Sonntag, 10. März 2019

das Böse kann auch im frommen Gewand daher kommen - Predigt 1. Fastensonntag

Wenn man sich die Fastentipps so anschaut, wo es um Abnehmen, Gesünder leben, umweltfreundlicher Leben usw. geht und wo der Glaube überhaupt keine Rolle mehr spielt, dann kommt es mir vor, als ob ein Bräutigam sich auf seine Hochzeit vorbereitet: er bestellt eine schöne Wallfahrtskirche, ein üppiges Festmahl beim Dorfwirt, einen Blumenschmuck, eine traumhafte Musik; aber was er bei all diesen Vorbereitungen vergessen hat: Er hat überhaupt keine Braut. Oder sie ist ihm längst irgendwo abhanden gekommen. 
Wobei natürlich der Körper eine wichtige Rolle in unserm Leben spielt. Wie meint Pater Karl Wallner OCist, der am 31. März in Admont ist:
Unsere Sportler dürfen gläubiger werden und unsere Priester dürfen sportlicher werden. 
Eine Fixierung nur auf Körper und nur auf Seele ist etwas einseitiges. Beides gehört zusammen oder wie Jesus im Evangelium sagt: Der Mensch lebt nicht nur von Brot.
Bevor Jesus öffentlich wirkt, wird er von Gott in die Wüste geführt. Auf sich gestellt. Ohne Freunde. Die Nerven liegen nach 40 Tage Fasten blank. 
Ja, Fasten geht an die Substanz. Ähnlich wie ein Regen den Schnee wegbringt und nicht unbedingt hübsche, kahle Erde zum Vorschein bringt.
Und dieser Kargheit besinnt sich der Gottmensch Jesus darauf, dass Essen eben nicht alles ist.
Der Mensch erscheint hier in seiner geistigen Dimension. Mit einem höheren Ziel: 
Jesus spricht: In der Schrift steht: Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen.
Gewisse Höflichkeiten gelten bei uns als selbstverständlich. Wenn direkt hinter mir einer geht, schmeiße ich ihm nicht die Tür zu. Wenn ein Mensch redet, lass ich ihn ausreden. Wenn ich den Raum betrete, grüße ich die schon Anwesenden. 
Mose impft seinem Volk ein, dass der Dank gegenüber Gott selbstverständlich sein soll. Ihre Erstlingsgabe sollen sie dem HERRN darbringen und sich vor IHM niederwerfen. Das ist eine Gepflogenheit, eine für einen Christen selbstverständliche Unterordnung. So wie die Hirten und Magier selbstverständlich vor dem neugeborenen Jesuskind ihr Knie beugten. So wie der heilige Thomas eine Woche nach Ostern sein Bekenntnis sprach: „Mein Herr und mein Gott“. So wie Generationen vor uns ihre Kirchen und Bildstöcke gebaut haben, um IHM die Ehre zu erweisen.
Genauso selbstverständlich dürfen auch wir unsere Knie beugen vor unserm Herrgott. 
Für mich ist diese Bibelstelle so faszinierend, weil der Satan nicht einfach wüst verführt, sondern sogar die Heilige Schrift zitiert. Ja, das Böse kann auch im frommen Gewand daher kommen. Ich kann Bibelzitate benutzen, um den andern - der von Gott geliebte Mensch - runterzuputzen.  
Ganz zum Schluss sagt Jesus deshalb: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen.
Wissen Sie, in Tagen wie diesen werde ich immer wieder gefragt, wie ich zum Islam stehe. Und ich muss Ihnen sagen, ich habe diesbezüglich schon vor über zehn Jahren für mich eine Entscheidung getroffen: Mir ist Atheismus lieber als Islam. Entschuldigen Sie diese Schwarz-Weiß-Malerei, aber ich möchte deutlich sein. Mir ist ein Atheismus, in dem der Mensch eigenverantwortlich ist, lieber, als ein Glaube, in dem Gott hergenommen wird, um den Menschen klein zu halten. 
Anbetung Gottes: Ja. Aber die Eigenverantwortung des Menschen bleibt. Der Mensch hat eine Würde und hat einen Willen. Beides soll er einsetzen und sich nicht auf Gott rausreden oder auf die da oben. Das ist unser christliches Menschenbild. Genauso habe ich den heiligen Papst Johannes Paul II. und seine beiden Nachfolger immer verstanden. 
Taktieren wird nicht mit Gott. Benutzen wir ihn nicht. Schieben wir nicht einen frommen Vorhang vor ihn. Nein, rechnen wir mit IHM. 
Machen wir es bitte nicht, wie der Student/ die Studentin, der / die nichts gelernt hat und dann kurz vor der Prüfung um eine gute Note betet. Bereiten wir uns vor auf Ostern. Bereiten wir unser Herz - unser Innerstes vor auf Ostern.

Paulus schrieb uns heute in Röm 10: denn wenn du mit deinem Mund bekennst: „Jesus ist der Herr“ und in deinem Herzen glaubst: „Gott hat ihn von den Toten auferweckt“, so wirst du gerettet werden. So bekennen wir: Ich glaube an Gott…

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