Mittwoch, 26. Dezember 2018

die drei schiachsten Orte der Welt - meine Predigt zur Christmette

Es war ein Stall. Manche Forscher sprechen auch von einer Höhle. Außerhalb der Stadt kam Jesus zur Welt. Ein schiacher Ort. Jesus war außen vor. Wie ein Aussätziger. 
Verzeihen Sie mir, aber ich möchte in dieser Heiligen Nacht auch an drei Ort erinnern, die ich für die schiachsten Orte der Welt halte. Drei Orte aus verschiedenen Zeiten.
Erster schiachster Ort: Da ist zB. der Krieg. Wir sind so weit von ihm entfernt und man sagt, gerade Menschen, die ihn hier erlebt haben, sind die größten Kriegsbefürworter. Unter uns gibt es niemanden, der einen Krieg erlebt hat. Und doch erzählte unserer Eltern und Großeltern davon. Der Schrecken steckt einem über Generationen in den Knochen. Ich möchte eine Geschichte erzählen zum Krieg. Sie spielt in der unmittelbaren Nachkriegszeit. Wenn die Geschichte so nicht stattgefunden hat, so ist sie doch mindestens gut erfunden und berührt unser Herz. 
In einem sibirischen Kriegsgefangenenlager war die Leitung besonders gemein. Feststimmung sollte bei den Kriegsgefangenen nicht aufkommen. Der Heiligabend war nicht nur ein normaler Arbeitstag, vielmehr lies man die Männer über das normaler Pensum hinaus arbeiten.
Am Abend verschwanden alle todmüde in ihren Baracken. Erschöpft und auch ein wenig traurig.
Spät in der Nacht lies der Lagerkommandant alle Männer wecken. Aufstellung auf dem riesigen Lagerplatz und Ansprache über die Lautsprecher.
Es ertönte eine Botschaft, die die Kriegsgefangenen ins Mark treffen sollte:
„Heute wird in eurer Heimat von den Reaktionären ein Fest namens „Weihnachten“ gefeiert. Bei diesem Fest werden viele Märchen erzählt, die den Arbeiter und Bauern gefügig als Unmündige halten sollen.
Wir im Kommunismus feiern keine Feste. Im Arbeiter- und Bauernstaat wird gearbeitet.
Zum Ruhm der Sowjetunion singen wir nun die Internationale – das Kampflied der weltweiten Arbeiterbewegung.
Die Internationale wurde über die Lautsprecheranlage angestimmt. Doch unter den Lagerinsassen wollten und konnten die meisten nicht mitsingen. Ihnen war nicht zum Singen zumute. Leise fing plötzlich ein Mann an „Stille Nacht, heilige Nacht“ zu singen. Dann waren es zwei, dann drei, schließlich sangen über tausend Männer zitternd vor Kälte und mit weinenden Augen ihr Weihnachtslied.

Die letzte Strophe sangen sie besonders laut und fast trotzig: „Tönt es laut von fern und nah: Christ, der Retter ist da, Christ, der Retter ist da!“
Weit hinein in die sibirische Schneelandschaft schien die Botschaft von Weihnachten nachzuklingen. Dann plötzlich eisiges Schweigen. Furcht. Was würde geschehen?!
Der Lagerkommandant war irritiert. Fragenden Blickes wandte er sich an den Dolmetscher. Der trat zu ihm heran und sagte auf Russisch: „Das war die Internationale nach deutschem Text und deutscher Melodie!“. (Quelle zu dieser Geschichte)

Diese Geschichte zeigt mir, dass es sich lohnt auf Jesus zu vertrauen. Dass das Bekenntnis zu Gott und seinem Sohn uns auch in schwieriger Lage zusammenhält und stärkt.

Zweiter schiachster Ort: Vor ziemlich genau zwei Wochen habe ich den schiachsten Platz Österreichs besucht. Das Bundesverwaltungsgericht in der Erdbergstraße in Wien. Ein hässlicher Bau aus den 70er Jahren. Hier wird entschieden, ob die Flüchtlinge Asyl bekommen oder keinen Aufenthaltstitel bekommen. Wie in allen Gemeinschaften gibt es auch hier Menschen, die sich aufgegeben haben/ die nicht mehr weiter wollen. Wenn man dieses Gebäude betritt, wird man richtig runter gedrückt von dieser Traurigkeit. 
Dieses Bundesverwaltungsgericht entscheidet auch über Leben und Tod. Das drohende Urteil hängt oft wie ein Schwert über den jungen Menschen. (Es wird berichtet, dass einige ausgeflogen wurden und dann nie mehr lebend gesichtet wurden.)
Und doch gibt es Hoffnung. Dieser schiachste Ort wird  von vielen Menschen aufgehübscht. (wie wir Österreicher sagen). Da ist eine Richterin, die klar ihre Meinung sagt und ihre Wut gegenüber den Eltern der Flüchtlinge nicht verbergen kann (die schicken ihre Kinder auf die 6.000 km lange Reise). Da sind Richter, die mit Herzblut für ihren Mandanten kämpfen. Da ist ein ehemaliger Betreuer, der extra aus Graz anreist. Da ist eine Pensionistin, die den Burschen ab und zu bei sich willkommen heißt.  Man kann zur Flüchtlingspolitik stehen, wie man will.
Aber es gibt so viele Helferinnen und Helfer, die mit ganzem Herz für die Flüchtlinge da sind. 

Dritter schiachster Ort: Wenn ein Mensch auf tragische Weise stirbt und man nicht mehr an einen barmherzigen Gott glauben kann. Man nimmt das Kreuz reist es von der Wand und wirft es auf den Boden. „Wie tief willst du, Gott, dass ich noch sinke.“ Vielleicht ist man in seiner Trauer auch gar nicht mehr fähig wütend zu sein?! Mir persönlich ist in solch einer Situation gewusst geworden, dass es dann oft die kleinen Dinge sind, die mich trösten. 
Stellen sie sich vor die Gnade Gottes ist wie eine riesige Goldmünze, die auf uns herab kommt. Sie würde uns erdrückend. Da ist es besser, wenn die Gnade Gottes in einer kleinen Münze kommt. Und so kommt auch der Trost in einer Trauer oft. Es sind die kleinen Dinge, die uns am Leben erhalten. Die kleinen Freundlichkeiten. 
Nehmen wir uns an Weihnachten vor, dass wir im Kleinen freundlich zueinander sind. Dass wir im Kleinen die oft hässliche Welt wieder lebenswert machen.
Amen.

Sonntag, 23. Dezember 2018

Gott und sein Upgrade des Menschen

Gesunde Woche - gesunder Rhythmus. 
Die Kirche hat festgehalten an dem wöchentlichen Rhythmus. Auch im Advent. Davon künden die vier Sonntage des Advent und der Adventkranz mit seinen vier Kerzen. Ein wöchentlicher Rhythmus, in dem die Sonntage hervorstechen sollen. 
Die Kirche war in den letzten Jahrzehnten vor allem defensiv. Aber was die Heiligung des Sonntags betrifft, war sie eigentlich immer klar in ihren Aussagen. Es ist nicht gut, dass der Mensch nur faul auf der Haut liegt; und ebenso wenig ist es gut, wenn er 24 h 7 Tage lang durchschuftet und sich plagt. Der Sonntag sticht hervor. Zur Rückbesinnung auf das Vergangene. Zum Schätzen und sich Freuen am Gegenwärtigen. Zum Auftanken für das Kommende. 
Unser Herrgott gibt uns diese Ordnung und hält sich selbst daran, wenn er nach seinem Sechstagewerk am Siebten Tag Ruhe hält. Wenn Gottessohn lebt, leidet und stirbt und eben nicht schwuppdibub am Siebten Tag aufersteht. Nein, es gibt diesen Tag der Ruhe. Sei es in der jüdischen Tradition der Sabbat/ der Samstag oder in der christlichen Tradition der Sonntag/ der Herrentag.
Ein Tag der upgegradet ist. Das darf uns daran erinnern, dass auch der Mensch ein solches Upgrade erfährt. Ich weiß nicht, ob sie schon mal ein Upgrade erfahren haben. Aber stellen Sie sich vor, Sie haben einen langen Flug vor sich und die Stewardess fragt, Sie: Macht es Ihnen etwas aus, wenn Sie statt in der Economy Class in der Business Class sitzen? Nein, es macht mir natürlich nichts aus. Weil ich das Leben liebe. Weil ich das Leben mit 80 cm Beinfreiheit genieße.
Ähnlich wie der freundlich überraschte Gast bei der Stewardess muss sich Maria bei der Elisabeth gefühlt haben. 
Gesegnet bist du mehr als alle anderen Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes. Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? … Selig ist die, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ. Lk 1,42b-43.45.
Diesen Gruß muss man sich auf der Lippe zergehen lassen. - Macht man übrigens, wenn man den Rosenkranz oder den Angelus betet. Welch ein positives Menschenbild hier beim Evangelisten Lukas hervorsticht. Die einfache Frau Maria - eine vom Herrn Gesegnete / Begnadete. 
Und: gesegnet ist die Frucht deines Leibes. Die Kirche und mit ihr jeder Christ ist ein Anwalt der Ungeborenen. 
Beides liegt so eng beieinander: Die Würde der Frau und die Würde des Ungeborenen. 
Man merkt hier an dieser Alltagsgeschichte auch, was die Menschwerdung Gottes bedeutet. Da zählt jeder Mensch. Da kann ich mich nicht mehr rausreden, das geht nur die anderen was an. Fleischwerdung Gottes findet eben nicht beim rührseligen Singen und Musizieren in der Messe statt. Fleischwerdung Gottes hat seinen Platz im Alltag. In meinem Gegenüber. In dem Menschen der mir jetzt gegenüber sitzt. Dem ich helfe. Der mir hilft. So konkret, wie wir es eben von Elisabeth und Maria gehört haben.
Wir feiern morgen Abend das Upgrade des Menschen. Und das ist nur möglich, weil Gott sich selbst downgradet und mit uns lebt. Amen.

Link:
Lesungen des 4. Sonntags in der Adventszeit C
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Samstag, 8. Dezember 2018

Unbefleckte Empfängnis 2018 - Predigt

Liebe Miterben Christi.
Ich muss gestehen, am liebsten würde ich mit dem Volk in eine Richtung beten, Richtung aufgehender Sonne am dafür geschaffenen Hochaltar. Ich weiß, dass das nicht mehr üblich ist und dass ich mich da der Mehrheitsmeinung beuge und hier vorne am Volksaltar zelebriere. Ich hatte es an dieser Stelle vielleicht schon mal erwähnt, dass man die Kirchen alle geostet hat, Richtung aufgehender Sonne, weil man vom Osten den wiederkommenden Heiland Jesus Christus erwartet.
Die Sonne ist für uns Menschen - und das fällt uns gerade in diesen dunklen Tagen auf - so wichtig. Von ihr kommt alles Leben. Die Erde ist in ihrer Entstehung unmittelbar abhängig von der Entstehung der Sonne vor 4,6 Milliarden Jahren.
Dieses Bild der Sonne für Jesus Christus taugt mir, weil daran klar wird, ER ist für unsere Erlösung und Befreiung so wichtig, wie die Sonne für das ganze Leben. Die Sonne spielt in der Natur eine wichtig Rolle und ähnlich soll Gott in meinem Leben die Hauptrolle spielen. Ich danke dem Herrgott, dass wir so einen genialen Sommer hatten und ich so viel Sonne getankt habe. Ähnlich sollen wir Christen von Christus zehren. 

Als die Sonne und die Erde entstand, war schon klar, dass sie nach ca. 10 Milliarden Jahren wieder erlöschen sein wird. 

Ähnlich vielleicht beim Menschen, wenn er gezeugt und geboren wird, ist sogleich klar, dass er auch sterben wird. 

Das heisst, im Anfang steckt das Ende. 
„Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“ Und er „schuf den Menschen als SEIN Abbild“ <— so lesen wir in der Bibel. Und so dürfen wir glauben, dass unser Leben ein Geschenk ist und dass diese Seine Schöpfung eben nicht einfach mal so per Zufall sich zusammengefügt hat. 
Schöpfung
Wir alle bedauern, wie sehr diese göttliche Schöpfung verhunzt und verschmutzt wird.
Ungeborene Kinder werden zerschreddert. Alkohol, Nikotin, Pornos zerfressen Seele und Leib. In unserer Habsucht nimmt der Mensch keine Rücksicht auf Natur, die Armen oder die Benachteiligten.
Die göttliche Schöpfung verhunzt und verschmutzt.
Von der Sünde des Menschen spricht heute die erste Lesung. Wir erinnern uns: Von diesem Baum darfst du nicht essen. Genau den will Adam natürlich haben. 
Und jetzt kommt dieser typische Mechanismus: Der andere war’s. Die Eva ist Schuld. Die Schlange ist Schuld. Na letztlich bist du Gott ja Schuld, weil du hast mir die Schlange ja in den Garten gelegt. 
Hier sehen wir in dieser uralten Geschichte, wie wir vielleicht rauskommen aus dem Dilemma der Schuld: Dass wir Verantwortung übernehmen und die Schuld bekennen und sie nicht dem andern in die Schuhe schieben. Das wäre nicht schlecht. Das wäre mal ein Anfang. Verantwortung.

Wenn wir mit dem 08. Dezember die Zeugung und damit die Erwählung der Gottesmutter Maria feiern, dann bekennen wir unsern Glauben an die Erlösung. 
An die NEUSCHÖPFUNG. 
Das heisst diese naturwissenschaftliche Logik, dass mit der Empfängnis und Geburt auch gleich der Tod vorprogrammiert hat für uns nicht mehr die Relevanz. 
Denn wenn es einen Gott gibt und wenn dieser Gott gut ist. Dann hat er auch diese Erde und dieses Menschenleben gut fertig gedacht. Und dass ist IHM nicht mal eben so eingefallen, dass Gott auf seiner Wolke sitzt und sagt: „Mmmh. Jetzt schlagen Sie sich in Ardning wieder die Köpfe ein, starten wir einen zweiten Versuch.“
Nein, es gab dieses Umdenken bei Gott nicht. Sonst wäre es ja nicht Gott, sondern irgendein von uns ersponnenes Wesen. 
Maria ist erwählt vor der Erschaffung der Welt Gottes Mutter zu werden. Ulrich ist erwählt vor der Erschaffung der Welt. Trude ist erwählt vor der Erschaffung der Welt. Lukas ist erwählt vor der Erschaffung der Welt. usw. (setzen Sie bitte ihren Namen ein, ich kann heute net alle einsetzen, sonst gibt’s kein Frühstück). 
Die Geburt des Heilands Jesus Christus vor 2000 Jahren irgendwo da im Osten des Römischen Reichs war doch kein Zufall, ohne den wir auch irgendwie gute Menschen sein könnten. 
GOTT gibt sich selbst. ER zehrt sich für Uns auf. ER gibt sich GANZ. Net e Bisi. <— Entschuldigung, jetzt bin isch widder ins Hessische gerutscht, des bassiert um die Uhrzeit. 
corr: ER gibt sich uns nicht ein bisschen. 
Gerade an Maria sehen wir, was das christliche Menschenbild ausmacht. Auf der einen Seite der Waage ist sie die Gottesmutter, auf der anderen Seite die Magd des Herrn. Auf der einen Seite ist Jesus Christus der Sohn Gottes. Auf der anderen Seite, der der sich klein gemacht in der Krippe bzw. der sich am Kreuz für uns hingegeben hat.
Diese Waage ist das christliche Maß. Auch wir haben beides und beides muss sich die Waage halten: unsere Gotteskindschaft und geringe der Diener des Höchsten sind wir. 

Donnerstag, 6. Dezember 2018

Predigt zum heiligen Nikolaus

Lieber P. Prior, lieber P. Gabriel,
liebe Schwestern und Brüder. 
Kaum ein anderes Bauvorhaben in den letzten Jahren hat so viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen wie das geplante Ärztezentrum in Admont. Da geht es nicht einfach nur um Emotionen, sondern es geht um ein sehr wertvolles Gut: unsere Gesundheit.
Und vor allem bei diesem Haus wir deutlich, wie sinnlos ein leeres Haus ist. Die Hülle allein, egal wie teuer, egal wie schön, ist nutzlos. Es muss auch eine Ärztin oder ein Arzt darin einziehen. 
Ähnlich ist es ja bei einem geistlichen Haus, bei einem Kloster. Was bringt das, wenn es leer ist?
Ja, es weckt Emotionen, man freut sich an der Kultur, man ist beglückt ob des Schönen. 
Egal ob in unserem Pfarrverband oder in Österreich. Wir können uns glücklich schätzen, dass es so viele Pfarren gibt, wo Sonntag für Sonntag die Messe gefeiert wird. Dass es Klöster gibt - allein 14 Klöster der Österreichischen Benediktinerkongregation - wo das Lob Gottes täglich erklingt.
Aber es nimmt ab und wird mager und wird in vielen Kirchen und Klöstern in wenigen Jahren verstummen.
Oft wird in unseren Tagen das Abendland verteidigt. Aber dabei - sama uns ehrlich - verteidigt man oft eine Hülle ohne Inhalt, ein Gebäude ohne Bewohner, einen Panzer ohne Reiter. 
Wie wichtig das Innere der Hütte ist, beschreibt uns heute der Prophet Jesaja. Da ist von einer befestigten Stadt die Rede. Und ein gerechtes Volk, das darin einzieht. 
Als Gegenmodell steht hier die hoch aufragende Stadt. Man hat automatisch den Turm von Babel vor Augen. Den Turm des Hochmuts. Den Turm der Überlegenheit über die Schwachen. 
Das Volk von Babel verlässt sich auf sich selbst. Ist immer drauf und dran den andern (und so vielleicht auch Gott) zu übertrumpfen. 
Gott „stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen.“
Diesen Sieg der Einfachen, diesen Sieg des Volkes, den verkörpert der Heilige Nikolaus. Nichts anderes bedeutet sein Name: Sieg des Volkes.  Jes 26,3: „Herr, du gibst Frieden dem, der sich fest an dich hält und dir allein vertraut.“ 
Über den heiligen Nikolaus werden viele Geschichten erzählt. Besonders die Geschichte, wo er drei Töchter (ohne selbst in den Vordergrund treten zu wollen) von der Prostitution freikauft, hat es mir angetan. 
Alle diese Geschichten sind Legenden. Das heisst es wichtig sie zu lesen und sie bauen uns auf, aber, ob sie wirklich wahr sind, weiß man nicht. 
Sie kennen das ja bei einer historischen Geschichte: Man kratzt und kratzt und auf einmal merkt man das nichts mehr da ist. 
Es gibt aber eine Sache, die beim heiligen Nikolaus als erwiesen und wahr gilt: Dass er am Ersten Konzil von Nicäa im Jahre 325 teilgenommen hat. Es gilt als das erste ökumenische Konzil. Während zB. Vatikan II (1962-1965) das 21. ökumenische Konzil ist. Der Begriff Ökumene beschreibt, dass es eine Versammlung des ganzen Erdkreises ist und diese für die ganze Welt Geltung hat. Man kann sich ungefähr vorstellen, wie wichtig dieses erste ökumenische Konzil damals war und bis heute ist. Damals hat nicht der Bischof von Rom dazu eingeladen, sondern der Kaiser. Es ging dem Kaiser um die Einheit seines Reiches, die sich eben auch zeigen sollte in der Einheit des Glaubens. 
Und im Gegensatz zu Vatikan II in den 70er Jahren kam es beim Konzil von Nicäa auch zu echten Handgreiflichkeiten. So wird überliefert, dass Bischof Nikolaus seinem Gegenpart Arius eine deftige Ohrfeige verpasst hat. Aber keine Angst, dass ist auch nur eine Legende, wird aber komischerweise den Kindern heute nicht mehr erzählt. 😅
Nein, sorry, ich habe den Pfad verlassen. Worum ging es beim Konzil von Nicäa. Es ging um allerlei praktisches, das aber zum Teil bis heute genauso gehandhabt wird. Wenn zB ein Bischof geweiht wird, müssen drei Bischöfe dabei sein usw. 
Aber vor allem ging es um eine Irrlehre, die die Christenheit Anfang des 3. Jh. gespalten hat. Ein gewisser Arius hatte behauptet, dass Jesus - der Logos - eben nicht Gott sei. Und es gibt tatsächlich Bibelstellen, die uns das glauben machen, etwa, wenn sich der Sohn dem Willen des Vaters immer wieder unterordnet. Letztlich sind es die Reste dieser Irrlehre des Arius, die Mohammad aufgesaugt hat und damit den Gottessohn Jesus zu einem Sklaven Allahs degradiert hat. 
Diese Wesenseinheit des Sohnes mit dem Vater wird zB deutlich in Joh 12,45: „Und wenn ihr mich seht, dann seht ihr den, der mich gesandt hat!“. 
Oder wenn Jesus in unzähligen Stellen im Johannesevangelium die Gottesoffenbarung an Mose im Dornbusch nachspricht. „Ich bin der Seiende“. Ich bin der Weg…
Und genau diese Dreieinigkeit wird im Bekenntnis von Nicäa fertig gedacht: 
„Ich glaube (…) an den einen Herrn Jesus Christus,
den Sohn Gottes, (…) eines Wesens mit dem Vater.“
Das heisst es gibt nur einen Gott. Ein göttliches Wesen in drei Personen (Vater, Sohn und Geist). 
Für uns Christen ist es wichtig, dass wir an diesem Bekenntnis festhalten und somit unseren Glauben - unser geistliches Haus auf Felsen bauen. 
Unser Glaube ist nutzlos, wenn wir nicht an die Göttlichkeit des Sohnes glauben. Durch die Taufe sind wir ja mit dem Sohn hineingenommen in die Göttlichkeit und haben somit Teil an seinem Sieg.  Amen.

Sonntag, 11. November 2018

Predigt zum 31. Sonntag im Jahreskreis - Witwe von Sarepta

Letzte Woche war ich in einer Volksschule (nicht in Ardning) und kam mit der Frau Religionslehrerin in die erste Klasse. Vorne auf dem Schreibtisch der Lehrerin stand an exponierter Stelle ein Buch: „Zum Glück lebst du nicht im Mittelalter - Begegnungen auf die du gut verzichten kannst.“ 
In leichter Sprache wird den Kinder darin erklärt wie finster das Mittelalter war. Und dabei erfahren sich auch gleich, was ein Priester damals war:
„Er ist schlau und gerissen und hält Ausschau nach Menschen, die die Gesetze der Kirche brechen.“
Die Klassenlehrerin hat sich, als ich dieses Buch der Woche entdeckte auch gleich entschuldigt und erwähnt, dass da vieles nicht drin stimme und es total überzogen sei. Das fand ich gut. Schließlich wollte uns die Aufklärung doch lehren, dass es keine Schwarzweißmalerei gibt? Oder wollte sie das? Oder wollte sie nur ihre eigene Überlegenheit darstellen und hat dabei das Mittelalter mit allen dunklen Tönen bemalt, die der Malkasten hergab?

Sonntag, 4. November 2018

Predigt zum 31. Sonntag im Jahreskreis - "Nur Du"

Vor vierzig Jahren schon hat ein evangelischer Pfarrer aus Bayern ganz herrlich lustige Bildergeschichten über Kirche, Glaube, Bibel oder Ökumene veröffentlicht. Tiki Küstenmacher sein Name. Den größten Hit lieferte er aber mit seinem Buch „simplify your life“. (= vereinfache dein Leben) 2001 veröffentlicht wurde es zum Bestseller, weil die Leute sich ihres ganzen Kruschs endlich entledigen wollten. Unkompliziert. Auf das wesentliche beschränkt.
Vor 56 Jahren machte sich die katholische Kirche ja auf einen ähnlichen Weg. 1962-1965 tagte in Rom das 2. Vatikanische Konzil. Viele Riten wurden vereinfacht; unzählige Heiligenfeste wurde gestrichen oder zusammengefasst; vieles äußerliche, wo man den Sinn nicht mehr sah, wurde abgeschafft.
Auf das wesentliche - auf Christus Jesus - wollte man sich zentrieren und vieles was in den Jahren sich angehäuft hatte, einfach wegfegen. So eine Art „simplify your church“. Vereinfache deine Kirche. Auf das wesentliche beschränkt.
In meinen knapp 14 Jahren in Admont habe ich es mindestens zweimal erlebt, dass ein Priester, der so viel hatte, diesen ganzen Ballast abgeworfen hat und sich auf das wesentliche beschränkt hat. Monsignore Fötsch

Donnerstag, 1. November 2018

Predigt Allerheiligen - Über den Tod hinaus.

Wann sonst sollten wir an unsere Toten denken, wenn nicht im November. Dieser Monat, in dem die Natur eine Sterbeprozess durchläuft, das Leben sich zurückzieht; das alles erinnert uns ans Sterben. 
Und genau deshalb ist es wichtig, dass wir Christen den November mit diesem kleinen Osterfest beginnen. Allerheiligen als Osterfest im Herbst; es erinnert uns daran, das unzählige Menschen nach ihrem Tod ganz bei Gott sind. 
Es wichtig, dass wir an unsere Toten denken und dass wir für sie beten. Friedhofsgang, Messen für die Toten feiern, ein Bild unserer Toten im Herrgottswinkel <— das alles ist eine lebendige Erinnerungskultur, die gespeist wird von unserm Glauben an die Auferstehung der Toten.
Natürlich nervt mich dieses ganze Halloweenspektakel, da es meiner Vorstellung von Leben und Tod und Auferstehung ziemlich zuwiderläuft.
Aber in einer Sache stimmt es mich doch nachdenklich: Ob es nicht doch ein Tor zwischen der Sphäre der Toten und unserer Welt gibt?!
Mindestens einer ist doch schon mal zurück gekommen?! Im Glaubensbekenntnis sprechen wir es gleich zwei Mal aus: 
Und an Jesus Christus, (…) gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten, (..)
Ich glaube an den Heiligen Geist,
die Auferstehung der Toten und das ewige Leben.
  • Das ist kein Glaube, der in eine Sackgasse führt. Das ist ein Glaube, der Hoffnung macht. 
  • Das ist kein Glaube, der den Tod verherrlicht. Das ist ein Glaube, der das Leben des Menschen über den Tod hinaus verherrlicht.
Etwas bleibendes. Gerade im Gedenken an unsere Toten wird es ja meist auf dem Partezettel formuliert: 
„Wenn ihr mich sucht, sucht mich in eurem Herzen.“
Und auf einem anderen Partezettel las ich:
„Treue Mutter, habe Dank

für deine Sorg’ und Güte.

Sorge jetzt an Gottes Thron,

das er uns behüte.“
Man merkt hier richtig, dass ein katholisches Totengedenken eine wechselseitig Beziehung sein kann: Wir beten für die Toten und die Toten beten für uns.
Warum auch nicht? Und ganz in diesem Sinne, kann man mit unseren Toten kommunizieren. Kann sie um Fürsprache bitten und umgekehrt, kann man die Barmherzigkeit Gottes auf sie herabflehen. 
Wir alle (vor allem natürlich die musikalischen Menschen unter uns 😃) wünschen uns Harmonie in unserm Leben. Und gerade da, wäre es doch geboten, das Sterben und den Tod nicht auszuklammern. Das Sterben (auch unser eigenes Sterben) und der Tod sind Erfahrungen im Leben die wir nicht professionell anderen überlassen sollten, sondern Sterben und Tod kann man in sein Leben integrieren. 
Bitte nehmen sie das Angebot der Krankensalbung ernst und rufen sie nicht erst einen Priester in der letzten Minute. 
Bitte beten sie den Rosenkranz, wo wir ja für uns und unsere Lieben auch um eine gute Sterbestunde beten.
Vergessen wir auch den heiligen Josef nicht, den Patron der Sterbenden. 
Es loht sich, weil wir über den Tod hinaus leben. 
Gerade das ist ja die Botschaft der Seligpreisungen, die heute in der Heiligen Messe weltweit verkündet wurden und werden:
Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden.
Selig, die rein sind im Herzen; denn sie werden Gott schauen. (Mt 5)
In der Gewissheit, dass sie und ich, einst vor Gottes Angesicht treten werden. Ihr Pater Ulrich

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Samstag, 20. Oktober 2018

die Linzer Glocke in Frauenberg

Predigt am 20. Oktober 2018 in Frauenberg - Texte vom Freitag der 28. Woche im Jahreskreis
Liebe Wallfahrer. 
Die „Linzer Glocke“, gespendet von den Wallfahrern aus Oberösterreich. 85% der unserer Wallfahrer stammen schließlich aus der Diözese Linz. 
Auf der facebook-Seite des Stiftes Admont wurde das klingende Video gepostet. Und dann entsprechend geliket. Viele kommentierten: „wunderschön“. Eine Frau schrieb drunter: „Der Klang ist so rein..und schön…“ Und dies wurde von jemandem kommentiert: „Rein ist der nicht, das ist der schmutzige Klang der Pharisäer.“ 
Das kann man jetzt als Kirchenkritik sehen. Und ich möchte hier ausnahmsweise mal psychologisieren. Der Klang einer Glocke oder eine Geläuts entspricht immer unserer eigenen Gemütslage. Wenn der Mensch in Trauer ist, hört er ein Trauergeläut. Wenn er in Freude ist, hört er ein Freudengeläut. Das liegt wahrscheinlich einfach daran, dass ein Glocke so viele Untertöne hat und man immer das raushört, was in einem selber klingt. 
Glocken sind seit alter Zeit ein Zeichen von uns Christen. Sie rufen täglich mehrmals zum Gebet und zum Innehalten. Sie markieren Höhepunkte der Woche und machen den Festtag zum Festtag.
Ähnlich verhält es sich übrigens auch mit dem heiligen Paulus.

Sonntag, 14. Oktober 2018

Mensch - Jesus - Gott <-- eine Symbiose

Vor 150 Jahren gab es die Alpen nicht. Es gab aber bereits Pflanzen. Aber keine Blüten.

Die Blüten sind ein Ergebnis von Zusammenarbeit zwischen Bestäuber (etwa die Hummel) und Baum oder Blume etc. Symbiose nennt man das. Der eine braucht den andern. Ist geradezu abhängig vom andern. Würde ohne den andern planlos und leicht angreifbar dem Untergang geweiht sein.

Auch die Korallenriffe sind ohne Symbiose nicht denkbar. Steinkorallen und einzelligen Algen brauchen einander und bilden zusammen die wunderbare Schöpfung.

Viele Bäume könnten die Trockenheit nicht aushalten, könnten kein Wasser ziehen ohne Pilze an ihren Wurzeln.

Im Gegensatz zum Parasitentum profitieren bei der Symbiose beide Seiten. Die Symbiose als Idealzustand. Aber es gibt ihn - in der Natur. Ein sich gegenseitiges Befruchten.

Sicher kann man das auf die menschliche Ebene erheben und sagen: Wir Menschen bedürfen einander um ein gutes Leben zu führen.

Und sicher kann man das auf die göttliche Ebene erheben und sagen: Gott liebt den Menschen und zeigt ihm seine Liebe in der Schöpfung. In jedem menschlichen Angesicht. Und umgekehrt sehnt er sich nach unserer Liebe und unserm Vertrauen, was wir ihm zurückgeben.

Diese Symbiose - dieses Zusammenleben zwischen Gott und Mensch wird in der Ikone Gottes, in Jesus Christus für uns sichtbar und erfahrbar. „Ich und der Vater sind eins.“ Und gerade deshalb verweist Jesus Christus immer wieder auf seinen himmlischen Vater und schreibt ihm alles Gute zu. „Nur er ist gut.“
Uns begegnet im heutigen Evangelium Jesus als der, der uns zu unserm himmlischen Vater führen will.
Dreimal in den Evangelien scheitert Jesus dabei. (vgl. Klaus Berger).

  • Wenn es darum geht in seiner Heimat Wunder zu wirken.
  • In der Jüngerberufung des Judas Iskariot.
  • Und in der Berufung des reichen, jungen Mannes <— was wir gerade gehört haben.
„Der Mann aber war betrübt, als er das hörte, und ging traurig weg; denn er hatte ein großes Vermögen.“ Markus 10,22.
Heute geht keiner mehr traurig weg. Wir reden uns ein, dass wir beides haben können: Bindung an den Reichtum, an alles Materielle und gleichzeitig glauben wir ja eh an Gott und gehen in die Kirche und zahlen Kirchenbeitrag. Reicht doch eh. Ich habe meine Schuldigkeit getan.

Ja, seine Schuldigkeit hat der reiche Jüngling aus dem Evangelium auch getan.

Natürlich bietet Reichtum Sicherheit. Man fährt doch lieber mit einem gescheiten Auto als mit einer Schrottkarre, wo man jedesmal die Luft anhalten muss. Man hat doch eine Versicherung und eine ÖAMTC Mitgliedschaft, weil man sich so sicherer fühlt. Man spart ein Geld, weil ja etwas passieren könnte.
Sicherheit kostet halt. Will Jesus uns diese Sicherheit nehmen?
Ja, will er, wenn es eine vermeintliche Sicherheit ist. Eine Sicherheit, die uns denken lässt, wir könnten ohne die Hilfe des anderen in das Himmelreich gelangen.
So wie wir uns dem Reichtum verschreiben und alles opfern und alles investieren, sollen wir in das Himmelreich alles investieren. Das muss wuchern, sich verdreifachen, Früchte tragen.
Jesus macht im Evangelium hier Werbung für die Symbiose mit Gott. Lassen wir uns beschenken von der Liebe Gottes und antworten wir auf diese Liebe, die keine Einbahnstraße ist.
Jesus macht im Evangelium hier Werbung für die Symbiose zwischen uns Menschen. Machen wir uns abhängig. Gehen wir lieber Gefahr von Parasiten benutzt zu werden als uns wie urzeitliche Farne ohne Blüten durchs Leben zu schleichen. Blüten des Lebens gibt es nur im Miteinander - Leben.

»Man kann nicht mehr so leben, als ob es Gott nicht gäbe. Wer Gott umarmt, findet in seinen Armen die Welt, und wer in seinem Herzen das Gewicht Gottes aufnimmt, empfängt auch das Gewicht der Welt« (Madeleine Delbrêl).

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Sonntag, 30. September 2018

Erntedank 2018 - Predigt

Liebe dankbare Menschen.
Als Gastmeister im Stift bin ich im Sommer hin und wieder damit beschäftigt den Gästen der vorhergehenden Woche ihr Ladekabel nachzuschicken.
Die Putzdamen sagen mir dann, in welchem Zimmer es lag, ich finde raus, wer in dem Zimmer war, suche die Adresse in meinen Unterlagen oder im Internet und packe es ein und bringe es zu unserer Poststelle.
Und es kam sogar schon mal vor, dass sich einer bedankt hat. In der Regel hört man nichts mehr. Manchmal denke ich dann, ich habe es an den Falschen geschickt. Der Grund ist ganz einfach: Die Leute haben eh zwei Ladekabel oder könnten sich ohne weiteres eins kaufen. Heute bestellen. Morgen im Packerl auf meinem Tisch. 
Wunderbare Welt. 

Wunderbare, fortschrittliche Welt. 

Wunderbare, fortschrittliche, undankbare Welt. 
Alles ist verfügbar. 
Ich könnte jetzt über viele undankbare Menschen berichten. Aber hin und wieder bin ich dann auch erschrocken. Erschrocken über mich und meine Undankbarkeit. 
Ein anderes Wort für Heilige Messe ist Eucharistie und das heißt "Danke sagen". Das ist das Schöne an unserem christlichen Glauben, dass wir unser Erntedankfest mit einem Adressaten feiern. Unser Dank beim Tischgebet und bei der Heiligen Messe geht in Richtung Herrgott. 
Und gerade diese Dankbarkeit macht uns nicht zu Menschen, die daher gekrochen kommen und sondern zu aufrechten Menschen. Das will uns das Evangelium lehren: 
„Einer von den Geheilten kehrte um und lobte Gott mit lauter Stimme. Er warf sich vor den Füßen Jesu auf das Angesicht und dankte ihm. Und Jesus sagte zu ihm: Steh auf und geh! Dein Glaube hat dich gerettet.“ (aus dem Evangelium Lukas 17,11-19)

Sonntag, 23. September 2018

heiliger Niklaus von Flüe

Niklaus, Vater von zehn Kindern - das Jüngste gerade erst geboren (!) - verlässt am Gallustag (16. Oktober) im Jahre 1467 Familie und Hof und zieht als Büßer in die Fremde. Seinen beiden ältesten Söhnen vertraut er den Hof an. Als Pilger unterwegs, kehrt er schliesslich in seinen Heimatort Flüeli zurück und lässt sich im Ranft als Einsiedler nieder. 
Liebe Schwestern und Brüder.
Nächste (diese) Woche feiern wir am Dienstag sein Fest. Niklaus von Flüe, der Schweizer Nationalheilige! Es ist der 25. September. Normalerweise feiert man den Heiligen ja an seinem Todestag (wenn der Heilige das Irdische verlässt und seine Seele in den Himmel geht). Nun war sein Todestag der 21. März - zum Zeitpunkt seines Todes noch Fest des heiligen Benedikt von Nursia. Also brauchte man einen Alternativtermin. Und was hat man genommen. Drei Tag nach dem letztmöglichen Almabtrieb. So kam man auf den 25. September. Das ist doch ziemlich praktikabel. 
Heute hören wir von Jesus wie er in seine Heimat - nach Galiläa - zurückkehrt. Wobei die Bibel den Begriff „Heimat“ ja nicht einmal kennt. Sagen wir also er ist da, wo seine Leute sind: seine Familie, seine Schüler (die ja zum Großteil Fischer am Galiläischen Meer sind). 
Es gibt immer wieder lustige Theorien, wo Jesus zu seinen Lebzeiten überall gewesen sein soll. Er soll demnach bis nach Indien gekommen sein. So nach dem Motto, irgendwo muss er das ja alles herhaben, was er predigt... Aber nein, er hat Galiläa (den autonomen Nordteil des alten römischen Reiches) und Judäa (den direkt von Rom abhängigen südlichen Teil) mit Jerusalem nie verlassen. Außer als er als Kind nach Ägypten geflohen ist - darauf legen die Kopten (die Christen in Ägypten) größten Wert. Letztlich hat er so den Boden Galiläas, Judäas und Ägyptens geheiligt. 
Nun ist er also in diesem kleinen und recht begrenzten Land unterwegs. Und er lebt seine enge Beziehung zu seinem himmlischen Vater. Sucht die Einsamkeit. DA, wo er gerade ist. Dann aber auch speziell bei seiner Wallfahrt nach Jerusalem.
Der heilige Bruder Klaus hatte seine Einsiedelei nur 10 min von seinem Bauernhof entfernt. Und doch hat er seine Ranft nie mehr verlassen. So lehren uns Jesus Christus und Bruder Klaus:

Sonntag, 16. September 2018

Cyprian und Cornelius

Wenn sich Kardinäle gegen den Papst stellen, lebt man schon in bewegten Zeiten. Sowohl Außenstehende als auch ein einfacher Priester fragt sich da: „Was ist denn da los?!“ Da stehen zum Teil Aussagen gegen Aussagen. Und der Papst, der sich doch sonst zu allem äußert, sagt ausgerechnet jetzt so wenig. 
Ein Schmierentheater? Keine Ahnung. Ich finde es dann immer so entlarvend, wenn irgendeine Zeitung von der Empörung lebt und diese befeuert und dann so tut als ob sie neutral über irgendetwas berichtet. 
Heute feiert die Kirche zwei Heilige aus dem 3. Jahrhundert: Cyprian von Karthago und Papst Cornelius. Auch sie lebten in sehr bewegten Zeiten. In Nordafrika gab es damals viele katholische Kirche. Doch unter der Verfolgung durch Kaiser Gallus fielen viele (man schätzt die Hälfte aller Gläubigen in Nordafrika) vom Glauben ab. Die Verfolgung endete und man wusste nicht, wie man jetzt mit den Abgefallen verfahren sollte. Und in diesem Punkt waren sich Cyprian, der Bischof von Karthago, und Cornelius, der Bischof von Rom einig. Man sollte Milde walten lassen. 
Aber in einem anderen Punkt vertrat der Bischof von Karthago eine ganz und gar andere Position als Rom. Was ist, wenn nicht katholischer Bischof eine Taufe spendet? Rom sagte, die Taufe ist gültig. Und Cyprian machte klar: Never - niemals ist die Taufe eines Ketzerbischofs gültig. Nur innerhalb der katholischen Kirche erfährt man heil. Der sogenannte Ketzertaufstreit.
Die Positionen zwischen den Bischöfen von Rom und Karthago waren dermaßen verhärtet und es wäre zur Spaltung gekommen, wenn ja wenn Cyprian nicht vorher gestorben wäre. 
Streit zwischen bedeutenden Bischöfen ist nichts neues. Das beruhigt mich dann doch ein bisschen. Und die Kirche feiert ausgerechnet den heiligen Cyprian als Heiligen, der eine Postion vertrat, die so rigoristisch (überstreng) war. Eine Position, die Rom damals und heute nicht geteilt hat. Rom war damals und ist auch heute milder als die Kirchen vor Ort. 
Auch unter den Jüngern kam es immer wieder zum Streit und auch zwischen den Apostel und Jesus sind deutliche Worte gefallen, wie das heutige Evangelium zeigt. 
Petrus nimmt Jesus beiseite und sagt ihm, dass das so nicht geht. Und darauf fährt ihn Jesus scharf an: „Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen! Denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.“
Erscheint hier Jesus nicht als der strenge Hirte, der besser weiß, was für ihn und seine Schafe gut ist? 
Und hier ist ja auch anzunehmen, dass die Worte Petri voller Empathie waren. 
Wir kennen das, wenn jemand „doch nur das beste“ für den anderen will. „Das beste“ ist eben oft nicht das Richtige. 
Interessant ist hier auch, dass Jesus sogleich nicht von seiner eigenen Sendung erzählt, sondern dass er sofort von der Sendung und Mission aller Christen redet. 
„Das Kreuz annehmen“ ist eine grundsätzlich christliche Einstellung, die nicht nur den Heiland betrifft, sondern jeden Christen. 
Cyprian von Karthago ist als Märtyrer gestorben. Er hat eine ganze Menge Schriften hinterlassen. Was aber einzig und allein zählt, ist sind drei Sätze kurz vor seinem Tod. 
Unter Kaiser Valerian flammte dann die Verfolgung wieder auf und Cyprian wurde am 30. August 257 dem Proconsul (Statthalter) Aspasius Paternus vorgeführt. Auf die Frage des Proconsuls, wer er sei, soll Cyprian geantwortet haben:
„Ich bin Christ und Bischof. Ich kenne keine anderen Götter als allein den einen und wahren Gott, der Himmel und Erde gemacht hat, das Meer, und alles, was darin ist. Diesem Gott dienen wir Christen, ihn flehen wir Tag und Nacht an, für uns und alle Menschen, auch für das Wohlergehen der Kaiser.“
– Proconsularische Akten
Cyprian muss bewusst gewesen sein, dass dieses Bekenntnis einem Todesurteil gleichkam. Vom Proconsul wurde er verbannt, interniert und am 13. September 258 zum Tode verurteilt und am folgenden Tag bei Karthago öffentlich enthauptet. 

Freitag, 14. September 2018

das Kreuz bleibt

Predigt zum Fest Kreuzerhöhung
Gestern war ich mit einem Freund am Kiesstrand der Enns nahe der Johnsbachmündung. Er hat dann spielerisch so Ministeinmännchen gebaut. Eine tolle Konzentrationsübung, wo man mit ruhiger Hand Steine aufeinanderschichtet und sie durch das Gewicht austariert. Er hat es dann einmal auf 13 Steine gebracht. Das hat so was meditatives und zugleich sportliches. 
Ich habe keine Ahnung, ob diese Steine heute Abend noch stehen, ob sie der Wind oder Regen, der Bach oder gar die Laune eines Menschen wieder zu Fall gebracht haben. 
Was bleibt von unserm Leben?
Manchmal schaue ich mir alte Videos von einer Klosterfeier an oder Alben von einem Ausflug. Ich sehe dann da Gesichter von Leuten, die schon lange aus dem Orden ausgetreten sind. Einige meiner Freunde und Verwandten sind schon tot. Einige habe ich aus den Augen verloren. Einige sind jetzt mehr. Andere sind weniger. Sowohl körperlich als auch gesellschaftlich.
Was bleibt von unserm Leben?

Und doch besteht kein Zweifel, dass uns gerade die Dinge in Erinnerung bleiben und in unser Herz einpflanzen, die aus Hingabe geschehen. 
Das fängt beim 30cm großen Steinmänchen aus 13 Steinen an; da braucht ja der Erbauer Konzentration und ein ruhiges Händchen. Beim Gemälde einer Vierjährigen aus Liebe zur Oma oder zum Opa. 
Da ist ein Ausflug oder eine Reise mit guten Ideen lange vorbereitet. Eine gewaltige Feier, wo Musik und Essen und Ansprachen - einfach alles stimmig ist. Das bleibt. 
Und da ist natürlich die Liebe zweier Menschen, die sich in Hingabe einander schenken.
Die Hingabe des Menschen - das ist es, was bleibt, weil es sich in unseren Herzen manifestiert.

Als Gott vor 2000 Jahren sein Unternehmen Erlösung anging, wurde dem Menschensohn Jesus Christus, wie jedem Menschen, der Tod mit in die Wiege gelegt. Wir glauben ja, dass Jesus ganz Mensch und ganz Gott ist. Aber wenn er ganz Mensch ist, dann muss er eben auch sterben. 

Es wurde von den Römern dieses Schandmahl aufgerichtet. Ein arbor infelix („Unglücksbaum“) . Logisch war das nicht für römische Bürger gedacht, sondern vor allem für Aufständige; deren Anhänger sollten durch diese grausame Hinrichtungsmethode gewarnt sein. Todesstrafe und Warnung zugleich.
Warum hat unser Herrgott nicht eine andere Art erwählt, die Menschheit zu retten? Warum diese lebensverneinende, grausigste, abstoßende Art? 
Ein Unschuldiger, der unseren Schuldschein/ unsere Schuld an das Holz des Kreuzes geheftet hat. 

Natürlich hätte Gott den Menschen auf eine andere Art und Weise erlösen können. Aber, warum wählte er das Kreuz?

Damit wir wirklich wissen, wie ernst er es damit meint. 
Ich stelle mir einen Gärtner vor, der seinen Garten beackern will, sich aber ja nicht schmutzig machen will. Was ist das für ein Gärtner - mit Lackschuhen und Manschettenknöpfe oder was? „Bück Dich, awwer mach dich nett ja net dreggisch.“

Gott wird Mensch und steigt mit seinem Tod am Unglücksbaum in die tiefste Tiefe hinab. So wird das Kreuz uns zur bleibenden Erinnerung, dass Gott uns ganz nah ist, selbst am dunkelsten Ort dieses Planeten.  

Unser Herrgott wählt das Kreuz, damit wir begreifen, wie ernst er es mit uns meint. 

Sonntag, 9. September 2018

Blockade lösen

Gestern bei der Wallfahrt von Hall nach Frauenberg kamen viele ausgerechnet an den steilsten Stellen auf der Zirnitz ins Reden. Und da meinte ein Frau, dass irgendwann einmal ein 10-jähriger Bub das Kreuz der Wallfahrt tragen wollte. Und er durfte nicht, weil, ja weil er evangelisch ist. Ich meinte darauf natürlich sofort, dass das sicher schon lange her sei. Der Mann muss heute um die 40 sein und das war demnach vor ca. 30 Jahren. 
So etwas  kann man sich und mag man sich für heutige Zeiten gar nicht mehr vorstellen. 
Aber dass das in dem Mann und in seiner Umgebung etwas ausgelöst hat, beweist ja, dass man heute noch darüber redet.
Jeder von uns erinnert sich an Dinge in seinem Leben, die ihn prägen. Und da gibt es eben auch dieses schlechte Wort, dieses Nicht-Angenommen-Sein. 
Letztens habe ich es mal erlebt, dass ein dementer Mann etwas gewünscht hat. Daraufhin haben sage und schreibe vier Leute gleichzeitig gesagt, dass er das nicht so meine und in Wirklichkeit wolle er ja das und das. Ich kam mir vor, wie im falschen Film. Ich habe dann laut (und ab und zu werde ich laut - verstehen tut mich deshalb aber auch keiner) gesagt, dass ich für mich hoffe, dass ich im Alter nicht von Leute umgeben sein möchte, die mein Sprechen und Handeln ignorieren und mir laufend aufschwätzen wollen, was ich ja eigentlich und wirklich will. 
Was löst das in so einem Dementen aus. Was löst das in den Kleinsten und Wehrlosesten aus. 
Es gibt sie dann eben doch, diese Blockaden von außen und innen, die uns zum Schweigen bringen. Man sagt dann irgendwann nichts mehr. 
Ähnlich verhält es sich ja auch bei den Totschlag-argumenten. 
Und gerade da setzt doch das heutige Evangelium an.  Das ist vom Taubstummen die Rede und die Tatsache, dass er nach seiner Heilung wieder richtig reden kann, lässt uns vermuten, dass er in seinem Leben schon mal richtig reden konnte. Da ist also in der Tat wahrscheinlich irgendwas passiert, das ihm die Zunge verschlagen hat. 
Wenn wir von der Behandlung Jesu hören klingt das in unseren Ohren befremdlich. Und doch handelt er hier liebend, väterlich. Oder eigentlich eher mütterlich. Wie die Mutter ihr Kleines nimmt Jesus den Taubstummen beiseite und schenkt ihm seine ganze Aufmerksamkeit. Er ist ganz nah bei ihm und berührt ihn an der Zunge und schmiert seinen Speichel an seine Ohren. Mit Speichel Wunden behandeln kennen wir zumindest beim Insektenstich. 
Und dann diese Seufzer Jesu. Er macht das Anliegen des Taubstummen zu seinem und seufzt und betet für ihn zu seinem himmlischen Vater. 
An diesem Seufzer Jesu wird deutlich, wie sehr sich die ganze Schöpfung nach Erlösung sehnt und wie sehr sich Jesus diese Sehnsucht nach einem erfüllten Leben zu eigen macht. 
Nur so kann ich als Priester meinen Dienst verstehen, könnt ihr als Getaufte Euren Dienst verstehen. Machen wir uns nicht gemein mit den Blockierern und denen, die durch schlechte Worte andere zum Schweigen bringen. Sondern bringen wir die Anliegen der Kranken und Verängstigten mit Seufzen und Klagen vor Gott. Amen. 

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Dienstag, 31. Juli 2018

Requiem für einen treuen, verantwortlichen Familienvater

Das heutige Evangelium (Mt 25,14ff) erinnert mich daran, dass wir als Menschen Verantwortung tragen. Es erinnert mich daran, dass Ihr Ehemann, Vater, Schwiegervater und Opa in seinem Leben auch Verantwortung wahrgenommen hat durch seine Liebe zur Familie, wo er so viel gegeben hat/ wo er für seine Kinder so viel gegeben hat. 
Indirekt spricht das Evangelium auch die Gerechtigkeit an, die man im Leben erhofft. Und letztlich war jeder von uns schon an diesem Punkt, wo er sich gefragt hat, wo ist die Gerechtigkeit in diesem Leben? 
Diese bohrende Frage kommt einem gerade auch beim Tod eines lieben Menschen. Diese Frage musstet Ihr Euch als Familie auch letztes Jahr stellen, als N gestorben ist. Wo bleibt die Gerechtigkeit? 
Und erscheint Religion hier nicht als ein „Auf Später Vertrösten“?
Die Talente, die uns und besonders auch dem Verstorbenen im Leben mitgegeben werden, weisen mich schon auch auf den Wert dieses Lebens hin. Egal wieviel Zeit ein Mensch hat, er kann dieses Leben nutzen und diese Zeit als Geschenk sehen. 
Wann der Verwalter kommt, wissen die einzelnen Diener aus dem Evangelium nicht. Es ist ungewiss. Genauso wie meistens die Stunde des Todes.
Die Auszahlung im Evangelium ist alles andere als das, was ein normaler Verwalter machen würden. Er erhebt den treuen Diener und sagt ihm zu, dass er am Freudenfest teilnehmen soll. 
Das Himmelreich wird an anderer Stelle im Evangelium auch immer wieder mit einer Hochzeit verglichen. Ein Fest der Wiedersehensfreude. Ein Fest, bei dem alle Tränen getrocknet werden. Ein Fest, wo man Altes hinter sich lässt. Ein Fest mit dem Neues beginnt. 
Lieber Herr NN, du warst treu. Komm, nimm teil am Freudenfest deines Herrn!

Samstag, 30. Juni 2018

Johannes der Täufer - Predigt 2018

Bei uns im Admonter Konvent leben gleich vier Patres, die den heiligen Johannes den Täufer als Taufnamenspatron haben: einen kopflosen Johannes, einen Johann, einen Jano und mich. 
Wer wer ist können sie selbst entscheiden. Auch ein getaufter .. namens Johannes wohnt zZ bei uns im Stift. 
So könnt Ihr euch in etwa vorstellen, welche Bedeutung dieser Heilige für mich und für die Kirche hat. 
Ähnlich ja auch sein herausragender Gedenktag: wenn die Tage wieder kürzer werden, sechs Monate vor dem Weihnachtsfest, feiern wir ihn.
Obwohl Johannes als Vorläufer Christi doch so wichtig ist, ist das, was wir mit ihm verbinden, fast schon eigenartig: Sein asketisches Wesen, sein Aufruf zur Buße, sein Wort, womit er sich mit den Mächtigsten anlegt. Er wird (lt. Evangelien) gefangen genommen und später geköpft, weil er die Zweitehe von Herodes Antipas mit der Frau seines Halbbruders kritisierte. 
Ganz anders als der Täufer wagen sich die Prediger dieser Tage nicht mehr Missstände anzukreiden. Von Pater Augustinus mal abgesehen. 

Sind wir zahm geworden? Hat das letzte bisschen Autorität der Kirche mit dem Missbrauchsskandal 2010 aufgehört zu existieren? Sind wir zu sehr mit uns selbst und unseren Strukturen und Wehwehchen beschäftigt? Sagen wir nur noch genehme Worte, weil wir doch geliebt sein wollen?

Johannes ist eine markante Gestalt, die mir vor allem den Weg weist → den Weg zu Jesus Christus. 

Entschuldigen Sie bitte diese Engführung vorhin; ich tue gerade so, als ob nur Priester prophetisch sein sollten. 
Wir sind durch unsere Taufe Gottes Propheten. 
Und was einen Propheten im Alten Testament und eben bei Johannes den Täufer ausmacht sind zwei Dinge: Das unerschrockene Wort und die Erwählung. 
Man braucht diesen Selbststand um fähig zu sein für die Wahrheit. 
Wir sind durch unsere Taufe seine Propheten und so können wir als sein Volk beten (Zitat aus der heutigen Jesajalesung): 
Der Herr hat mich schon im Mutterleib berufen; als ich noch im Schoss meiner Mutter war, hat er meinen Namen genannt… So wurde ich in den Augen des Herrn geehrt und mein Gott war meine Stärke.
Ein geköpfter Johannes, ein gekreuzigter Jesus sind menschlich gescheitert. 
Und in diesem Sinne des Scheiterns spricht auch der Gottesknecht: „Vergeblich habe ich mich bemüht, habe meine Kraft umsonst und nutzlos vertan. Aber mein Recht liegt beim Herrn und mein Lohn bei meinem Gott.“
In diesen Wort soll kein Trotz liegen, sondern Trost. Hört sich so ähnlich an (Trotz-Trost), ist aber was ganz anderes. Trotz läuft gegen etwas, gegen eine Person. Hass, Abneigung wird auf einmal zur Motivation. Nein, darum geht es dem Gottesknecht nicht. Trost kommt von Innen. Ich fühle, dass ich nicht allein bin. Ich weiß, dass ich von IHM geliebt bin. Das ich wertvoll bin. Der von Gott geliebte Mensch.
Danke, Jesaja, Johannes und Jesus, dass ihr mich daran erinnert, ICH HAB EINEN MEHRWERT. ICH BIN EIN GOTTESKIND. 


Donnerstag, 31. Mai 2018

Leben aus der Eucharistie - Leben ohne Kompromisse

meine Predigt an Fronleichnam 2018:
Meinen Sie das ernst? Meinen Sie das ernst? 
Wenn man etwas ernst meint, dann in Wort und Tat. Ein Sportler, ein Naturschützer, ein ein Lebensschützer, eine Mutter, ein Vater <— sie alle brauchen das Bekenntnis und die Tat, die dazu gehört. Das Wollen allein ist meist nutzlos, wenn kein konsequentes Handeln folgt.
Gestern hat mich ein junger Afghane, der sich taufen lassen will, gefragt, warum Jesus eigentlich nach Jerusalem gegangen ist, wenn er doch gewusst hat, dass er dort umkommt. 
Das konsequente Handeln Gottes die Antwort. 
Es sind nicht nur Worte und ein theoretisches Konstrukt, das unseren christlichen Glauben ausmachen, sondern die Ganzhingabe. Die Ganzhingabe Gottes und die Ganzhingabe von Dir und mir. Jesus geht seinen Weg der Liebe und Ganzhingabe bis zum Schluss —> um uns zu erlösen. 

Das Osterfest besteht aus der Einsetzung der Eucharistie (Gründonnerstag), das Kreuzesopfer (Karfreitag) und die Erweckung zum neuen Leben (Ostersonntag). ✗ Ostern ist uns Christen so wichtig, dass wir es 49 Tage lang feiern (vom Ostersonntag über Christi Himmelfahrt bis Pfingsten). ✗ Ostern ist uns Christen so wichtig, dass wir es jede Woche mit dem Sonntag feiern. ✗ Ostern ist uns so wichtig, dass der jeweilige Charakter der drei heiligen Tage noch einmal im Jahreskreis aufleuchtet: Dreifaltigkeitssonntag, Herz Jesu Fest (nächste Woche) und eben der Gründonnerstag im Fronleichnamsfest. 
An diesen drei Festen scheint der Ostersonntag, der Karfreitag und der Gründonnerstag jeweils noch mal auf. 
Wenn wir an Ostern denken, dann denken wir auch an den Auszug des Gottesvolkes aus dem Sklavenhaus in Ägypten. Pesach oder Pascha nennen die Juden dieses Fest. 
Auch hier wird deutlich, wie Gott und der Mensch es ernst meinen. Der Pharao versucht Mose zu umgarnen und ihn und sein Volk zum Bleiben zu überreden. Zumindest ein bisschen soll er im Sklavenhaus bleiben. 
Es ist ausgerechnet Mose, der durch seine Erziehung eher Ägypter als Israelit war. Mose, der gestottert hat bzw. irgendeinen Sprachfehler hatte. Mose, der Schuld auf sich geladen hatte. 
Mose wurde von Gott berufen, sein Volk zu befreien. 
Daran wird deutlich wie Gott schon im Alten Bund unsere Schwachheit kennt und sie ihn Stärke wandelt. 
Keinen Kompromiss geht Mose mit dem Pharao ein: Das ganze Volk so ziehen und nichts, aber auch gar nichts, soll im Sklavenhaus zurück bleiben. Mose meint es ernst, so wie sein Gott es ernst meint.
Sich in Liebe zerreiben lassen, damit ich Nahrung werde für die anderen.
Weltweit gibt es Menschen, die sich zu Gott hingezogen fühlen. Die eine innere Sehnsucht in sich tragen. 
Wir dürfen heute den Herrn, durch unsere Straßen tragen und damit den Menschen zeigen: unsere Sehnsucht wird erfüllt durch Gott. Unsere Seele hat eine Nahrung: Gott selber gibt sich uns zur Speise. Er lässt sich in Liebe zerreiben, damit Er Nahrung wird für uns.
Weltweit gibt es Menschen, die sich zu Gott und seinen Sohn Jesus Christus hingezogen fühlen…
Da ist vielleicht ein 16-jähriger Christ in China, der gerne mit seinen Eltern in die Kirche gehen will. Ist aber in einzelnen Regionen Chinas erst ab 18 erlaubt. 
Da ist eine Mutter in Pakistan, die sich im Herzen zu Christus hingezogen fühlt, aber sie würde sofort ausgestoßen werden und umgebracht werden, wenn sie sich öffentlich zu ihrem Glauben bekennt. 
Und ebenso gibt es auch bei uns diese tiefe Sehnsucht, der Menschen, die nach Erfüllung schreit.
Stellvertretend für sie alle wollen heute den Leib des Herrn erheben und ihm Lobpreislieder singen und spielen.
Das Geheimnis von Ostern ist die Ganzhingabe in der Liebe. 
Geben wir uns - ohne Kompromisse - und seien wir durch die Kraft des Heiligen Geistes Licht der Welt und Salz der Erde. Amen. 


Sonntag, 27. Mai 2018

Predigt Dreifaltigkeit 2018

Am Freitag hat sich die überwältigende Mehrheit der Iren für die Streichung eines Verfassungszusatzes aus dem Jahre 1983 ausgesprochen; dieser hat das Recht auf Leben des ungeborenen Kindes auf die gleiche Stufe wie das Leben der Mutter gestellt. 
Die ersten Meldungen waren noch sehr neutral, so wurde zB berichtet, dass die Kirche sich beim Wahlkampf diesmal sehr zurückgehalten hat. 
Doch später dann in Fernsehberichten, in dem was der irische Regierungschef gesagt hat oder diverse Kommentare, war klar, dass es vor allem ein Sieg gegen die Kirche war. Die ach so rückständige Kirche. 
Wie oft, musste ich mir in meinem Leben schon anhören, dass die Kirche den Menschen klein macht, dass sie ihn knechtet, dass sie an ihm eine Gehirnwäsche vollzieht.
Wie oft musste ich mir schon anhören, was die Kirche alles Böses gemacht hat: Kreuzzüge, Hexenverbrennungen, Missbrauch, Unterdrückung der Frau…
Ja, die Kirche ist schuldig geworden; schuldig an ihrem Auftrag den lebendigen Gott zu verkünden; schuldig, dass sie sich nicht um die Ärmsten gekümmert hat und die Not vieler auch noch ausgenutzt hat; schuldig am Testament, dass uns Jesus Christus hinterlassen hat.
Und dennoch hat sich durch die Kirche ein Menschen- und Gottesbild etabliert, das beide groß sein lässt. 
Der nach Gottes Ebenbild geschaffene Mensch. Der von Jesus Christus erlöste Mensch.
Und auf der anderen Seite der allmächtige und barmherzige Gott, der sich zu uns heruntergebeugt hat in seinem Sohn Jesus Christus. 

Für mich als Christ ist der Mensch schützenswert von der Empfängnis bis zum Tod. Für mich ist es nur eine Frage der Zeit, wenn der Mensch am Anfang seines Lebens nicht geschützt wird, dass er dann auch am Ende seines Lebens nicht geschützt wird. Die Euthanasie ist doch längst auf der Agenda; in der Schweiz, in Belgien oder in den Niederlanden kann oder soll man schon genauso leise und lustvoll abtreten, wie man heute abtreiben kann. 
Und sie verkaufen es uns als großen Sieg der Menschlichkeit. 
Der Mensch in seiner Würde von der Empfängnis bis zum Tod.
Gott, der HERR über Leben und Tod. 
Beides Seiten ein und der selben Medaille. 
Und ich möchte ausdrücklich an dieser Stelle alle lobend und dankend erwähnen, die dem Leben dienen: Eltern, die ihr Ja sagen, Frauen, die in der Hospizbewegung tätig sind, die vielen Menschen, die durch ihr Zeugnis und ihre Tat den Wert des Lebens fröhlich bejahen. 

Am vergangenen Donnerstag wurde das Programm der Liezener Bühne zum Jubiläum der Diözese Graz-Seckau der Öffentlichkeit präsentiert. Eine Woche lang wird ein buntes Programm dort angeboten. 
Die Idee finde ich gar nicht schlecht. Den Eröffnungsgottesdient wird Bischof Wilhelm feiern, den Abschlussgottesdienst Abt Gerhard. Und auch zwischendrin finden sich viele gute Programmpunkte. Aber mittendrin ein etwas anderes Treffen. Am 7. Juni werden „ChristInnen, MuslimInnen, Sikhs und Bahais und Angehörige anderer Religionen (…) gemeinsam um Frieden beten“.
Das Ganze läuft dann unter dem Titel „Wahrheits- und Absolutheitsansprüche in Frage stellen“.

Mit Menschen anderer Religion reden. Ja. Sich mit deren Glauben auseinandersetzen Ja. Menschen anderer Religion wertschätzen und ihnen die Freiheit zugestehen. Ja. Aber mit ihnen beten. Nein. 
Dialog ja, aber der würde ja einen eigen Standpunkt voraussetzen. Eine Kirche, die ihre Lehre nicht mehr ernst nimmt, wird auch von den Leuten nicht mehr ernst genommen.

Unsere Welt ändert sich. Gott bleibt. 
Die heiligste Dreifaltigkeit kann ich ohne den Mensch nicht verstehen und ich glaube auch, Mensch und dreifaltiger Gott bedingen einander.
nur in Frauenberg: Besonders deutlich wird das natürlich an unserem übervollen Altarbild. 
Da ist die Gottesmutter (seit gut einer Woche in rotem Prachtgewand), die eingebetet ist:
Eingebettet in die Engel.
Eingebettet zwischen ihren leiblichen Eltern Anna und Joachim. Ein Hinweis, das wir einen menschlichen Ursprung haben, eine genetische und soziale Prägung, die uns ausmacht.
Eingebettet in die Heiligste Dreifaltigkeit. VOM HIMMLISCHEN Vater gerufen/ ewig geliebt/ erschaffen.
Der Heilige Geist hat sie durchströmt und ihr Kraft gegeben.
Dem Sohn hat sie gedient <— als Mutter. 

nur in Ardning: Es sind die Heiligen, auf die Katholiken und auch die Orthodoxen Schwestern und Brüder so gerne schauen, weil sie uns von Gott erzählen. 
So auch unser Kirchenpatron Johannes der Täufer.
Von Gott erwählt und berufen Vorläufer zu sein.
Mit dem Sohn Gottes Jesus befreundet.
Vom heiligen Geist gestärkt. 

Gott über uns - Vater
Gott in uns - Heiliger Geist
Gott mitten unter uns - dem ich diene in jedem Menschen und der mir aufhilft. „Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“

Unsere Welt ändert sich. Gott bleibt.

Sonntag, 20. Mai 2018

Geist des Lebens und des Bekenntnisses

meine Pfingspredigt 2018 

Gestern zwei Megaereignisse: Die Firmung in Frauenberg. Die Hochzeit von Harry und Meghan in Windsor. Beides verstehen wir als Sakramente. Findet alles in der Kirche statt. Beides begleitet von Kirchenmänner, die auch jeweils das rechte Wort zur rechten Zeit gesprochen haben. 
Michael Bruce Curry, Primas der Episkopalkirche, hat gesagt: 
„Es gilt, die Macht der Liebe zu entdecken, dann wird aus dieser alten Erde eine neue Erde.“
Und Abt Gerhard hat in seiner Worte die Firmlinge an die Goldene Regel erinnert: „Was du nicht willst, was man dir tut, das füg auch keinem anderen zu.“ Er hat den Wert der Gemeinschaft hervorgehoben. Und auf das lebendige Antlitz Gottes - Jesus Christus - hingewiesen, das in unserm Leben einen Platz haben darf. 
Alles Feiern, wo der Heilige Geist im Vordergrund stand: Bei den Gebeten des Abtes in Frauenberg oder beim Ring-Anstecken in Windsor. 
Alles Feiern, wo die Namen der Menschen eine Rolle spielen. Man sagt ja beim Vermählungsspruch den Namen. Der Firmender spricht die Firmlinge mit Namen an.
Ich habe da bei der Firmung daneben gestanden und mir gedacht, ob die ihren Namenspatron kennen? Da waren zum Beispiel unter den Namenspatronen der Firmlinge Märtyrer, die für den Glauben ihr Leben gegeben haben. Was hat das überhaupt einen Wert? Was hat das überhaupt einen Wert für den heutige Österreicher?
Und in der Tat sehe ich da eine Diskrepanz zwischen dem Geist, der Leben schafft und erhält und dem Geist des Bekenntnisses, das zum Tode zum führt.
Laut unserem christlichen Verständnis ist es der Heilige Geist, der bei der Schöpfung über dem Wasser schwebt. 
Genesis 1,1-2: Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde. 2 Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis war über der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser. 
Ein Gott des Lebens - ein Geist des Lebens.
Und weiter heisst es dann im zweiten Schöpfungsbericht:
Genesis 2,7: da bildete Gott, der HERR, den Menschen, aus Staub vom Erdboden und hauchte in seine Nase Atem des Lebens; so wurde der Mensch eine lebende Seele.
Ein Gott des Lebens - ein Geist des Lebens.
Und auf der anderen Seite sehe ich die Zwölf Apostel. Alle haben den heiligen Geist empfangen. Nur einer von ihnen (Johannes, der Lieblingsjünger Jesu) wird nicht als Märtyrer verehrt. Die anderen werden alle in rot gefeiert, die anderen elf haben alle das Martyrium erlitten. Hat der Heilige Geist die Märtyrer nicht erst ermutigt zu diesem lebensgefährlichen Bekenntnis?
Ich glaube nicht, dass Gott dieses Martyrium gefordert hat. Genauso hat er ja auch nicht Jesus Christus aufgefordert am Kreuz zu sterben. 
Und doch steckt im Kreuz die Lösung aus meinem Dilemma. 
Johannes 20,21: Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.
Eine Sendung, die wir alle als Christen haben und die uns durch das Leben Jesu vertraut ist. Eine Sendung, wo ich als geliebtes Kind angenommen bin. Wo ich berufen bin zu lieben, wo man hasst; zu schlichten, wo Streit ist; geduldig zu sein; zu hoffen, wo alle schon die Hände in den Schoß gelegt haben…
Eine Sendung, die bis zum Tod geht und in der vertrauensvollen Bitte endet: Himmlischer Vater, in deine Hände empfehle ich meinen Geist.
Das Kreuz gehört zum Leben eines Christen dazu. Es ist nicht der Schlusspunkt eines sinnlosen Daseins, sondern Krone des Lebens und Zeichen unserer Erlösung, da hier die Ganzhingabe der Liebe deutlich wird. 
Gott ist ein Gott der Liebe und des Lebens. Und es war der heilige Franziskus, der die Grenzen dieser Liebe allein im Menschen gesehen hat: Zitat Franziskus von Assisi: „Die Liebe wird nicht geliebt.“
Das ist das Geheimnis der Märtyrer. Das die unendliche Liebe Gottes von vielen Menschen nicht angenommen wird. 
Der heilige Geist will uns heute die unendliche Liebe Gottes entdecken lassen. Seien wir das breite Flussbett, durch das die unendliche Liebe Gottes zu den Menschen fliesst. 


Montag, 14. Mai 2018

Paulus in Ephesus - Apostelgeschichte 19

Lesungen: Apg 19, 1-8, Joh 16, 29-33

Liebe Freunde.

Ich muss zugeben, dass es eine angenehme Überraschung war, als NN vor gut einem Monat an mich herantrat, ob ich am 14. Mai nicht wiedermal das Friedensgebet halten kann. So kann ich in heiliger Atmosphäre meinen 7. Jahrestag der Priesterweihe begehen. Das ist sicher Fügung und ich bin unserm Herrgott überaus dankbar dafür. 
Der Weihetag ist für einen Priester vielleicht wie der Tauftag eines Christen oder der Hochzeitstag eines Ehepaares einer dieser kleinen Feste, wo nur ganz besondere Menschen dran denken und die mich als Mensch vielleicht mehr prägen und mehr auszeichnen als der Geburtstag. Weihetag, Tauftag oder Hochzeitstag feiert man vor allem mit dem Herzen. 
Denkt mir auch an die kleinen Feste, die uns eine kleine Freude und eine kleine Ruhe schenken. 
Denkt mir auch an die kleinen Siege. <— So könnte man die heutige Lesung aus der Apostelgeschichte überschreiben. Paulus hat gerade im 19. Kapitel gar nicht den großen Zuspruch und Erfolg. Das klingt leider in der Lesung mit dem letzten Satz nur ein bisschen an: „Paulus suchte sie vom Reich Gottes zu überzeugen.“ 
Ablehnung, Spaltung und Aufruhr. Das ist es, was Paulus in Ephesus auch erlebt hat. 

Er versucht die Leute zu beruhigen, was ihm aber nicht wirklich gelingt. 
Die Apostelgeschichte beschreibt unruhige Zeiten. Das ist für uns Heilige des Jahres 2018 so wichtig, weil es die ideale Zeit nie gegeben hat. „Damals war alles besser.“ Wenn ich das schon höre!
Paulus war durch und durch Grieche, wenn er die Gelegenheit beim Schopf ergriffen hat. 
Diese gute Gelegenheit ist jetzt und fällt uns immer wieder ins Auge, wenn wir das Leben Jesu betrachten. Jetzt will der beim Sünder Zachäus einkehren. Jetzt will er in Ruhe mit seinem himmlischen Vater reden. Jetzt will er die Menge satt machen. Und jetzt am Kreuz gibt er seinem Lieblingsjünger Johannes und damit uns Maria zur Mutter. 
Natürlich hört sich das für uns, wenn wir das auf unsern Alltag übertragen unmenschlich an. Man kann nicht alles jetzt tun. Aber davon rede ich eigentlich auch nicht. 
Ich rede vom heiligen Jetzt. Wo ich meinen Teil beitragen kann. Da sind diese Jünger Johannes´ des Täufers und Paulus führt sie zu zum Glauben an Christus. Das waren ca. 12. So genau weiß das der Autor der Apostelgeschichte auch nicht. Aber diese wenigen sind Paulus wichtig. Und vor allem hat er einen Griff, womit er sie rum bekommt. Diesen Griff entsprechend nutzen. Das ist es. So sagt Paulus „Johannes hat mit der Taufe der Umkehr getauft und das Volk gelehrt, sie sollten an den glauben, der nach ihm komme: an Jesus.“ Das ist es, was Paulus versteht. Er wird gerne Völkerapostel genannt. Ich nenne ihn heute lieber Apostel der guten Gelegenheit. 
Heilige Maria, bitte für uns, dass wir klug und geschickt die nächste Situation meistern und so die Menschen wie du, zu Deinem Sohn Jesus führen. 

Zum Zeitbegriff des Apostels, aber auch der Muttergottes, gehört sicher auch die Beharrlichkeit. Nicht locker lassen, treu sein. 
Vielleicht ist hier auch Johannes der Täufer als Bußprediger und Vorläufer uns ein Beispiel der Beharrlichkeit. Er predigt Buße. Sei es gelegen oder ungelegen. Aber vor allem: er hat diesen einfachen, radikalen Lebensstil, sodass er glaubwürdig ist. 
Wer von uns will schon Vorläufer sein? Und doch: Ist es nicht eine große Berufung, der Finger zu sein, der beharrlich auf Jesus hinweist? 
Unser Ordensvater Benedikt muss das so gesehen haben und hat den Täufer neben dem heiligen Martin zu einem seiner Patrone auf Montecassino erwählt. 
Heilige Maria und heiliger Täufer, erbittet bei Gott für uns die Gabe der Beharrlichkeit, dass unser Glaube nicht erlischt, sondern lebendig ist. Herr, stärke uns, dass wir nach der ersten Niederlage nicht aufgeben und die Hände in den Schoß legen.

Umso beruhigender ist für mich das Wort unseres Heilands heute im Evangelium: „aber habt Mut: Ich habe die Welt besiegt.“ 
Das gibt mir Mut für mein Leben. Christus Jesus hat das schon alles durchgemacht. Und er hat durch seinen Tod und seine Auferstehung die Welt besiegt. 
Wenn wir um den Frieden beten, meinen wir Christen immer einen universalen: Den Frieden in uns, in unseren Familien, in der Welt. 

Heilige Maria, bitte für uns, dass wir frohe Christen in dieser Welt werden. So wie Du: Nicht unbeweglich von Welt, sondern dynamisch und liebende Diener inmitten der Welt. Amen. 
Maria, Königin des Friedens, bitte für uns. 


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Sonntag, 6. Mai 2018

der Heilige Geist schmeißt das Alte über den Haufen.

Am vergangenen Donnerstagabend hatte ich 20 Mädchen mit ihren Lehrern des Alten Gymnasiums Leoben zu Gast im Stift und die durften mir in einer abendlichen Runde Frage stellen. 
Nachdem sie ziemlich viel über mich und mein Kloster erfahren hatte, stellten ich ihnen die Frage, wo sie die Kirche in 20 Jahren sehen. Sie sollten einen Satz mit dem Wörtchen „mehr“ bilden. Die Kirche in 20 Jahren hat mehr… davon. Kein Ahnung, war vielleicht eine dumme Frage, da niemand weiß, was in 20 Jahren ist. Es kam praktisch keine Antwort. Außer vielleicht von einer Leobener Ministrantin, die darauf vertraute, dass es mehr zeitgemäße Lieder im Gottesdienst gibt.
Ansonsten erwartet man bei vielen jungen Leuten nicht mehr viel. Nun waren diese jungen Leute zum größten Teil getauft und gefirmt und ich machte sie meinerseits darauf aufmerksam, dass nur sie es seien, die es in der Hand hätten, wie Kirche in Zukunft aussieht. 
Ähnlich ist es sicher bei der Feuerwehr oder bei der Gemeinde. Wie alle haben es in der Hand, wie es in Zukunft ausschauen wird. Und da gibt es überall, diese lähmende Gefühl, ich bin nur Konsument, bin nur im 2. Glied und kann nichts mit gestalten. 
Da loht es sich natürlich den Anfang anzuschauen. Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne hat der Dichter Hermann Hesse einmal gesagt. 
Was hat die Leute damals motiviert? Wir Christen schauen dann vor allem in die Apostelgeschichte, die uns ein Bild der jungen Kirche vor 1900 Jahren gibt. Eine junge Kirche, wo man um den richtigen Weg gerungen hat. 
Beides war vorhanden: 
01 Die Autorität der Apostel, die Jesus kannten und mit ihrem Leben sein Evangelium bezeugten. 
02 Ebenso aber auch die Dynamis - die Kraft des Heiligen Geistes, der Wiesen mähte, die bisher unerreichbar schienen.
Im Idealfall kommt natürlich beides gemeinsam: Die guten Vorgesetzten und der Elan und die Kraft in der Gemeinschaft. 
Aber was ist schon ideal? Und wer zieht am Schluss den Kürzeren?
So waren die Apostel sich erstmal ziemlich uneins, um man auch die Nichtjuden miteinbeziehen durfte. 
Doch der Heilige Geist schuf in seiner Schöpfungskraft einfach Fakten, dem auch die bisher hartgesottensten Leiter der Kirche nicht mehr widersprechen konnten. 
„Über den Haufen geschmissen.“ 
Jetzt kommt dieser interessante Moment in der jungen Kirche, wo sich die Autoritäten nicht mehr versperren können. Sie müssen dem zustimmen. Sie sehen Gottes Geist am Werk. 
Von jetzt an soll allen das Evangelium gepredigt und die Taufe ermöglicht werden.

Ich muss zugeben, das ich oft ziemlich unflexibel bin. Was hat diese gestandenen Männer aus Galiläa so flexibel gemacht. Ja, vielleicht war es ihre eigene Geschichte mit Jesus aus Nazareth.

Am See wurden sie berufen, gerade dabei ihre Arbeit zu tun. Und Jesus berief die Fischer und sie ließen ihre Netze liegen. 
Da ist mit Gott eine Autorität im Spiel, die einen dazu bringt, alles zurückzulassen. Das bisherige Leben wird einfach mal so über den Haufen geschmissen. 

Petrus hat seinen Messias Jesus verleugnet. Hat im entscheidenden Moment nicht an seiner Seite gestanden und Jesus hat im verziehen. Ebenso dem einen Verbrecher am Kreuz.
Dies ist vielleicht die größte Kraft auf Erden: Die Kraft zu Vergeben und Vergebung auch anzunehmen. Eine Kraft die mich so platt macht, die alles über den Haufen schmeisst. 

Der heilige Florian hatte sich Ende des 3. Jahrhunderts taufen lassen. Wahrscheinlich schied er deshalb aus dem Militärdienst aus. Jetzt - als Frühpensionist - hatte er genügend Zeit sich seinem Glauben und vielleicht seiner Gemeinde zu widmen. 
Plötzlich hörte er von 40 Christen, die in Lorch (einem heutigen Stadtteil der Stadt Enns) ausgeforscht und gefangen gehalten wurden. Er hat auf seine gemahte Wiese verzichtet und ist ihnen beigesprungen; hat versucht bei seinen ehemaligen Vorgesetzten Gnade vor Recht walten zu lassen. 
Das war sein Todesurteil. 
Ich nehme mal stark an, dass die 40 Christen das irgendwie mitbekommen haben, dass da einer ist, der für sie eintritt. Mich erinnert das auf jeden Fall an das heutige Evangelium:
Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt. (Joh 15,13)
Liebe Feuerwehrmänner und -frauen.
Heute sage ich als Priester ihnen auch meinen besonderen Dank, dass sie anderes hintanstellen um dem Nächsten zu helfen. Möge Ihnen Gott vergelten, was sie Gute tun.