In unserer Pfarrkirche Sankt Nikolaus in Altenmarkt befinden sich zwei Seitenaltäre, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Auf der Südseite wird das Martyrium der heiligen Barbara dargestellt: Sie wird von ihrem eigenen Vater geköpft. Horror!
Auf der Nordseite sieht man die Gottesmutter Maria als Kind mit ihren Eltern Joachim und Anna. Familienidylle pur!
Gemeinsam mit unserer Kindergartenleiterin Maria Kronsteiner bin ich darauf gekommen, dass sich hier letztlich zwei Vatergestalten gegenüberstehen: der brutale Vater der heiligen Barbara und der gütige Vater Mariens und Großvater Jesu Joachim. Vielleicht gefällt es uns besser beim Altar der heiligen Ehepaares Anna und Joachim zu verweilen. Ja, so ist Gott: gütig und menschenfreundlich, wie es in einer Familie oft zum Ausdruck kommt.
Aber ich würde den Barbaraaltar nicht ganz ausklammern. Die Legende der heiligen Barbara erzählt, dass sie als Christin von ihrer Umgebung und selbst von ihrem engsten Familienkreis aufs Ärgste bedrängt wurde. Sie sitzt dann meist alleine auf der Anklagebank. Dann wird berichtet, dass sie immer wieder aus der Hand ihrer Feinde gerettet wird. Viele von uns haben ja im Alltag Angst bloßgestellt zu werden. Viele haben Angst, dass die eigene Schwachheit für die anderen sichtbar wird. Da ist die Zuversicht von uns Christen gefragt. Zuversicht, dass Gott auf unserer Seite ist und wahrhaft Großes mit unserer Schwachheit tut.
Heilige Barbara, starke Frau, bitte für uns, dass wir nicht den Mut verlieren und Gottes Hilfe in unserm Leben erfahren.
Interessanterweise erwähnt das Protoevangelium des Jakobus die Eheleute Joachim und Anna als schwache Menschen, denen erst mal keiner tröstend auf die Schulter klopft. Beide reagieren unterschiedlich auf ihre missliche Lage: Der Mann Joachim sucht das Weite und gelangt in die Einsamkeit der Wüste und erfährt dort die Nähe Gottes. Die Frau Anna fängt einen Streit mit ihrer Sklavin Judith an und merkt dann plötzlich, wie dumm das Ganze ist. Schließlich finden die beiden Eheleute wieder zueinander, sie kehren zu ihrem Gottvertrauen zurück und durch ihre Tochter Maria wird dem Ganzen die Krone aufgesetzt.
Bitten wir am Fest der heiligen Joachim und Anna (26. Juli) um Gottes Segen für unsere Familien, auf dass wir immer spüren, wie gut er es mit uns meint.
(Dies war auch mein "Wort zum Sonntag" in der Wochenzeitung "Ennstaler")
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