Samstag, 9. Februar 2019

das Heilige neu entdecken - meine Sonntagspredigt

Das Obere Ennstal unterscheidet sich von unserer Region in einer markanten Sache: Die Leute dort sind alle miteinander perdu. Ich muss da immer an einen sehr kräftig gebauten Franziskaner denken, der als Aushilfe mal in irgendeinem Tiroler Bergdorf erschien. Er stand in der Sakristei und versuchte sich anzukleiden. Da kam ein kleiner Ministrant zu ihm. Umrundete ihn neugierig und fragte: „Bischd des alles Du.“
Wenn man „Auf Du“ ist wahrscheinlich vieles ziemlich unkompliziert. Schwierig wird es vielleicht dann, wenn man jeden und jede nur noch als guten Kumpel sieht und es kann dann ein gewisse Abflachung der Beziehungen stattfinden.
In den heutigen Texten des Tages wird die Autorität Gottes und seines menschgewordenen Sohnes besonders deutlich. ER ist eben nicht einfach ein guter Kumpel oder das liebe Jesulein. Er ist Gott. 
Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heere. Von seiner Herrlichkeit ist die ganze Erde erfüllt. Jesaja 6,3
Und gegenüber diesem heiligen Gott stehe ich in meiner Kleinheit und Unbedeutsamkeit. Das wird heute bei der Berufungsgeschichte des Propheten Jesaja, des Völkerapostel Paulus (Paulus übertreibt es gar noch und benutzt das drastische Wort. „Missgeburt“) und des Apostelfürsten Petrus deutlich. Beide ja keine Nebenakteure der Heiligen Schrift, sondern zentrale Gestalten. Aber eben erst einmal Sünder. Und dann Sprachrohr Gottes und Menschenfischer. 
Deshalb steht doch am Beginn der Heiligen Messe das Schuldbekenntnis und das Kyrie Eleison (Herr, erbarme dich) und dann kommt erst mit der Wandlung und der Kommunion unsere Vergöttlichung. Step by Step. 

Dieses Heilige an Jesus Christus wird für mich auch in diesem Abstand deutlich. Er fährt mit einem Boot raus und predigt von dort dem Volk. Das ist wahrscheinlich auch eine praktische Sache, damit er nicht von den Leuten überrannt wird und lehren kann. Aber dieses Boot ist eben auch eine Katheder, ein Lehrstuhl. Und wir sind Schüler und Schülerinnen oder in diesem Fall besser: Hörende. 
Ich muss zugeben, dass ich noch in einer Zeit aufgewachsen bin, wo der Lehrer leicht erhöht seinen Schreibtisch im Klassenzimmer hatte. 

Natürlich muss dieser Sinn für das Heilige innerlich und äußerlich sein. Wenn ich laufend als Mönch nur im Sitzen bete, dann vollziehe ich nicht mit meinem Körper, was ich auf den Lippen oder in den Gedanken habe. Ich Gedachte darf gar nicht ganzheitlich werden. Ja, wir reden beim Essen und beim Müllvermeidung von Ganzheitlichkeit, aber unser Glaube ist dann oft nur in den Gedanken oder höchstens noch auf den Lippen. 
Umgekehrt kann es natürlich auch gehen, dass ich ohne Andacht Kniebeuge, Kreuzzeichen oder gar Kommunionempfang mache. Alles ist dann nur noch eine Hülle, die mein inneres Heidentum versteckt. 

Das Heilige gilt es in unserm Leben wieder zu entdecken. Ich denke an den Altarraum, die mögliche Beleuchtung unserer Haller Kirche, die vielen Kapellen und Marterln, die sich gerade jetzt mit dem Schnee wunderbar in diese herrliche Landschaft einfügen und uns zeigen ER ist unter uns. 
Das Heilige gilt es in unserm Leben wieder zu entdecken. In jedem menschlichen Angesicht. Im täglichen Miteinander. In dem der mir hilft, aber auch in dem, dem ich helfe, begegnet mir Gott.
Das Heilige gilt es in unserm Leben wieder zu entdecken. In unserer Gebetshaltung. Im Stehen, wenn ich mich von Gott gesegnet und gesendet fühle, im Knien, wenn ich mich einfach nur klein machen will vor dem Allmächtigen. Im Verneigen, wenn ich Gott oder meinen Mitmenschen ihre Würde erfahre…

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen