Sonntag, 13. Januar 2019

Predigt zu Stephen Hawking und die Taufe des Herrn

Letztes Jahr verstarb der britische Astrophysiker Stephen Hawking. Er ist mit Paul VI., Johannes Paul II., Benedikt XVI. Und Franziskus gleich vier Päpsten begegnet und wurde Mitte der 80er in die Päpstliche Akademie der Wissenschaften aufgenommen. Und das als bekennender Atheist. Für Stephen Hawking war es erwiesen, dass Gott nicht existiert und das begründete er gerade auch mit dem Anfang des Universums. So erforschte er die Schwarzen Löcher, in denen ganze Sonnensysteme verschwinden können. Und dann ging es ihm wohl darum, dass er die Sache einfach umgedreht hat. Aus eben so einem schwarzen Loch (oder etwas ähnlichem?!) entstand umgekehrt unser Universum. Und ein schwarzes Loch kennt den Zeitbegriff nicht. Also kann ohne diese Zeit eben auch kein vorher gewesen sein. Es gab diese Zeit der Welterschaffung nicht, weil eben alles aus Nichts entstanden ist. 
(Dass so ein scharfer Denker in die Päpstliche Akademie der Wissenschaften aufgenommen wurde, verwundert. Aber für uns als Christen ist es wichtig, dass wir uns der Diskussion stellen und nicht alles mit dem frommen Denkmäntelchen verhüllen.) 
Gestern hat mir mein alter Freund Rudi aus St. Gallen eine Nachricht geschickt, wo ein Mensch den Unterschied zwischen Wissenschaft, Theologie und Esoterik erklärt. Ein Wissenschafter vermutet im Kühlschrank ist noch Bier. Aufgrund dieser Vermutung schaut er nach. Das ist Wissenschaft. 
Im Unterschied zur Theologie. Da werden Vermutungen nicht überprüft. Ich sage einfach, im Kühlschrank ist Bier, aber ich überprüfe es nicht. Wenn ich nachschaue, bin ich Wissenschafter. Wenn ich nachschaue, kein Bier finde, aber dann trotzdem behaupte, es wäre Bier drin, dann bin ich Esoteriker. 
😅 Diese kleine Geschichte lässt die Theologie noch relativ gut wegkommen.
Für einen Atheisten ist es meistens klar, dass Glaube lediglich Wunschdenken ist. Ähnliches ja auch der Religionskritiker Ludwig Feuerbach. So lassen wir einfach mal einen Atheisten das heutige Evangelium lesen. Er würde sagen, dass das Volk „voll Erwartung“ ist und dann diese Erwartung auf Jesus projiziert. Sie sagen dann: Er ist es der, der uns rettet. 
Ebenso kann man diese Stimme aus dem Off deuten. So sehnt sich ja der Mensch, angenommen und geliebt zu sein. Und diese tiefe Sehnsucht des Menschen findet dann ihre Antwort in der Zusage aus dem Himmel: „Du bist mein geliebter Sohn.“ 
Gerade an der Taufe Jesu im Jordan scheiden sich die Geister. Schon im 2. Jh. gab es Leute die sagten, schaut euch die Taufe Jesu an. Da wird der Mensch Jesus von Gott adoptiert.  Vorher war er ein ganz normaler Mensch. (Adoptionismus) 
Vielleicht baut ein Rudolf Steiner oder der Gründer des Islams auf eben diesen Gedanken auf. 
Doch zurück zu Stephen Hawking und dem Beginn des Universums. Denken wir noch einmal an das Nichts, das am Anfang war. Ein Nichtort. Eine Nichtzeit. Eine Nichtordnung. Es gab in diesem Anfang keine Naturgesetze. Und wir würden diesen Ort vielleicht auch als Chaos bezeichnen. 
Diesen Anfang nennt die Bibel ja ähnlich: 
„1. Am Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde. 2. Und die Erde war tohu wa-bohu.“ Der hebräische Begriff bedeutet nach Luther „wüst und leer“. Dabei bezeichnet tohu die „Öde“ oder „Leere“, wa bedeutet „und“ und bohu drückt die Bedeutung von „ungeordnet sein“ aus.[1] Die Einheitsübersetzung gibt die Stelle mit „wüst und wirr“ wieder (Genesis 1,2 EU). In der Neuen evangelistischen Übersetzung wird die Stelle mit „Die Erde war formlos und leer“ wiedergegeben. Die Übersetzung Martin Bubers und Franz Rosenzweigs (Die Schrift) gibt nicht die wörtliche Bedeutung wieder, sondern überträgt das Stilmittel: „Irrsal und Wirrsal“. (Quelle - wiki)
Gerade in diesem Schneechaos kann man sich vorstellen, was das ist.
Und der Schöpfungshymnus am Anfang der Bibel erklärt ja, wie die Ordnung - die Lebensordnung - in dieses Chaos gekommen ist und wie der Mensch durch seine Sünde diese Ordnung zerstört hat.
Jetzt in der Taufe Jesu erscheint diese göttliche Ordnung wieder. 
Auf dass es zum Guten gereicht. Auf dass es gut wird. 
Die Taufe des Johannes funktioniert ja so, dass der Mensch hineinsteigt ins Wasser und dann rein gewaschen wird. Beim Gottmenschen Jesus ist es anders. Er, das makellose Lamm, steigt in das Wasser und heiligt es. Er heiligt und ordnet die Schöpfung neu. 
Man merkt hier, dass es nicht um eine Selbsterhöhung des Menschen geht; es geht nicht darum, dass wir um unserer selbst willen erhöht werden, sondern, wenn wir mit Jesus sind, dann sind wir neue Schöpfung und lassen uns mit ihm hinziehen zum himmlischen Vater - zum Guten
Ich stehe doch nicht hier, weil ich als Kirchenmann die unten alle unter meiner Fuchtel haben will. Ich verkünde die  Gotteskindschaft. Als Kinder Gottes sind wir befreit und können durch gute Worte und Werke mitwirken an der neuen Schöpfung.
Nein, das vermag ein Stephen Hawking nicht zu denken. Er will die DNA des Menschen verbessern (verschlimmbessern?). Er will Planeten erobern. 
Johannes der Täufer, der Bußprediger, und Jesus Christus, das Lamm ohne Fehl und Makel, sie wollen uns, wollen diese Schöpfung wie sie ist, erlösen und befreien. Amen. 

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