Montag, 27. April 2015

Guter Hirt - nicht dummes Schaf

Am Freitag war ich bis kurz vor 4 Uhr zur Fortbildung in Graz, danach bin ich sofort mit dem Auto nach Altenmarkt zur Abendmesse gefahren. Vielleicht typisch für einen Priester im Jahr 2015: von einer Veranstaltung zur anderen.  Ich denke auch an das Bild, das ein Priester abgibt, wenn er 5 Minuten vor der Messe schnell durch die Kirche huscht, alles schnell vorbereitet und dann nach der Messe wieder ganz schnell zum nächsten Termin muss.
So einen „Guten Hirten“ stelle ich mir anders vor, ein Hirte, der hat Zeit.  Es tut mir leid, wenn wir Priester oft den Anschein erwecken, dass wir keine Zeit haben. Dem ist meistens nicht so.
Der Gute Hirt scheint ein Idealbild zu sein?!  Aber, wie das halt so ist mit den Idealbildern, man hechelt hinterher.  Das ist wie mit dem Bild von einer idealen Familie, man schaut sich dieses Bild an und vergleicht es mit der eigenen Realität und denkt sich, dass erreiche ich nie. Das ist dann demotivierend.  Aber ich frage mich, was ist dann am Bild vom Guten Hirten noch gut, wenn es einen demotiviert.  Der Gute Hirt ist vor allem deshalb gut, weil er hilft.  Er will uns nicht demotivieren und hinter einem Bild hinterher hecheln lassen.
Manche Kirchenkritiker kommen mit dem Bild vom Guten Hirten nicht klar: „Wer will schon ein dummes Schaf sein?“ <— solche Sachen werden dann geäußert. Aber darum geht es in diesem Gleichnis gar nicht. An einer anderen Stelle in der Schrift bezeichnet Jesus schließlich seine Apostel als Schafe (Mt 10,16) . So schlecht kann es also nicht sein, Schaf zu sein. Was gemeint ist, sagt der HERR deutlich: Ich kenne die Schafe und die Schafe kennen mich. Es geht um Vertrautheit. So wie Jesus auch sagt hat: Ich nenne euch nicht mehr Knechte, sondern Freunde.
So wie der göttliche Sohn vertraut ist mit dem Vater und der Vater mit dem Sohn, so sollen auch wir vertraut sein mit Gott.

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