Mittwoch, 25. Februar 2015

mit dem Tod im Gepäck - Fastenpredigt zum 2. Fastensonntag 2015

Liebe Schwester. Lieber Bruder. <— Heute mal in Einzahl.
Christlicher Glaube ist ja kein Massenphänomen, sondern der einzelne Mensch, von Gott geliebt, von Gott als Sohn und Tochter in der Taufe angenommen, der nicht mehr ohne Christus geht und ohne den Christus nicht mehr geht, der steht im Vordergrund.
Keine Masse. Da muss ich immer an dem Film „Das Leben des Brian“ denken, an diese eine Szene, wo der vermeintliche Messias auf seinen Balkon tritt und die Menge ihn verehrt. Er will das nicht.
Sie rufen ihm zu: „Segne uns, segne uns“ - alles gleichförmig im Chor.
Er darauf: "Ich habe euch ein oder zwei Dinge zu sagen:" (…) "Ihr seid doch alle Individuen.“
Die Menge: „Ja, wir sind alle Individuen.“
Er: „Und ihr seid alle völlig verschieden.“
Die Menge: „Ja, wir sind alle völlig verschieden.“
Ein einzelner aus der Menge: „Ich nicht.“

Der Film „Das Leben des Brian“ ist eine bitterböse Satire auf diverse Jesusfilme der 50er und 60er Jahren, die ähnlich wie diese Filme auch immer wieder das Phänomen der Masse darstellen; ganz klassisch natürlich die Bergpredigt oder die Speisung der Fünftausend.
An diesen Szenen wird deutlich, wie sich Gott mit seiner Botschaft an alle Menschen richtet; ähnliche Erfahrungen kann man bei Weltjugendtagen mit dem Papst oder bei Bergmesse etwas auf dem Zinödl oder auf der Schüttbauernalm machen.
Und dennoch bestimmen diese Szene nicht das Geschehen in den vier Evangelien oder in den meisten Büchern der Bibel, sondern es ist der einzelne und eine meist sehr persönliche Begegnung, die im Vordergrund stehen.
So auch in den Texten des heutigen Tages: Abraham und sein letzter Gang und Jesus mit drei Freunden bzw. im Sechs-Augen-Gespräch mit Elias und Mose. Beide, Abraham und Jesus, haben etwas im Gepäck, das sie mit uns verbindet: den eigenen Tod.
Nun werden sie sagen: Moment, wo hat den Abraham den eigenen Tod im Gepäck, hier geht es doch um den Tod seines Sohnes?! Aber gerade das ist ja das Tragische: denn wenn der Sohn stirbt, stirbt nicht letztlich der Vater mit ihm? Und damals hat man alles auf den Nachwuchs gesetzt; die eigenen Söhne waren nicht nur die Altersvorsorge, sondern eben auch Zusage Gottes, dass es mit meinem Geschlecht, mit meinem Hof weitergeht.
So kann man in etwa nachvollziehen, dass Abraham, als er diesen beschwerlichen Weg nach oben gegangen ist, auch mit seinem Leben abgeschlossen hat.
Und ähnlich auch Jesus. Ja über was soll er sich denn mit Mose und Elijas unterhalten haben, wenn nicht über den eigenen Tod. Er redet oft davon und ist sich bewusst, dass dieser Weg kein leichter sein wird. Gerade mit der Asche am Beginn der Fastenzeit wird uns bewusst, dass auch unser Weg zu Ende gehen wird. Mit dem Tod im Gepäck.  Und da sind wir alle allein. Da ist keiner bei uns. Natürlich trösten wir uns, sagen da ist die Familie, da sind Engel, die uns begleiten und natürlich hoffen wir auch, dass Maria uns in dieser Todesstunde begleiten wird. Aber das alles darf uns nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir nur alleine sterben können. Sterben kann kein anderer für uns. und gerade im Alter merkt man, dass man dem Tod ein Stückchen näher kommt.
In der jüdisch-christlichen Tradition ist es gerade Abraham, der drüben auf uns wartet. Abraham als Mann des Glaubens, der uns vorangegangen ist.
Wer wartet auf uns auf der anderen Seite? Vielleicht ist Abraham ziemlich weit weg und das ganze nur eine fromme Vorstellung?
Wer wartet auf uns auf der anderen Seite? Ich kann mir vorstellen, dass auf der anderen Seite ein Christ oder eine Christin wartet, der/ die im selben Land geboren ist wie Abraham (im heutigen Irak). Christen, denen einfach nur deshalb die Kehle durchgeschnitten wird, wegen ihres Bekenntnisses zum Evangelium. Christinnen - die gefoltert, vergewaltigt und versklavt werden - wegen ihres Bekenntnisses zum Evangelium.
Liebe Christen im Jahre 2015, warten auf uns nicht die Tausende verfolgten Christen aus Nordkorea, aus den diversen Ländern des Nahen Ostens und Afrikas?!
Schauen Sie uns dann an und was sagen Sie zu uns mit ihrem Blick.
Warum hast du deine Bibel im Regal verstauben lassen; warum hast du nicht täglich zu Gott gebetet? Warum hast du nicht barmherzig gehandelt? Warum bist du nicht zu deinem Glauben gestanden und hast stattdessen mitzugesehen, wie sie die Kreuze abgehängt haben? Was ist unser Glaube überhaupt noch wert, wenn man irgendwelche Gurus einlädt und mehr auf Horoskop und Geschwätz vertraut als auf den HERRN???

Liebe Schwester. Lieber Bruder. Das heutige Evangelium zeigt uns einen Ausweg. Einen holprigen Ausweg vielleicht. Denn das was Petrus da stottert, ist alles andere als glanzvolle Theologie; der erste Papst Petrus wusste nicht recht, was er da sagt. Aber, er hat sich damit beschäftigt, hat mit den anderen Apostel über seinen Glauben geredet. Es hat ihn nicht losgelassen. Er hat immer wieder versucht zu verstehen, wer dieser Jesus für ihn ist. Petrus hat es lange nicht begriffen. Aber spätestens in der Stunde seines Todes hat er es begriffen.
Wir feiern jetzt wieder gemeinsam Eucharistie. Begreifen können wir das nicht, wenn Gott uns durch die Eucharistie schon hier und jetzt Anteil  an der Herrlichkeit seines Sohne gibt (vgl. Schlussgebet).  


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