Sonntag, 9. September 2018

Blockade lösen

Gestern bei der Wallfahrt von Hall nach Frauenberg kamen viele ausgerechnet an den steilsten Stellen auf der Zirnitz ins Reden. Und da meinte ein Frau, dass irgendwann einmal ein 10-jähriger Bub das Kreuz der Wallfahrt tragen wollte. Und er durfte nicht, weil, ja weil er evangelisch ist. Ich meinte darauf natürlich sofort, dass das sicher schon lange her sei. Der Mann muss heute um die 40 sein und das war demnach vor ca. 30 Jahren. 
So etwas  kann man sich und mag man sich für heutige Zeiten gar nicht mehr vorstellen. 
Aber dass das in dem Mann und in seiner Umgebung etwas ausgelöst hat, beweist ja, dass man heute noch darüber redet.
Jeder von uns erinnert sich an Dinge in seinem Leben, die ihn prägen. Und da gibt es eben auch dieses schlechte Wort, dieses Nicht-Angenommen-Sein. 
Letztens habe ich es mal erlebt, dass ein dementer Mann etwas gewünscht hat. Daraufhin haben sage und schreibe vier Leute gleichzeitig gesagt, dass er das nicht so meine und in Wirklichkeit wolle er ja das und das. Ich kam mir vor, wie im falschen Film. Ich habe dann laut (und ab und zu werde ich laut - verstehen tut mich deshalb aber auch keiner) gesagt, dass ich für mich hoffe, dass ich im Alter nicht von Leute umgeben sein möchte, die mein Sprechen und Handeln ignorieren und mir laufend aufschwätzen wollen, was ich ja eigentlich und wirklich will. 
Was löst das in so einem Dementen aus. Was löst das in den Kleinsten und Wehrlosesten aus. 
Es gibt sie dann eben doch, diese Blockaden von außen und innen, die uns zum Schweigen bringen. Man sagt dann irgendwann nichts mehr. 
Ähnlich verhält es sich ja auch bei den Totschlag-argumenten. 
Und gerade da setzt doch das heutige Evangelium an.  Das ist vom Taubstummen die Rede und die Tatsache, dass er nach seiner Heilung wieder richtig reden kann, lässt uns vermuten, dass er in seinem Leben schon mal richtig reden konnte. Da ist also in der Tat wahrscheinlich irgendwas passiert, das ihm die Zunge verschlagen hat. 
Wenn wir von der Behandlung Jesu hören klingt das in unseren Ohren befremdlich. Und doch handelt er hier liebend, väterlich. Oder eigentlich eher mütterlich. Wie die Mutter ihr Kleines nimmt Jesus den Taubstummen beiseite und schenkt ihm seine ganze Aufmerksamkeit. Er ist ganz nah bei ihm und berührt ihn an der Zunge und schmiert seinen Speichel an seine Ohren. Mit Speichel Wunden behandeln kennen wir zumindest beim Insektenstich. 
Und dann diese Seufzer Jesu. Er macht das Anliegen des Taubstummen zu seinem und seufzt und betet für ihn zu seinem himmlischen Vater. 
An diesem Seufzer Jesu wird deutlich, wie sehr sich die ganze Schöpfung nach Erlösung sehnt und wie sehr sich Jesus diese Sehnsucht nach einem erfüllten Leben zu eigen macht. 
Nur so kann ich als Priester meinen Dienst verstehen, könnt ihr als Getaufte Euren Dienst verstehen. Machen wir uns nicht gemein mit den Blockierern und denen, die durch schlechte Worte andere zum Schweigen bringen. Sondern bringen wir die Anliegen der Kranken und Verängstigten mit Seufzen und Klagen vor Gott. Amen. 

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