Freitag, 14. September 2018

das Kreuz bleibt

Predigt zum Fest Kreuzerhöhung
Gestern war ich mit einem Freund am Kiesstrand der Enns nahe der Johnsbachmündung. Er hat dann spielerisch so Ministeinmännchen gebaut. Eine tolle Konzentrationsübung, wo man mit ruhiger Hand Steine aufeinanderschichtet und sie durch das Gewicht austariert. Er hat es dann einmal auf 13 Steine gebracht. Das hat so was meditatives und zugleich sportliches. 
Ich habe keine Ahnung, ob diese Steine heute Abend noch stehen, ob sie der Wind oder Regen, der Bach oder gar die Laune eines Menschen wieder zu Fall gebracht haben. 
Was bleibt von unserm Leben?
Manchmal schaue ich mir alte Videos von einer Klosterfeier an oder Alben von einem Ausflug. Ich sehe dann da Gesichter von Leuten, die schon lange aus dem Orden ausgetreten sind. Einige meiner Freunde und Verwandten sind schon tot. Einige habe ich aus den Augen verloren. Einige sind jetzt mehr. Andere sind weniger. Sowohl körperlich als auch gesellschaftlich.
Was bleibt von unserm Leben?

Und doch besteht kein Zweifel, dass uns gerade die Dinge in Erinnerung bleiben und in unser Herz einpflanzen, die aus Hingabe geschehen. 
Das fängt beim 30cm großen Steinmänchen aus 13 Steinen an; da braucht ja der Erbauer Konzentration und ein ruhiges Händchen. Beim Gemälde einer Vierjährigen aus Liebe zur Oma oder zum Opa. 
Da ist ein Ausflug oder eine Reise mit guten Ideen lange vorbereitet. Eine gewaltige Feier, wo Musik und Essen und Ansprachen - einfach alles stimmig ist. Das bleibt. 
Und da ist natürlich die Liebe zweier Menschen, die sich in Hingabe einander schenken.
Die Hingabe des Menschen - das ist es, was bleibt, weil es sich in unseren Herzen manifestiert.

Als Gott vor 2000 Jahren sein Unternehmen Erlösung anging, wurde dem Menschensohn Jesus Christus, wie jedem Menschen, der Tod mit in die Wiege gelegt. Wir glauben ja, dass Jesus ganz Mensch und ganz Gott ist. Aber wenn er ganz Mensch ist, dann muss er eben auch sterben. 

Es wurde von den Römern dieses Schandmahl aufgerichtet. Ein arbor infelix („Unglücksbaum“) . Logisch war das nicht für römische Bürger gedacht, sondern vor allem für Aufständige; deren Anhänger sollten durch diese grausame Hinrichtungsmethode gewarnt sein. Todesstrafe und Warnung zugleich.
Warum hat unser Herrgott nicht eine andere Art erwählt, die Menschheit zu retten? Warum diese lebensverneinende, grausigste, abstoßende Art? 
Ein Unschuldiger, der unseren Schuldschein/ unsere Schuld an das Holz des Kreuzes geheftet hat. 

Natürlich hätte Gott den Menschen auf eine andere Art und Weise erlösen können. Aber, warum wählte er das Kreuz?

Damit wir wirklich wissen, wie ernst er es damit meint. 
Ich stelle mir einen Gärtner vor, der seinen Garten beackern will, sich aber ja nicht schmutzig machen will. Was ist das für ein Gärtner - mit Lackschuhen und Manschettenknöpfe oder was? „Bück Dich, awwer mach dich nett ja net dreggisch.“

Gott wird Mensch und steigt mit seinem Tod am Unglücksbaum in die tiefste Tiefe hinab. So wird das Kreuz uns zur bleibenden Erinnerung, dass Gott uns ganz nah ist, selbst am dunkelsten Ort dieses Planeten.  

Unser Herrgott wählt das Kreuz, damit wir begreifen, wie ernst er es mit uns meint. 

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