es dann zum Stau. Mein Beifahrer meinte, da wäre ich besser abgefahren. Leider hat er das auch zu spät bemerkt. Und dann kommt diese Stelle bei der Auffahrt Stainach West, wo die Schlauen, die auf ihr Navi gehört haben oder die Ortskundigen sich wieder in den normalen Verkehr einfädeln wollen.  Von rechts kommt also so ein dicker, fetter Kia. Er versucht sich in die große Lücke zwischen mir und meinem Vordermann zu bewegen. Und er schaut natürlich nicht. Mit einer Selbstverständlichkeiten fährt er da rein. Das ist das was uns an Verkehr in Mitteleuropa so unsympathisch macht. Man kann sich gar nicht mehr anschauen. Geschweige denn bedanken. (Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich nicht weniger freundlich reagiert habe und so getan habe, als ob ich ihn nicht sehe…) Ähnlich (nicht schauend) machen es auch viele Fußgänger in Admont. Sie gehen einfach über die Straße; wenn sie wenigstens den Fahrer, der für sie bremst, kurz anblicken würden.
In einem ganz anderen Zusammenhang hat Kardinal Schönborn in diesen Tagen erwähnt, wie wichtig es ist, mein Gegenüber ernst zu nehmen. Er sprach über die Missbrauchsopfer, die von uns nicht sofort antworten erwarten. Es geht darum, dass ich die Opfer ernst nehmen, Ihnen zuhöre. Die Kirche darf in diesem Moment nicht den Anspruch haben, auf alles eine Antwort zu wissen.
Wenn Christus die Seligsprüche und Wehesprüche sagt (Evangelium vom Sonntag), schaut er seine Jünger an; er nimmt sie ernst. Er redet nicht von irgendeinem transzendenten Wesen. Schaut nicht abwesend in den Himmel. Er nimmt uns Ernst und schaut in die tiefste Tiefe unseres Herzens. Diese Sprüche Jesu sind eine Zusage Gottes an uns. ER spricht uns Mut zu. Aber er ermahnt uns auch, dass wir uns unsere Sache nicht zu sicher sein sollen. ER darf uns ja ermahnen; wer sonst, wenn nicht ER. 
Letzte Woche war ich in meiner Heimat auf Urlaub. Da sammeln sie in der Pfarrei zur Zeit Unterschriften, um Kardinal Marx zu unterstützen, damit er sich in Rom beim Missbrauchsgipfel gegen das Pflichtzölibat, für eine andere Sexualmoral oder für das Frauenpriestertum einsetzt.
Wenn man eine Straftat benutzt und sie instrumentalisiert für seine (politische) Agenda, dann ist das nicht o. k. Das geschieht oft genug. Das machen Rechtsradikale oder Linksradikale zu genüge. Natürlich kann man kirchenpolitisch Partei beziehen. Aber ein Unrecht zu instrumentalisieren, um Dinge durchzusetzen die man seit Jahrzehnten fordert, da stimmt was nicht.
Was sind eigentlich die Aufgaben einer Pfarre? Natürlich sind wir versucht immer alles auf die anderen abzuschieben („die da oben“) und kirchenpolitisch zu fordern. Die Aufgaben der Kirche sind in der Tradition klar formuliert:
Martyria- Das Zeugnis für Christus, für das Evangelium. Das ist eine Predigt. Das ist aber auch jedes Zeugnis, dass ich im Alltag für meinen Gott gebe.
Liturgia- Der Gottesdienst. Eine würdige Feier des Gottesdienstes. Sicher ist hier auch der lebendiger Vollzug der Sakramente. 
Diakonia- die Nächstenliebe: dem Nächsten helfen.
Wenn wir diese Grundvollzüge der Kirche umsetzen, dann findet Wandlung statt. Dann wird das Wort Gottes lebendig, es wird Fleisch.
Das schöne ist, dass unserem Herrgott dies nicht egal ist. Es ist eine Freude Gottes, wenn er unter uns Menschen wohnt. (siehe Tagesgebet)

Samstag, 9. Februar 2019

das Heilige neu entdecken - meine Sonntagspredigt

Das Obere Ennstal unterscheidet sich von unserer Region in einer markanten Sache: Die Leute dort sind alle miteinander perdu. Ich muss da immer an einen sehr kräftig gebauten Franziskaner denken, der als Aushilfe mal in irgendeinem Tiroler Bergdorf erschien. Er stand in der Sakristei und versuchte sich anzukleiden. Da kam ein kleiner Ministrant zu ihm. Umrundete ihn neugierig und fragte: „Bischd des alles Du.“
Wenn man „Auf Du“ ist wahrscheinlich vieles ziemlich unkompliziert. Schwierig wird es vielleicht dann, wenn man jeden und jede nur noch als guten Kumpel sieht und es kann dann ein gewisse Abflachung der Beziehungen stattfinden.
In den heutigen Texten des Tages wird die Autorität Gottes und seines menschgewordenen Sohnes besonders deutlich. ER ist eben nicht einfach ein guter Kumpel oder das liebe Jesulein. Er ist Gott. 
Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heere. Von seiner Herrlichkeit ist die ganze Erde erfüllt. Jesaja 6,3
Und gegenüber diesem heiligen Gott stehe ich in meiner Kleinheit und Unbedeutsamkeit. Das wird heute bei der Berufungsgeschichte des Propheten Jesaja, des Völkerapostel Paulus (Paulus übertreibt es gar noch und benutzt das drastische Wort. „Missgeburt“) und des Apostelfürsten Petrus deutlich. Beide ja keine Nebenakteure der Heiligen Schrift, sondern zentrale Gestalten. Aber eben erst einmal Sünder. Und dann Sprachrohr Gottes und Menschenfischer. 
Deshalb steht doch am Beginn der Heiligen Messe das Schuldbekenntnis und das Kyrie Eleison (Herr, erbarme dich) und dann kommt erst mit der Wandlung und der Kommunion unsere Vergöttlichung. Step by Step. 

Dieses Heilige an Jesus Christus wird für mich auch in diesem Abstand deutlich. Er fährt mit einem Boot raus und predigt von dort dem Volk. Das ist wahrscheinlich auch eine praktische Sache, damit er nicht von den Leuten überrannt wird und lehren kann. Aber dieses Boot ist eben auch eine Katheder, ein Lehrstuhl. Und wir sind Schüler und Schülerinnen oder in diesem Fall besser: Hörende. 
Ich muss zugeben, dass ich noch in einer Zeit aufgewachsen bin, wo der Lehrer leicht erhöht seinen Schreibtisch im Klassenzimmer hatte. 

Natürlich muss dieser Sinn für das Heilige innerlich und äußerlich sein. Wenn ich laufend als Mönch nur im Sitzen bete, dann vollziehe ich nicht mit meinem Körper, was ich auf den Lippen oder in den Gedanken habe. Ich Gedachte darf gar nicht ganzheitlich werden. Ja, wir reden beim Essen und beim Müllvermeidung von Ganzheitlichkeit, aber unser Glaube ist dann oft nur in den Gedanken oder höchstens noch auf den Lippen. 
Umgekehrt kann es natürlich auch gehen, dass ich ohne Andacht Kniebeuge, Kreuzzeichen oder gar Kommunionempfang mache. Alles ist dann nur noch eine Hülle, die mein inneres Heidentum versteckt. 

Das Heilige gilt es in unserm Leben wieder zu entdecken. Ich denke an den Altarraum, die mögliche Beleuchtung unserer Haller Kirche, die vielen Kapellen und Marterln, die sich gerade jetzt mit dem Schnee wunderbar in diese herrliche Landschaft einfügen und uns zeigen ER ist unter uns. 
Das Heilige gilt es in unserm Leben wieder zu entdecken. In jedem menschlichen Angesicht. Im täglichen Miteinander. In dem der mir hilft, aber auch in dem, dem ich helfe, begegnet mir Gott.
Das Heilige gilt es in unserm Leben wieder zu entdecken. In unserer Gebetshaltung. Im Stehen, wenn ich mich von Gott gesegnet und gesendet fühle, im Knien, wenn ich mich einfach nur klein machen will vor dem Allmächtigen. Im Verneigen, wenn ich Gott oder meinen Mitmenschen ihre Würde erfahre…