Dienstag, 19. Februar 2019

die Grundvollzüge der Kirche - Predigt im Feber 2019

Gestern habe ich den Fehler gemacht und bin mit dem Auto durch das Ennstal gefahren: das sollte man nicht an einem Samstag in den Semesterferien machen! Kurz nach der Ostausfahrt Stainach kam es dann zum Stau. Mein Beifahrer meinte, da wäre ich besser abgefahren. Leider hat er das auch zu spät bemerkt. Und dann kommt diese Stelle bei der Auffahrt Stainach West, wo die Schlauen, die auf ihr Navi gehört haben oder die Ortskundigen sich wieder in den normalen Verkehr einfädeln wollen.  Von rechts kommt also so ein dicker, fetter Kia. Er versucht sich in die große Lücke zwischen mir und meinem Vordermann zu bewegen. Und er schaut natürlich nicht. Mit einer Selbstverständlichkeiten fährt er da rein. Das ist das was uns an Verkehr in Mitteleuropa so unsympathisch macht. Man kann sich gar nicht mehr anschauen. Geschweige denn bedanken. (Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich nicht weniger freundlich reagiert habe und so getan habe, als ob ich ihn nicht sehe…) Ähnlich (nicht schauend) machen es auch viele Fußgänger in Admont. Sie gehen einfach über die Straße; wenn sie wenigstens den Fahrer, der für sie bremst, kurz anblicken würden.
In einem ganz anderen Zusammenhang hat Kardinal Schönborn in diesen Tagen erwähnt, wie wichtig es ist, mein Gegenüber ernst zu nehmen. Er sprach über die Missbrauchsopfer, die von uns nicht sofort antworten erwarten. Es geht darum, dass ich die Opfer ernst nehmen, Ihnen zuhöre. Die Kirche darf in diesem Moment nicht den Anspruch haben, auf alles eine Antwort zu wissen.
Wenn Christus die Seligsprüche und Wehesprüche sagt (Evangelium vom Sonntag), schaut er seine Jünger an; er nimmt sie ernst. Er redet nicht von irgendeinem transzendenten Wesen. Schaut nicht abwesend in den Himmel. Er nimmt uns Ernst und schaut in die tiefste Tiefe unseres Herzens. Diese Sprüche Jesu sind eine Zusage Gottes an uns. ER spricht uns Mut zu. Aber er ermahnt uns auch, dass wir uns unsere Sache nicht zu sicher sein sollen. ER darf uns ja ermahnen; wer sonst, wenn nicht ER. 
Letzte Woche war ich in meiner Heimat auf Urlaub. Da sammeln sie in der Pfarrei zur Zeit Unterschriften, um Kardinal Marx zu unterstützen, damit er sich in Rom beim Missbrauchsgipfel gegen das Pflichtzölibat, für eine andere Sexualmoral oder für das Frauenpriestertum einsetzt.
Wenn man eine Straftat benutzt und sie instrumentalisiert für seine (politische) Agenda, dann ist das nicht o. k. Das geschieht oft genug. Das machen Rechtsradikale oder Linksradikale zu genüge. Natürlich kann man kirchenpolitisch Partei beziehen. Aber ein Unrecht zu instrumentalisieren, um Dinge durchzusetzen die man seit Jahrzehnten fordert, da stimmt was nicht.
Was sind eigentlich die Aufgaben einer Pfarre? Natürlich sind wir versucht immer alles auf die anderen abzuschieben („die da oben“) und kirchenpolitisch zu fordern. Die Aufgaben der Kirche sind in der Tradition klar formuliert:
Martyria- Das Zeugnis für Christus, für das Evangelium. Das ist eine Predigt. Das ist aber auch jedes Zeugnis, dass ich im Alltag für meinen Gott gebe.
Liturgia- Der Gottesdienst. Eine würdige Feier des Gottesdienstes. Sicher ist hier auch der lebendiger Vollzug der Sakramente. 
Diakonia- die Nächstenliebe: dem Nächsten helfen.
Wenn wir diese Grundvollzüge der Kirche umsetzen, dann findet Wandlung statt. Dann wird das Wort Gottes lebendig, es wird Fleisch.
Das schöne ist, dass unserem Herrgott dies nicht egal ist. Es ist eine Freude Gottes, wenn er unter uns Menschen wohnt. (siehe Tagesgebet)

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