Freitag, 26. Juni 2015

Requiem - für einen jungen Mann nach schwerer Krankheit

Liebe trauernde Eltern. Liebe Großeltern, Verwandte und Freunde des Verstorbenen.
 Liebe trauernde Gemeinde.

Bei allem Trost, den Sie ihrem Sohn das vergangene Jahr gespendet haben, bei allem Trost, den Ihr Sohn das vergangene Jahr Ihnen gespendet hat, bei allem Mitleid, das man Ihnen gegenüber in den letzten Tagen zum Ausdruck gebracht hat, bei aller Hoffnung, von der ich als Christ überzeugt bin, ist das unsägliche Leid und der Tod ihres Sohnes uns allen unverständlich. Man kann nichts gutmachen, was nicht gut zu machen ist.

Für uns alle hier in der Kirche gibt es ein Testament. Etwas, was uns für unser Leben hier und jetzt von jemandem mitgegeben ist. 
Für die Christen unter uns ist dieses Testament in den Worten Jesu und in der Person Jesu zu finden. Für uns alle hier ist es aber auch im Leben und Leiden des viel zu jung Verstorbenen zu finden. Für uns alle ist das ein Testament, das uns gegeben ist; so habe ich aus unserm Gespräch vorgestern rausgehört: Das Testament von N heißt: 1. Nicht aufgeben! 2. Obwohl man selber ganz unten ist, dem anderen Trost spenden. Das sind sicherlich nur zwei Eigenschaften eines fabelhaften Menschen, die aber gerade in seiner Krankheit so hervorgestochen sind. 1. Nicht aufgeben! und 2. Obwohl man selber ganz unten ist, dem anderen Trost spenden.
Das hat für mich etwas Kämpferisches und zugleich etwas Menschliches. Etwas, was wir uns für unser Leben merken dürfen und umsetzen dürfen. Sich nicht aufgeben und die echte Sorge um den andern!

Ein Testament in diesem Sinne ist also etwas, das in unsere Herzen geschrieben ist. Gerade im Leiden schreibt das ein Mensch in unser HERZ.
Nur in diesem Sinne verstehe ich unseren christlichen Glauben und unsere Hoffnung auf die Auferstehung der Toten. Das ist nichts, was unser Herr Jesus uns gegen unseren Willen aufdrückt. Und gerade davon handeln ja die vier Evangelien. Wenn der HERR den Weg der Freude und den Weg der Gottverlassenheit mit den Menschen geht und mit ihnen weint; so vergießt er Tränen, als seine Freunde Johannes der Täufer oder Lazarus sterben. Er erzählt immer wieder, wie sein himmlischer Vater ist. Er wirkt Wunder und kümmert sich um die Armen. Und doch fassen viele nicht, was Jesus meint. Das wird ausgerechnet bei den Zwölf Aposteln immer wieder deutlich, die ihm eigentlich so nahe sind und doch oft nicht begreifen, was er eigentlich von ihnen will. Vielleicht fühlen sie sich auch von ihm im Stich gelassen!
 Die besten Beispiele dafür sind der ungläubige Thomas oder der Erste der Apostel, Petrus. Beide nehmen diesen Glauben an Tod und Auferstehung erst mal nicht an/ wollen es nicht wahr haben.
Und was macht Jesus? Er ist geduldig, erklärt es ihnen noch einmal. So spricht Jesus im 14. Kapitel des Johannesevangeliums von den Wohnungen, die uns im Himmel erwarten. Er sagt:
Euer Herz lasse sich nicht verwirren, glaubt an Gott und glaubt an mich. Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Ich gehe euch voran um euch dort eine Wohnung zu breiten.
Und darauf der Apostel Thomas: „HERR, wir wissen nicht, wohin du gehst.“
Gerade diese Unsicherheit der Apostel und wie sie diesen Unglauben in Worte fassen und so unserm HERRGOTT ihre Not mitteilen soll uns heute als Beispiel dienen. (Ein ach so sicherer „Glaube“ mit fertigen Antworten führt zu Arroganz und Fanatismus.)
So will ich für euch mit den Worten der Apostel und mit meinen eigenen Worten beten:
  • HERR, du weißt alles, du weißt, dass ich dich liebe; auch wenn ich jetzt nicht begreifen kann, was du mir mit dem Tod von N sagen willst. (Joh 21)
  • HERR, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wir haben nur eine Ahnung, dass mit dem Tod nicht alles zu Ende sein kann. Stärke uns. (Joh 14)
  • Erst wenn du mich wieder spüren lässt, dass der Tod nicht das Ende ist, glaube ich. Mein HERR und mein GOTT. (Joh 20)

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