Samstag, 19. September 2015

Predigt Hochzeit Schnelligkeit, Langsamkeit und Fröhlichkeit

Bei den Rallyfahrern in und um Admont geht es um Schnelligkeit, so wie auch bei euch in euerm Beruf.
Für Schnelligkeit ist weder G´tt, noch seine Kirche, noch meine Wenigkeit bekannt. Wir glauben ja an den barmherzigen Gott, der auf seinen verlorenen Sohn und seine verlorene Tochter wartet - geduldig und langmütig. G´tt, der schnell mal dreinschlägt, davon habe ich bisher selten gehört. Die Kirche - so wird ihr oft vorgeworfen - hinkt aktuellen Veränderungen immer hinterher. Sie wird dann vielleicht manchmal sogar mit einer Schnecke verglichen.
Aber wo ist bei Gott und seiner Kirche für so schnelle Menschen wie die Rallyfahrer und euch, liebe N, lieber N, Platz? Und da meine ich keinen dummen Glauben, nach dem Motto „Wenn ich so einen Platz im Himmel hätte, wäre ich schon zufrieden!“ Nein, ich meine wirklich Platz zum Leben und Gestalten.
Die Schnelligkeit kommt in der Heiligen Schrift wirklich nur sehr selten vor; mindestens zweimal wird einem Schnelligkeit empfohlen. Einmal ist es der Pharao, der zu Mose spricht.

Noch in derselben Nacht ließ der Pharao Mose und Aaron rufen und sagte zu ihnen: „Zieht so schnell wie möglich los, und verlasst unser Land, ihr und die anderen Israeliten! Geht, und opfert dem Herrn, wie ihr es verlangt habt!
Nehmt eure Ziegen- und Schafherden mit, auch eure Rinder, ganz wie ihr wollt! Nur zieht los, und bittet euren Gott auch um Segen für mich!“
33 Die Ägypter drängten die Israeliten zur Eile, damit sie schleunigst das Land verließen. "Wenn ihr noch länger hier bleibt", sagten sie, "kommen wir alle um!“ (Exodus 12,31-33 - Übersetzung Hoffnung für alle)

Das gelobte Land liegt vor dem Volk Israel. Es gilt nicht bei den Fleischtöpfen Ägyptens zu bleiben. Es gilt fortzuziehen. Man merkt hier förmlich, wie es diese Situationen gibt, das man die Gelegenheit beim Schopf packen muss. In Eile das Leben wagen. Alles zurücklassen, da das Leben, so wie es Gott mit mir vorhat, vor mir liegt.

Und eine andere Stelle - diesmal aus dem neuen Testament - erzählt auch von der Schnelligkeit und wann sie gut und wann schlecht ist:
Ihr wisst doch, meine geliebten Brüder: Jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn!“ (Jak 1,19 Elberfelder Übersetzung)
Wenn es darum geht, auf den andern zu hören (Tipps, Hilferuf…), da sollen wir schnell sein. Aber beim Reden und noch mehr beim Zorn, da sollen wir langsam sein.
Ja, wenn wir uns nur an diesen einen Vers aus der Bibel halten würden, dann wäre unsere Welt ein ganzes Stückchen besser.

Wenn´s um´s Sporteln und Arbeiten geht, da ist bei Euch Schnelligkeit gefragt. Aber lustigerweise wollt ihr es bei dieser Hochzeitsfeier eher etwas länger. Ihr seid das wahrscheinlich erste Brautpaar, das sich gleich drei Lesungen aus der Bibel für einen Wortgottesdienst ausgesucht hat. Das ist im Ennstal nicht mal bei einer Sonntagsmesse üblich. Und ich habe natürlich nichts dagegen, glaube ich doch daran, dass Gottes Wort mächtig ist und dass es in uns wirkt, wenn wir es hören.
Die erste Lesung aus dem Buch Kohelet ist ein Lobgesang auf die Zweisamkeit. Viele Sportarten sind einfach nur zu Zweit möglich und sicher. Jetzt bei der Rallye gibt´s auch immer einen Beifahrer. Ich zuerst gedacht, der würde dann daneben sitzen und in einer Hektik den Weg und die Gefahren ansagen; aber dem ist nicht so: Er sagt ihm statt dessen ruhig übers Mikro an, was der Fahrer bei der Übungsfahrt angemerkt hat. Also ein gegenseitiges Hören.

Als zweite Lesung habt ihr euch das Hohelied der Liebe aus dem ersten Korintherbrief ausgesucht. Die Liebe ist langmütig. (ja, ich liebe dieses Wort) Die Liebe erträgt alles. Bei Eurer Aktion ist immer dieses feine Band dahinter. Ihr behandelt Menschen, die mit Haut und Haaren geliebt sind und jemanden lieben und ihr selber seid Geliebte und Liebende. Es ist ein starkes Band, das uns Menschen miteinander verbindet. 

Liebe bleibt. Das ist die zentrale Aussage aus dem heutigen Evangelium. (Joh 15,9-12)
Und das ist es auch, was euch, lieber N, liebe N, vor den Traualtar geführt hat, weil Ihr glaubt, dass Eure Liebe bleibt.
Hochzeiten, Ordenseintritte und Priesterweihen gehen in der Kirche zurück. Aber ich glaube nicht, dass das das Hauptproblem ist; das Problem ist, dass so wenige in ihrer Liebe bleiben.
Ich wünsche Euch, dass ihr in der Liebe bleibt. Das eure Liebe jeden ganz normalen Tag zu einem besonderen Tag macht. In der vollkommen Freude. <— Von der ist heute nämlich auch im Evangelium die Rede. Aber was heisst das „vollkommene Freude“??
Und hier kommt der heilige Franziskus ins Spiel. Ihr erinnert Euch vielleicht. Der Heilige aus Assisi, nach dem sich unser argentinischer Papst benannt hat. Der nichts besitzen wollte und einen radikalen Weg der Christusnachfolge gegangen ist. Kaum ein anderer hat uns so klar und deutlich gesagt, was die vollkommene Freude ist.
-- Legende von der vollkommenen Freude --
Liebe N, lieber N, ich wünsche Euch nicht, dass Ihr super erfolgreich seid, nie Probleme habt und alles nach Euren Wünschen verläuft. Aber ich wünsche Euch, dass ihr selbst, wenn sich Berge gegen euch erheben, ihr immer ein frohes Herz bewahrt und ihr immer die Kraft findet, einander zu lieben und diese Liebe an andere weiter zu geben.

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